Kahlschlag droht: Kastanienbäume in der Levetzowstraße sind krank
Moabit. In der Moabiter Levetzowstraße stehen 146 Kastanien in einer Doppelreihe. Im Rund gewachsen wäre das schon ein ansehnliches Wäldchen. Den Bäumen droht nun aber der Kahlschlag.
Die Kastanien sollen krank sein. Schuld an ihrem Zustand sind laut Umwelt- und Naturschutzstadträtin Sabine Weißler (Grüne) die Miniermotten, deren Larven sich durch die Blätter fressen, das winterliche Streusalz, das den Bäumen Feuchtigkeit entzieht, und der Zunderschwamm, ein schmarotzender Baumpilz. Weißlers Fachbereich gibt den Kastanien nur noch eine Frist von acht bis zwölf Jahren.
Gegen den schleichenden Tod der Bäume schreitet der Bezirk nicht ein. Im Falle des Streusalzes müsste man in regelmäßigen Abständen das Salz aus dem Boden spülen. Kostenpunkt: zwischen 29 000 und 62 000 Euro jährlich. Dafür fehle das Geld, sagt Weißler. Für den Zunderschwamm macht die Dezernentin den Klimawandel mit einhergehender Trockenheit und Hitze verantwortlich.
Also weg mit den Bäumen und neue gepflanzt. Weißlers Konzept sieht danach eine Bepflanzung mit wachstumsstarken Pflanzen vor. Darüber kann noch ausgiebig nachgedacht werden. Der Mittelstreifen in der Levetzowstraße soll erst in zehn Jahren wieder bepflanzt werden.
Die CDU-Fraktion in der BVV fordert das Bezirksamt auf, von der Fällung vorerst abzusehen und sämtliche Möglichkeiten auszuschöpfen, die geschädigten Kastanien zu erhalten. Die Levetzowstraße mit ihren Kastanienbäumen sei „ein grüner Stadtraum, der in diesem dichtbebauten Bereich Moabits als absolut identitätsstiftend einzustufen ist“, sagt der Verordnete Olaf Lemke. „Ein Verlust der Bäume und des Grüns für mehrere Jahre ist der Bevölkerung nicht vermittelbar.“ Der CDU-Antrag wurde zur Beratung in den Ausschuss für Umwelt, Natur, Verkehr und Grünflächen überwiesen. Dort wird er am 18. Oktober behandelt.
Derweil hat die FDP einige bohrende Fragen an die Stadträtin Sabine Weißler gestellt. Tenor: Was die Bewertung des Zustands der Bäume angeht, zweifeln die Freidemokraten an der Expertise des Bezirksamts. Darüber hinaus werfen sie dem Bezirksamt Versäumnisse vor. Warum lasse es die Verwendung von Streusalz und anderen Mitteln zu, wenn deren dramatische Auswirkungen auf Bäume bekannt seien? KEN
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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