Flussbad nimmt Fahrt auf: Pläne für Spreeschwimmen werden konkreter

Testschwimmen beim Flussbad-Pokal: Wendeboje vor dem Lustgarten kurz vor der Schlossbrücke. | Foto: Axel Schmidt
3Bilder
  • Testschwimmen beim Flussbad-Pokal: Wendeboje vor dem Lustgarten kurz vor der Schlossbrücke.
  • Foto: Axel Schmidt
  • hochgeladen von Dirk Jericho

Die Vision vom Badefluss inmitten der historischen Innenstadt nimmt immer mehr Gestalt an. Am 1. Juli startet zum vierten Mal der Flussbad-Pokal – ein Testlauf für Berlins abgefahrenste Badewanne.

Wenn das Wetter mitspielt, werden am 1. Juli wieder hunderte Schwimmer am Bodemuseum in den Kupfergraben springen, um vor der Kulisse der Museumsinsel bis zur Schlossbrücke um die Wette zu kraulen. Mit dem Wettbewerb im ungenutzten Spreekanal will der Verein Flussbad Berlin nicht nur Wassersportler begeistern, sondern die ganze Welt auf ein ehrgeiziges Projekt aufmerksam machen: Schwimmen in der Stadt, in sauberem Wasser.

Seit Jahren gibt es Pläne für ein Ökoschwimmbad im Herzen Berlins. Flussbad-Initiator Tim Edler hat mit seinem Bruder die Vision vom Badefluss entwickelt und dafür schon mehrere internationale Preise abgeräumt. Wurden die Schwimmbadideen anfangs von Seiten der Politik eher skeptisch registriert, „spüren wir jetzt unglaublichen Rückenwind“, sagt Flussbad-Sprecherin Barbara Schindler. Das Abgeordnetenhaus hat im November beschlossen, „das Flussbad Berlin zum Fließen zu bringen“, wie der Antrag hieß.

Ende 2018 läuft die Vier-Millionen-Euro-Förderung aus, die der Flussbad-Verein bisher von Bund und Land bekommen hat, um die Pläne für Berlins Badewanne inmitten der Stadt voranzutreiben. Für weitere Projektvorbereitungen und Tests, wie man das dreckige Spreewasser auf Badequalitätsniveau bekommt, sind erstmals 250 000 im Haushalt 2019 eingestellt.

Flussbad-Garten eröffnete am 1. Mai

Im April beginnen neue Tests im Spreekanal vor dem ehemaligen Staatsratgebäude, der heutigen European School for Management and Technology (ESMT Berlin). Im ESMT-Garten eröffnet die Flussbad-Crew am 1. Mai auch wieder den Flussbad-Garten mit allen Informationen zum Projekt und zur Geschichte öffentlicher Flussbadeanstalten. Die Terrassenanlage zeichnet den aus Skizzen rekonstruierten Grundriss des Schwimmerbeckens der „Doppel-Badeanstalt“, die zwischen 1895 und 97 im Mühlengraben errichtet und 1925 geschlossen wurde, im Maßstab 1:1 nach. Von der Informationsplattform am Ufer kann man auch das Laborschiff „Hans-Wilhelm“ beobachten, in der das Spreewasser natürlich gereinigt wird. 29 Parameter in drei Filterbecken werden auf dem früheren Lastenkahn analysiert. Zwischen Gertraudenbrücke und Auswärtigem Amt soll ein ökologischer Pflanzenfilter das hindurchfließende Spreewasser reinigen, so die Idee. Die Biologen testen auch einen Muschelreaktor.

Trotz kräftigen Rückenwindes für das Projekt ist mittlerweile der Plan, eine riesige Freitreppe in das Flussbad am Lustgarten zu bauen, vom Tisch. Denkmalschützer lassen das wegen des Unesco-Weltkulturerbes Museumsinsel nicht zu. Wenn das Flussbad tatsächlich wie geplant spätestens 2025 – 100 Jahre, nachdem die letzte Flussbadeanstalt im Mühlengraben geschlossen wurde – eröffnet, werden die Badehosenträger an zwei schmaleren Zugängen des zukünftigen 850 Meter langen Flussschwimmbades ins Wasser steigen: direkt an der Monbijoubrücke am Bodemuseum und vor der European School for Management and Technology. Noch im Sommer will der Flussbad-Verein dem Senat eine zweite Machbarkeitsstudie präsentieren, wie Barbara Schindler sagt.

Neben der Eröffnung der Dauerausstellung im Flussbad-Garten am 1. Mai starten am 14. April, 11 Uhr, auch wieder die Flussläufe. Bei den Führungen erklären die Experten alle Abschnitte der Strecke und Details zur natürlichen Wasserfilterung. Treffpunkt ist die Inselbrücke. Zum Tag der Städtebauförderung am 5. Mai gibt es gleich drei Flussläufe (11, 14 und 17 Uhr). Neu ist auch ein Lehrprogramm für Schüler zu den Themen Wasser, Nachhaltigkeit und Stadtentwicklung. In einer Ideenwerkstatt wollen Pädagogen am 26. April das Konzept einer „Flussbad Akademie“ ausarbeiten.

Saubere Spree

Um das Wasser zu klären, soll der Bereich rund um die Fischerinsel bis zum Hauptarm der Spree renaturiert werden. Pflanzen und Kiesschichten filtern das Wasser natürlich. Der Altarm wird zum ökologischen Wasserpark, in dem Fußgänger auf Stegen spazieren können. Die nördliche Ufermauer kommt weg, und es werden Böschungen angelegt, so dass der Flusslauf weich ins Gelände übergeht. Das eigentliche Schwimmbecken wäre zwischen Bodemuseum und der früheren Schleuse am Auswärtigen Amt. Abwässer, die derzeit zum Beispiel bei Starkregen aus der Kanalisation in den Kupfergraben fließen, könnten unter einem Steg in einem separaten Kanal parallel zur Ufermauer durch das Schwimmbecken geleitet werden. Nach den Plänen könnten Duschen, Toiletten und Umkleideräume unsichtbar in den ungenutzten Katakomben unterm ehemaligen Kaiserdenkmal am Schloss integriert werden.

Alle Informationen zum Flussbad-Projekt, Anmeldungen für den Flussbad-Pokal und ein Logbuch unter www.flussbad-berlin.de
Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 103× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 899× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 573× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.072× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.959× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.