Schwamm drüber
Regenwasseragentur drängt auf Entsiegelung

Umweltsenatorin Manja Schreiner, Regenwasseragenturchefin Darla Nickel und BWB-Chef Christoph Donner beim Regen-Experiment. Der größte Schwamm sind Pflanzen, bei Manja Schreiners Versuch läuft nichts in den Gully.   | Foto: Dirk Jericho
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  • Umweltsenatorin Manja Schreiner, Regenwasseragenturchefin Darla Nickel und BWB-Chef Christoph Donner beim Regen-Experiment. Der größte Schwamm sind Pflanzen, bei Manja Schreiners Versuch läuft nichts in den Gully.
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Seit fünf Jahren treibt die Berliner Regenwasseragentur, ein Projekt der Berliner Wasserbetriebe (BWB) und der Senatsumweltverwaltung, den Umbau Berlins zur Schwammstadt voran. BWB-Chef Christoph Donner fordert einen schnelleren Ausbau der „blau-grünen Infrastruktur“ und eine Art Regenwassersteuer.

Bei Starkregen kann das Wasser in der versiegelten Innenstadt kaum versickern und läuft in die Kanalisation. Wenn die voll ist, schwappen die mit Fäkalien vermischten Wassermassen aus den Mischkanälen in Spree und Landwehrkanal über. Das "nasse Gold" fließt so ungenutzt raus aus der Stadt.

Seit 2018 gilt für Neubauquartiere
ein Bewirtschaftungsgebot

Die Regenwasseragentur will seit fünf Jahren Berlin zur Schwammstadt machen: Regen soll vor Ort versickern und verdunsten und wenn möglich nicht in den Kanal laufen. Das kühlt in Hitzesommern die Luft, außerdem werden Überflutungsschäden vermieden. Um Regen zu halten, müssen Flächen entsiegelt und Dächer begrünt werden. Bei Neubauquartieren werden Systeme wie Rigolen, Zisternen, Beete und Dachgärten von Anfang an mitgeplant. „Seit 2018 gilt für Neubauquartiere ein Bewirtschaftungsgebot: Niederschläge müssen auf dem Grundstück versickert, verdunstet oder anderweitig genutzt werden“, sagte Umweltsenatorin Manja Schreiner (CDU) zum fünfjährigen Bestehen der Regenwasseragentur.

Mehr Tempo auf dem Weg zur Schwammstadt

BWB-Chef Christoph Donner fordert mehr Tempo beim Umbau zur Schwammstadt. Was im Neubau schon klappt, hapert im Bestand. Größere Baumscheiben oder ein Grünstreifen zwischen Gehweg und Fahrbahn als Regenschwamm müssten bei jeder Straßenbaustelle „nach einem Musterkatalog der Regenwasseragentur“ verpflichtend gemacht werden, so Donner zum „Stadtumbau im laufenden Betrieb“. Er schätzt den Investitionsbedarf für „blau-grüne Infrastruktur“ auf bis zu zehn Milliarden Euro und schlägt eine Gebühr vor. „Das sollte uns allen ein bis zwei Euro im Monat wert sein“, sagte Donner. „Am Ende müssen wir darüber sprechen, wer den Umbau der Infrastruktur bezahlt“, so der BWB-Chef.

BIM geht mit gutem Beispiel voran

„Wir müssen mehr Vereinbarungen mit den Wohnungsbaugesellschaften schließen“, macht auch Regenwasseragenturchefin Darla Nickel Druck. Als gutes Beispiel nannte sie die BIM, die 5000 landeseigene Immobilien wie Verwaltungsgebäude, Gerichte, Feuerwehr oder Polizei betreut. Die bringe „als Vorreiter“ das Thema Schwammstadt und dezentrale Regenwasserbewirtschaftung mit Schulungen der Baumanager voran und sei „am aktivsten von den Verwaltern öffentlicher Liegenschaften“. Bei den kommunalen Wohnungsbaugesellschaften hat die Regenwasseragentur keinen Überblick, wie viel Regenwasser bereits durch Dachbegrünungen, Zisternen oder Flächenentsiegelungen zur Versickerung von der Kanalisation abgekoppelt sind. Ein Monitoring sei erst im Aufbau, „das brauchen wir dringend“.

Baumscheiben vergrößern

Etwa fünf Prozent der Dachflächen sind in Berlin bereits begrünt. Solche Dachgärten können 50 Prozent des Regens speichern und sorgen für frische Luft an Hitzetagen. Ein weiterer Schwamm sind Fassadenbegrünungen, die ebenfalls Regen aufnehmen. Davon gibt es aber erst ganz wenige, weit unter einem Prozent aller Gebäude. Es gibt auch konkrete Überlegungen, Baumscheiben zu vergrößern und zu begrünen. So kann das Wasser vom Gehweg über den Rasen fließen und der Regen dort langsam versickern, anstatt in den Straßengully zu laufen. „Da fällt dann vielleicht ein Parkplatz pro Baumscheibe weg“. sagt Darla Nickel. In Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg seien solche Projekte für Baumscheiben und Versickerungsmulden bereits in Planung, wie in der Bremer Straße in Moabit.

Bei ihrer Gründung vor fünf Jahren war die Regenwasseragentur die erste ihrer Art in Deutschland. Vorbild war Amsterdam, wo das Thema Regenwasserbewirtschaftung ganz oben auf der Agenda steht. Acht Mitarbeiter treiben in Berlin als „Regenwasseragenten“ die Schwammstadt Berlin voran. Es gab mehr als 1000 Beratungsgespräche, über 150 Fachvorträge, Hunderte Interviews und Dutzende Schwammstadtführungen, teilt die Regenwasseragentur mit.

Alle Infos unter https://regenwasseragentur.berlin.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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