Künstler in Valencia
Seit 20 Jahren gibt Wolfgang Wündsch Eckensteher Nante

So kennen ihn viele Berliner: Wolfgang Wündsch spielt seit 20 Jahren den Eckensteher Nante. | Foto: Bernd Wähner
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  • So kennen ihn viele Berliner: Wolfgang Wündsch spielt seit 20 Jahren den Eckensteher Nante.
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Seit nunmehr 20 Jahren ist er als „Eckensteher Nante“ auf Veranstaltungen, Festen, aber auch mit Berlin-Programmen zu erleben: Der Grafiker und Entertainer Wolfgang Wündsch.

Doch inzwischen hat er einen zweiten Wohnsitz im spanischen Valencia und erfüllt sich dort nach und nach einen großen Traum. Er durfte nämlich mit seinen Skizzenbüchern in den Werkstätten der Fallas-Künstler zeichnen. Und in Vorbereitung des kommenden Fallas-Festes möchte er sogar ein eigenes Kunstwerk dazu beitragen.

Doch der Reihe nach. Wolfgang Wündsch ist mit Leib und Seele ein Künstler, der in unterschiedlichen Bereichen kreativ tätig ist. Von Beruf ist er Grafiker. Als das Rathaus Pankow 2003 seinen 100. Geburtstag feierte, entwickelte Wündsch einen Nante-Bastelbogen. Darin stellt er seinem gezeichneten Nante einen Bürgermeister, Polizisten, Marktfrauen, Briefträger und andere Bastelfiguren zur Seite. Außerdem konnten Alt-Berliner Gebäude ausgeschnitten und mit den Figuren zu einer Stadtlandschaft gruppiert werden.

Die Idee kam nicht nur bei Pankowern gut an. Der Grafiker tauchte deshalb noch mehr in die Geschichte des Nante ein. Ursprünglich gab der Schauspieler Friedrich Beckmann dem vom Dichter Glaßbrenner erfundenen Nante das Gesicht, die Figur und den typischen Berliner Witz. Mitte des 19. Jahrhunderts verkörperte er ihn auf den Bühnen der Stadt.

Angeregt von der Figur und des Erfolgs seines Bastelbogens entwickelte Wündsch dann Nante-Stempel, ein Nante-Kartenspiel und Gipsfiguren zum Anmalen. Mit all dem wollte er Werbung für Berlin machen. Wündsch entwickelte schließlich die Nante-Ecken als kulinarische Spezialität. Als er die präsentieren wollte, meinte man: Die müssen auch durch einen richtigen Nante vorgestellt werden. So ließ sich Wündsch ein entsprechendes Kostüm anfertigen, und seit 20 Jahren gibt er zu unzähligen Gelegenheiten immer wieder dieses Berliner Original. Dabei moderiert er nicht nur. Er tritt im Nante-Kostüm als Schnellzeichner auf und spielt auch mal auf einer eigens für ihn angefertigte Drehorgel und singt Alt-Berliner Gassenhauer.

Doch wie kam es nun zu seiner Liebe zu Valencia? „Mein Sohn wohnt seit 14 Jahren in Irland und seine Frau kommt aus Valencia“, erzählt Wündsch. Bei einem gemeinsamen Besuch in Valencia erlebte der Berliner das dortige Fallas-Fest. Dabei handelt es sich um ein riesiges Frühlingsvolksfest mit langer Tradition. 2016 wurde es von der Unesco sogar zum immateriellen Weltkulturerbe erklärt. Dieses Fest zieht jedes Jahr im März Zehntausende Besucher aus aller Welt an. Eine knappe Woche lang sind überall auf den Plätzen und in den Straßen riesige, bis zu 60 Meter hohe Figuren zu bestaunen. Diese werden jeweils über ein Jahr lang von einheimischen Künstlern in Werkstätten gestaltet. Zum Ende des Festes werden dann alle Figuren verbrannt.

Für Wolfgang Wünsch war das Fallas-Fest ein Erlebnis, das in ihm den Wunsch weckte, als Grafiker Fallas-Künstler bei der Arbeit in ihren Werkstätten zu zeichnen. Doch das Betreten dieser Werkstätten ist nur einheimischen Künstlern gestattet. Um ein „Einheimischer“ zu werden, vermietete ihm seine Schwiegertochter eine Wohnung in Valencia. Wündsch schrieb daraufhin an das Fallas-Museum und alle möglichen Institutionen in der Stadt, um als „Einheimischer“ die Genehmigung zu erhalten, in den Fallas-Werkstätten zu zeichnen. Ohne Erfolg.

Doch dann kam ihm ein Zufall zur Hilfe. Er lernte den Präsidenten des Dachverbandes der rund 700 Fallas-Vereine in Valencia kennen. Dieser erwies sich für den Berliner als Türöffner. So konnte er Ende letzten Jahres zwei Monate lang als einziger Ausländer in den Werkstätten unzählige Zeichnungen der Fallas-Künstler bei der Arbeit anfertigen. Und irgendwann wurde er dann als „einheimischer Künstler“ gefragt, ob er nicht ein eigenes Kunstwerk zum Fallas-Fest betragen wolle. So entstand eine Skulptur mit originellen und prominenten Berliner, auf der – natürlich – auch Nante zu sehen war.

Für das Fallas-Fest 2024 möchte Wolfgang Wündsch nun eine größere, eigene Fallas-Figur gestalten. Deshalb hält er sich gerade in Valencia auf. Aber Ende November ist er wieder zurück in Pankow. Er wird dann nämlich als Nante das Kulturprogramm auf dem Manufakturen-Weihnachtsmarkt vom 1. bis 3. Dezember am Schloss Schönhausen organisieren und moderieren. Danach geht es im Januar zu einem Schülerprojekt nach Nepal, ehe er seine Fallas in Valencia für das am 15. März beginnende Frühlingsfest fertigstellt.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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