Frauen nutzen ihre Chancen: Ausstellung über erfolgreiche Migrantinnen im Rathaus

Die Iranerin Roya musste 1985 noch einmal bei Null anfangen: Ihr  Abitur wurde nicht anerkannt. | Foto: Schilp
2Bilder
  • Die Iranerin Roya musste 1985 noch einmal bei Null anfangen: Ihr Abitur wurde nicht anerkannt.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Neukölln. Porträts und Geschichten von Migrantinnen: Im zweiten Stock des Rathauses, Karl-Marx-Straße 83, ist zurzeit die Ausstellung „Chancen genutzt“ zu sehen.

Mit der Schau feiert der gemeinnützige Verein „Treff- und Informationsort für Migrantinnen“ (TIO), der seinen Sitz in der Neuköllner Reuterstraße hat, den 25. Geburtstag seines Qualifizierungsprojekts. Deshalb sind es auch 25 Frauen, die mit Fotos und Interviews vorgestellt werden.

Fast keine von ihnen besaß einen in Deutschland anerkannten Schulabschluss. Einige hatten ihre Zeugnisse auf der Flucht vergessen oder verloren. Andere hatten nur einige Jahre lang eine Schule besucht oder sie in Deutschland ohne Abschluss verlassen. Wieder andere bemühten sich vergeblich um die Anerkennung ihrer Ausbildungen, die sie in ihrer Heimat gemacht hatten.

Heute sind sie Erzieherinnen und Altenpflegerinnen, Hotelfachfrauen und Heilerziehungspflegerinnen, arbeiten bei den Stadtteilmüttern Neukölln oder als Röntgenassistentin. Manche haben studiert oder sich selbständig gemacht.

Sie alle bestätigen den Ansatz von Tio: Integration läuft am besten über den Weg einer Ausbildung und eines Berufes.

Ein Beispiel ist Fadila, die im Jahr 2000, also nach Ende des Krieges, mit ihrem Freund aus Bosnien nach Berlin kam. Jahrelang musste sie um eine Aufenthaltsgenehmigung kämpfen und hielt sich mit unterschiedlichsten Jobs mehr schlecht als recht über Wasser. TIO half ihr, sich für den Beruf der Steuerfachangestellten zu entscheiden. Erst später erfuhr sie, dass diese Ausbildung als eine der schwierigsten gilt. Sie bewies Biss. Inzwischen hat sie ihre Prüfungen mit großem Erfolg abgelegt.

Oder Keziban. Sie ist in Deutschland geboren und wurde mit elf Jahren auf ein Internat in der Türkei geschickt. Doch schon wenig später holte ihr Vater sie zurück und zwang sie, zu Hause zu bleiben und die schwangere Mutter zu unterstützen. Der Vater wurde angezeigt, und Keziban konnte ihren Hauptschulabschluss machen. Der reichte aber nicht für ihre beruflichen Pläne, also qualifizierte sie sich bei TIO weiter. Das gab ihr Mut und Kraft. Inzwischen ist sie studierte Sozialpädagogin.

Oder Cao aus Angola, die nie geglaubt hätte, dass sie einmal Konditorin werden würde. Oder Faten aus dem Libanon. Nach eigener Aussage war sie eine freche Schülerin, die sich nach vielen Schwierigkeiten für den Beruf der Kosmetikern entschied.

Mehr als 500 Frauen aus über 50 Ländern haben bei TIO bisher ihren Schulabschluss nachgeholt. Außerdem beraten die Mitarbeiterinnen ständig interessierte Migrantinnen und geflüchtete Frauen über ihre Weiterbildungsmöglichkeiten – auf Deutsch, Englisch, Türkisch oder Arabisch. Wer mehr wissen möchte, kann sich unter  624 10 11 oder auf www.tio-berlin.de sachkundig machen. sus

Die Ausstellung im Rathaus ist noch bis zum 6. Juli, montags bis freitags in der Zeit von 8 bis 18 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Die Iranerin Roya musste 1985 noch einmal bei Null anfangen: Ihr  Abitur wurde nicht anerkannt. | Foto: Schilp
Delia (r.) kam von den Philippinen nach Deutschland, Fadila verließ ihre bosnische Heimat und ist heute Steuerfachangestellte. Foto: Schilp | Foto: Schilp
Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

29 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 235× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 997× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 651× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.141× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.030× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.