Knöllchen unterm Scheibenwischer ade
Senat will die Parkraumbewirtschaftung mit Scanautos und elektronischem Strafzettel digitalisieren

Dieses Bild soll irgendwann der Vergangenheit angehören. Der Senat möchte die Parkraumbewirtschaftung digitalisieren und mittels Scan-Fahrzeuge Parksündern auf die Spur kommen. | Foto:  Thomas Frey
  • Dieses Bild soll irgendwann der Vergangenheit angehören. Der Senat möchte die Parkraumbewirtschaftung digitalisieren und mittels Scan-Fahrzeuge Parksündern auf die Spur kommen.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Hendrik Stein

Berlin bereitet sich auf die digitale Parkraumbewirtschaftung vor. Kontrolleure, die Knöllchen ausdrucken und an die Scheibe pinnen, braucht man dann nicht mehr. Eine sogenannte Scan-Car-Geschäftsstelle wurde jetzt eingerichtet.

Hunderte Kontrolleure vom Ordnungsamt sind täglich auf den Gehwegen unterwegs. Sie checken bei Wind und Wetter bei jedem parkenden Auto, ob ein gültiger Parkschein auf dem Armaturenbrett liegt oder eine Anwohnerplakette an der Scheibe klebt. Sündern klemmen die Kontrolleure ein Knöllchen untern Scheibenwischer. Manchmal führt das zu aggressiven Auseinandersetzungen. Pöbelnde Autofahrer sind auch schon gewalttätig geworden. Das soll in Berlin irgendwann der Vergangenheit angehören. Der Senat will den kompletten Prozess der Parkraumbewirtschaftung digitalisieren – von der Erfassung der Falschparker bis zum automatischen Versand der Knöllchen.

Amsterdam und Warschau als Vorbilder

In anderen europäischen Großstädte wie Amsterdam, Paris und Warschau fahren bereits sogenannte Scan-Cars. Das sind Autos mit Kameras auf dem Dach, wie sie auch Google für seine Straßenkarten durch die Gegend schickt. Wann auch in Deutschland die digitale Parkraumbewirtschaftung startet, ist noch offen. Erst müssen die rechtlichen Grundlagen in der Straßenverkehrsordnung geschaffen und viele Details geklärt werden. „Aus rechtlichen Gründen, aber auch aus technischen wird die digitale Parkraumüberwachung mittels Scan-Fahrzeugen erst in ein paar Jahren möglich sein“, sagt Jan Thomsen, Sprecher von Mobilitätssenatorin Bettina Jarasch (Grüne). Die Verkehrsverwaltung hat im März zur „Vorbereitung der digitalen Parkraumbewirtschaftung“ eine Scan-Car-Geschäftsstelle gegründet. Zum Team gehören Mitarbeiter vom Ordnungsamt Mitte und vom Straßen- und Grünflächenamt Friedrichshain-Kreuzberg.

Und so soll es eines Tages funktionieren: Parkscheine und Anwohnervignetten werden nur noch online ausgestellt und in einer Datenbank gespeichert. Die Kontrolleure fahren mit Kameraautos durch die Straßen. Die Scan-Cars machen Hunderte Bilder im Sekundentakt und schicken die verschlüsselten Fotos an die Parkraumdatenbank. Der Computer gleicht die Kennzeichen ab und überprüft, ob das Fahrzeug für den Ort eine Parkgenehmigung hat. Wenn nicht, werden die Strafzettel automatisch erstellt und per Post an die Adresse des Fahrzeugbesitzers geschickt.

Mitarbeiter zufriedener

Die Digitalisierung hat viele Vorteile und spült mehr Geld in die Stadtkasse. Für die Parkraumüberwachung braucht man nur noch einen kleinen Teil des jetzigen Außendienstes – ein paar Mitarbeiter im Büro und einige, die die ScanCars fahren. In Amsterdam sind die Krankenstände der Kontrolleure seit Einführung der digitalen Überwachung zurückgegangen. Und die Kollegen sind viel zufriedener. Die Mitarbeiter können zwischen Außendienst im Scan-Car und Innendienst wechseln.

Die Scan-Car-Geschäftsstelle soll die Einführung der Scanfahrzeuge vorbereiten und „die vielfältigen Zuständigkeitsbereiche und Geschäftsprozesse zentral steuern“, heißt es. Ein wichtiges Thema ist dabei der Datenschutz. Die Geschäftsstelle wird aus Mitteln der Parkraumbewirtschaftung und später durch Gelder aus dem Berliner Innovationsförderfonds finanziert.

Zwei unterschiedliche Projekte

Die Senatsverkehrsverwaltung weist darauf hin, dass die künftigen Scanfahrzeuge nichts mit dem laufenden Forschungsprojekt „Aufbau und Betrieb eines erweiterten umweltsensitiven Verkehrsmanagementsystems in Berlin (eUVM)“ zu tun haben. Wie berichtet, sind seit April schon vier Scanfahrzeuge unterwegs. Sie knipsen innerhalb des S-Bahn-Rings und einiger angrenzender Areale in Mitte und Tempelhof-Schöneberg ebenfalls parkende Autos. Ziel der Verkehrsuntersuchung ist, Parkdauer und Parksuchverkehr zu dokumentieren und Erkenntnisse für eine optimierte Planung zukünftiger Parkraumbewirtschaftung zu erlangen. In dem eUVM-Projekt gehe es nicht um Kontrolle oder Ahndung von Parkverstößen, so der Senat. Die Ordnungsämter hätten keinen Zugriff auf die Daten.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 768× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 782× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 473× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 42.500 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade und Mariendorf. Damit können weitere rund 42.500 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu ermöglichen. Schnell sein...

  • Frohnau
  • 11.12.24
  • 924× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.855× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.