Lieber in Rixdorf leben
Vorsitzender des Heimatvereins will für Neuköllner Norden alten Namen zurück

Hilmar Krüger an der Ecke Richard- und Ganghoferstraße. | Foto: Schilp
  • Hilmar Krüger an der Ecke Richard- und Ganghoferstraße.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

„Nord-Neukölln“ kann Hilmar Krüger nicht leiden. Bei „Kreuzkölln“ sträuben sich ihm die Nackenhaare. „Diese Bezeichnungen haben überhaupt nichts Historisches“, sagt der Vorsitzende des Neuköllner Heimatvereins. Er möchte, dass der Norden des Bezirks seinen alten Namen Rixdorf zurückbekommt.

Dabei spricht er nicht nur vom Kiez rund um den Richardplatz, sondern vom gesamten Ortsteil, vom Terrain der ehemaligen Stadt Rixdorf. Rund 250 000 Einwohner zählte sie, als sie 1912 auf Betreiben des damaligen Bürgermeisters Dr. Curt Kaiser in Neukölln umbenannt wurde. Damit sollte der schlechte Ruf des Amüsier- und Arbeiterviertels abstreift werden.

„Es ging vor allem um wirtschaftliche Interessen, darum, Investoren und wohlhabendere Bewohner anzulocken. Das Steueraufkommen war sehr gering“, erzählt Krüger. Deshalb habe es auch Bestrebungen gegeben, sich mit dem reicheren Treptow zusammenzutun.

Ganz abgesehen von der Reputation: Auch der bloße Name „Rixdorf“ gefiel einigen Stadtvätern nicht. Das „x“ galt als wenig elegant, und „Dorf“ erschien ihnen nicht mehr passend für eine Stadt, die in den vergangenen Jahrzehnten eine gewaltigen Bevölkerungszuwachs erfahren hatte.

Ruf hat sich nicht verändert

Die Umbenennung war schon damals umstritten. „Die Abstimmung im Magistrat hatte etwas von einer Nacht- und Nebelaktion. Sie wurde bis in die späten Abendstunden hinausgezögert, so dass die Aufmerksamkeit nicht mehr hoch war“, so Krüger. Gebracht habe das Ganze wenig – auch das aus der Taufe gehobene Neukölln wuchs nicht zu einem Musterknaben heran.

Viele Bürger trauerten dem geschichtsträchtigen Namen nach. Schon 1928 gründete sich die „Vereinigung Rixdorfer Landsleute“. Aufgenommen wurde nur, wer im alten Rixdorf geboren war. Bis in die Fünfzigerjahre pflegten die Mitglieder die Historie – und hätten eine Rückbenennung mehr als begrüßt.

Problem Verwaltungsaufwand

Das früher oft vorgebrachte Argument, ein hoher Verwaltungsaufwand sei mit einer Namensänderung verbunden, lässt Krüger nicht gelten. „Man muss doch nur ein paar Ortsteilschilder austauschen, der Bezirk als ganzer würde ja weiter Neukölln heißen“, sagt er.

Das Wiederauferstehen von Rixdorf solle ein erster Schritt zurück zur Historie, zu einem Heimatgefühl sein: „Ich möchte, dass der Ortsteil als so lebens- und liebenswert wahrgenommen und dargestellt wird, wie er tatsächlich ist“, sagt Krüger.

Wirklich ein Identitätsanker?

Bürgermeister Martin Hikel (SPD) sieht das Ganze ein wenig anders. „Rixdorf ist für die Neuköllnerinnen und Neuköllner seit Jahrzehnten das historische Rixdorf rund um Richardplatz und Böhmischen Platz. Die Umbenennung des gesamten Nordens kann ich mir nicht vorstellen. Ich glaube, da spreche ich für die ganz große Mehrheit der Bevölkerung."

Hilmar Krüger hat da seine Zweifel. Er sei nicht der einzige, der sich den alten Namen zurückwünsche, sondern ein Sprachrohr für viele. Das hätten auch die ersten Reaktionen auf seinen Vorstoß gezeigt. „Sie waren durchweg positiv. Der Tenor: Wir wollen lieber heute als morgen in Rixdorf statt in Nord-Neukölln leben.“

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

29 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 135× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 921× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 588× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.086× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.977× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.