Pracht aus Rubin und Kobalt: Das Potsdam Museum zeigt „Gläserne Welten“
Auch Literaturfans kommen hier ins Schwärmen. Zum Beispiel angesichts der Kugelflasche von 1688 aus der Neuruppiner Löwenapotheke der Eltern Theodor Fontanes. Das kostbare Stück ist eins von insgesamt 110 Exponaten, die in der Sonderausstellung „Gläserne Welten – Potsdamer Glasmacher schneiden Geschichte“ im Potsdam Museum zu sehen sind.
Die Schau eröffnet einzigartige Einblicke in die interessante Geschichte der brandenburgisch-preußischen Glasproduktion. Denn was heute zumeist Alltagsprodukt ist, galt früher als ein besonders kostbares Gut, das zunächst der königlichen Repräsentation diente. So war es Kurfürst Friedrich-Wilhelm, der 1678 den Alchemisten und Glashersteller Johann Kunckel nach Potsdam holte. Dem Spezialisten gelang es erstmals, mit Gold rubinrotes und später mit Kobalt blaues Glas herzustellen. Für diese revolutionäre Leistung erhielt Kunckel vom Kurfürsten die Pfaueninsel geschenkt, um dort ungestört seine Glasexperimente fortzusetzen. Damit war die Blütezeit der hiesigen Glasproduktion eingeläutet: Die Kristallgläser aus der Potsdamer Hütte konnten in ihrer Klarheit und dem präzisen Schliff sogar mit damaligen Spitzenprodukten aus Venedig und Böhmen mithalten. Und auch so manche Kuriosität lässt sich zwischen den vielen Pokalen, Trinkbechern, Gläsern und Flaschen entdecken, zum Beispiel eine gläserne Milchpumpe aus dem 19. Jahrhundert.
Besucher sollten sich Zeit nehmen, in die funkelnden Bilderwelten einzutauchen. Aber damit auch nicht allzu lange warten, denn die Ausstellung endet bereits am 19. November.
Anfahrt: Von Berlin Hauptbahnhof gelangt man mit der S7 in 39 Minuten nach Potsdam. Das Potsdam Museum auf der anderen Havelseite ist zu Fuß in wenigen Minuten erreicht. mv
Autor:Michael Vogt aus Prenzlauer Berg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.