Geht es direkt in den Bundestag?
Neuköllner SPD hat sich für einen Spitzenkandidaten entschieden

Hakan Demir gehört zum linken Flügel seiner Partei. | Foto: Dilvin Sahin
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Hakan Demir (35) tritt im Herbst 2021 als SPD-Direktkandidat für den Bundestag an. Bei einer Neuköllner Mitgliederbefragung haben sich knapp 52 Prozent für ihn ausgesprochen. Auf seinen Konkurrenten Tim Renner entfielen gut 45 Prozent. Die Christdemokraten haben Christina Schwarzer nominiert.

Es war das erste Mal, dass sich die Basis an der Entscheidung, wer für die Partei in den Bundestag ziehen soll, beteiligen konnte. Die beiden Kandidaten hatten sich zuvor bei mehreren Sitzungen vorgestellt. Hakan Demir dürfte schon vielen persönlich bekannt gewesen sein, er ist seit Jahren in der SPD Rixdorf aktiv.

Tim Renner hatte seine Kandidatur erst im August dieses Jahres bekannt gegeben. Der 55-jährige Musikproduzent, Journalist und Autor ist in Charlottenburg-Wilmersdorf beheimatet und war von 2014 bis 2016 Kulturstaatssekretär. Sowohl Bürgermeister Martin Hikel als auch Ex-Bürgermeisterin und Familienministerin Franziska Giffey hatten Renner dazu ermuntert, sich aufstellen zu lassen.
Doch die Mehrheit der rund 44 Prozent Neuköllner SPD-Mitglieder, die an der Abstimmung teilnahm, entschied sich anders.

Guter politischer Austausch zwischen Konkurrenten

Renner zeigt sich als fairer Verlierer: „Hakan hat super gekämpft und letztlich gewonnen. Das sei ihm mehr als gegönnt. Nun muss es darum gehen, diese Kraft in den nahenden Wahlkampf zu tragen.“ Hakan Demir sagt: „Es waren intensive Wochen und ich danke Tim Renner für den politischen Austausch.“ Jetzt heiße es, nach draußen zu gehen und Überzeugungsarbeit zu leisten.

Hakan Demir gehört dem linken Flügel der SPD an. Seine wichtigsten Themen für Neukölln: chancengerechte Bildung, ein starker und funktionierender Sozialstaat und der Kampf gegen Rechts. Er setzt sich ebenfalls ein für mehr Kommunalisierung statt Privatisierung, für die gleiche Bezahlung von Mann und Frau, die Anhebung des Mindestlohns und die Stärkung der Gewerkschaften.

Demir selbst kommt aus bescheidenen Verhältnissen. Er wuchs in einem Krefelder Arbeiterviertel auf und war der Erste seiner Familie, der studierte. Er belegte die Fächer Politik, Philosophie und Betriebswirtschaft. Seit acht Jahren lebt er in Neukölln und seit vier Jahren arbeitet er als Büroleiter des Bundestagsabgeordneten Karamba Diaby.

Was ist ein Direktmandat?

Was genau ist ein Direktkandidat? Von den 29 Berlinern, die derzeit im Bundestag sitzen, haben zwölf ein Direktmandat. Das heißt: Jedem von ihnen ist es gelungen, in seinem Wahlbezirk die meisten Erststimmen auf sich zu vereinigen. Die Zweitstimmen dagegen sind ausschlaggebend dafür, wie viele Sitze eine Partei bekommt. Doch egal, wie das Gesamtergebnis ausfällt: Dem erfolgreichen Direktkandidaten ist immer ein Platz garantiert.

Ein Spaziergang wird das für Hakan Demir sicherlich nicht. Das zeigt ein Blick auf die vergangenen zwei Bundestagswahlen. Zwei Mal holte der Neuköllner SPD-Politiker Fritz Felgentreu das Direktmandat, doch beide Mal war es knapp. So lag er im Jahr 2017 mit 26,8 Prozent der Erststimmen nur 2,2 Prozentpunkte vor seiner Herausforderin Christina Schwarzer (CDU).

Nächster Anlauf für Christina Schwarzer (CDU)

Und doch ein beachtlicher Erfolg für Felgentreu, denn das Votum für seine Person fiel immerhin deutlich positiver aus als das Votum für seine Partei. Mit der Zweitstimme wählten nämlich nur 19,5 Prozent der Neuköllner sozialdemokratisch, die CDU kam auf 22,3 Prozent und war damit stärkste Kraft.

Christina Schwarzer wird auch bei der kommenden Wahl als CDU-Direktkandidatin antreten. Die 44-Jährige, die bereits von 2013 bis 2017 Mitglied des Bundestags war, setzt auf einen starken Staat, der mit „harter Hand gegen Kriminalität, Extremismus und Verschwörungsideologien“ vorgeht. Ein weiteres zentrales Thema ist für die gebürtige Neuköllnerin der Kinderschutz auf allen Ebenen.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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