Vielfalt als Glücksfall: Seit zehn Jahren gibt "Act" Jugendlichen eine Bühne

Von der Vereinsleitung: Gründerin Stefanie López und Anna Maria Weber vor einem Szenenfoto. | Foto: Schilp
  • Von der Vereinsleitung: Gründerin Stefanie López und Anna Maria Weber vor einem Szenenfoto.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Der Verein „Act“ feiert am 15. Februar seinen ersten runden Geburtstag an der Sonnenallee 124. Seit zehn Jahren dreht sich alles darum, dass Jugendliche ihre Sicht auf die Welt auf die Theaterbühne bringen.

„In der Schule gibt es Normen und Noten. Dort ist ganz klar, wo die Kinder und Jugendlichen hin sollen. Viel von dem, was sie können und was sie interessiert, wird nicht abgefragt. Eher wird von oben auf sie draufgeguckt, als ihnen zu begegnen“, sagt Anna Maria Weber vom Verein. Sie hat früher selbst an einer Neuköllner Schule unterrichtet.

Bei „Act“ ist es anders. Dort gilt: Handle und spiele und führe Regie über dein Leben und: Vielfalt als Glücksfall. „Jeder soll die Chance zur Teilhabe bekommen und begreifen, dass er nicht sein muss wie alle anderen - der Nerd, der Vorsichtige, der Risikobereite, der Schüchterne“, so Weber. Das funktioniere gut. „Oft hören wir nach einer Vorstellung von Zuschauern: „,Sind das tolle Leute! Wo habt ihr die denn her?’ Gemeint sind damit oft genau die, die sonst überall gleich rausfliegen und schon viele Demütigungen hinter sich haben.“ Gegründet wurde der Verein von der Schauspielerin Stefanie López und einer Kollegin. Heute zählt das Team 28 Frauen und Männer – unter ihnen Theaterpädagogen, Schauspieler und bildende Künstler.

Den Erfolg erklärt Anna Maria Weber unter anderem damit, dass es ein klares Konzept gibt. Entwickelt hat es Maike Plath, ehemalige Lehrerin an einer Neuköllner Hauptschule, die vor einigen Jahren ihre Verbeamtung aufgab und jetzt in der Vereinsleitung arbeitet. Zweiter Punkt: „Unsere Mitarbeiter wollen wirklich etwas bewegen. Das überträgt sich auf die jungen Schauspieler.“

Inzwischen nehmen mehr als 500 Kinder und Jugendliche pro Jahr in verschiedenen Gruppen teil. Jedes Jahr wird ein Stück erarbeitet, das im Sommer im Heimathafen Neukölln aufgeführt wird. Das Grundprinzip von „Act“ ist: Jugendliche, ihre Erfahrungen und Geschichten stehen im Mittelpunkt, und sie sind von der ersten Stunde an künstlerisch aktiv.

Abwechselnd übernehmen sie die Regie für zunächst kleine und später größere Szenen oder folgen den Regieanweisungen ihrer Mitspieler. „Das ist nicht immer einfach. Was ist, wenn ich Verantwortung übernehme, die anderen aber meine Anweisungen blöd finden? Aber es ist vielleicht auch schwer, einfach zu machen, was der andere sagt“, erzählt Weber.

Die Kursleiter versuchen, immer auf Augenhöhe mit den jungen Teilnehmern zu bleiben, sie helfen ihnen, ihre Ideen umzusetzen, die Geschichten zusammenzufügen. Verhandelt werden Fragen, die Jugendliche interessieren. Und das sind die ganz großen: Frieden und Demokratie. Aktuell geht es um Macht und Ohnmacht, im nächsten Jahr um künstliche Intelligenz.

Geprobt wird an der Kepler-Schule und im Heimathafen. Seit einiger Zeit hat der Verein einen eigenen Raum, das Act-Lab. An jedem Werktag trifft sich dort eine andere Gruppe drei Stunden lang. Hauptsächlich sind es Jugendliche, aber die Nachfrage bei Kindern wächst. Die Gruppen sind offen für Neun- bis 26-Jährige. Eine Gruppe nimmt sogar schon Siebenjährige auf. Die Teilnehmer kommen aus ganz unterschiedlichen Familien, viele haben ausländische Wurzeln, einige sind Flüchtlinge. So wie Hussein, Anfang 20. Er lebt seit sechs Jahren in Deutschland, seit fünf Jahren ist er bei „Act“ und leitet inzwischen selbst Jugendliche beim Theaterspielen an.

Das ist ganz im Sinne des Vereins. Kontinuität ist wichtig. „Wir proben jede Woche zur gleichen Zeit mit demselben Übungsleitern“, so Weber. Wer mehr wissen möchte, kann am 15. Februar um 19 Uhr vorbeikommen. Es wird eine Fotoausstellung mit Höhepunkten und Arbeitsergebnissen der vergangenen zehn Jahre gezeigt.

Mehr Infos unter https://act-berlin.de/, info@act-berlin.de und 91 53 47 75.
Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

25 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Wir beantworten Ihre Fragen gern. | Foto: Volkmar Otto

Sicherheit während der OP
Wie sicher sind Narkosen im Alter?

Im Laufe unseres Lebens steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Operation benötigen. Doch mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Zum Beispiel können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schwere Lungenkrankheiten oder Demenz die Narkoseverträglichkeit beeinflussen. Wir laden Sie herzlich ein, Ihre Fragen und Bedenken mit uns zu teilen. Unser Ziel ist es, Ihnen die Angst vor der Narkose zu nehmen und Ihnen ein Verständnis dafür zu vermitteln, wie wir Ihre...

  • Reinickendorf
  • 13.03.24
  • 519× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Seinen Füßen sollte man sehr viel Aufmerksamket schenken.

Infos für Patienten
Thema: „Rund um den ganzen Fuß"

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Doch wenn Probleme auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen einen tiefen Einblick in die Anatomie des Fußes und beschäftigen sich gezielt mit Problemen wie Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen für diese häufig auftretenden Probleme....

  • Pankow
  • 06.03.24
  • 815× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben beeinträchtigen? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen!  | Foto: Adobe

Quälen Sie sich nicht länger
Infoabend zum künstlichen Hüftgelenk

Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben beeinträchtigen? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen! Wir laden Sie zu unserem Infoabend ein, bei dem Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüftschmerzen entdecken können, ohne sich vor dem Eingriff fürchten zu müssen. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, wird Sie durch die modernsten Methoden bei Hüftoperationen führen. Erfahren Sie, wie die schonende...

  • Reinickendorf
  • 24.02.24
  • 1.223× gelesen
  • 1
Gesundheit und MedizinAnzeige
Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben beeinträchtigen? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen!  | Foto: Adobe

Quälen Sie sich nicht länger
Infoabend zum künstlichen Hüftgelenk

Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben beeinträchtigen? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen! Wir laden Sie zu unserem Infoabend ein, bei dem Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüftschmerzen entdecken können, ohne sich vor dem Eingriff fürchten zu müssen. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, wird Sie durch die modernsten Methoden bei Hüftoperationen führen. Erfahren Sie, wie die schonende...

  • Reinickendorf
  • 24.02.24
  • 1.223× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.