„Der Krieg ist verloren“
Stolperstein erinnert an den Nazi-Gegner Friedrich Rehmer
Ein Stolperstein soll künftig an den Widerstandskämpfer Friedrich Rehmer erinnern. Zur Verlegung der goldenen Tafel lädt die Anwohnerinitiative „Hufeisern gegen Rechts“ am Donnerstag, 8. September, um 9 Uhr vor die Harzer Straße 33 ein.
Friedrich Rehmer, Jahrgang 1921, wuchs in Neukölln in einer Arbeiterfamilie auf. Nach einer Schlosserlehre ging er zu einem Abendgymnasium und machte Abitur. Dank seiner sehr guten Kenntnisse in Erdkunde und Geschichte wurde er dort als Aushilfslehrer beschäftigt. Bald gehörte er einem Kreis von Nazi-Gegnern an, die mit Plakaten und Flugblättern über die deutschen Kriegsverbrechen in Osteuropa berichteten und die Bevölkerung zum Sturz des Regimes bewegen wollten. Von den Nazis wurde die Widerstandsverbindung als „Rote Kapelle“ bezeichnet.
Im Jahre 1941 wurde Rehmer zur Wehrmacht eingezogen, schwer am Bein verwundet und im Britzer Krankenhaus (heute: Bürgeramt Britz) untergebracht. Er konnte deshalb an der Zettelklebeaktion seiner Freunde gegen die nationalsozialistische Propagandaausstellung „Sowjetparadies“ nicht teilnehmen. Doch er sprach darüber. Laut Zeugen sagte er außerdem Dinge wie „Der Krieg ist verloren“ und „Für die Verbrechen in der Sowjetunion müssen sich Deutsche noch in Jahrhunderten schämen“. Am 29. November 1942 wurde Friedrich Rehmer verhaftet und vom Reichskriegsgericht wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ und „Kriegsverrat“ zum Tode verurteilt. Nicht einmal 22 Jahre alt, wurde er in Plötzensee ermordet.
„Mit dem Stolperstein ehren wir einen mutigen Menschen, der auch in finsteren Kriegszeiten an eine friedliche Zukunft ohne Terror, Unterdrückung und Ausgrenzung geglaubt und für sie gekämpft hat“, sagt Jürgen Schulte von der Anwohnerinitiative „Hufeisern gegen Rechts“. Musikalisch wird das Gedenken von der Gruppe Querbeet umrahmt.
Eine Woche später, am 15. September, geht es bei einer zweiten Veranstaltung ebenfalls um Friedrich Rehmer und seinen Zugang zum antifaschistischen Widerstand. Sie beginnt um 19.30 Uhr in der Galerie Olga Benario, Richardstraße 104. Der Eintritt ist frei.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.