"Niemand will hier ein Büro"
Initiative "Rettet das Colosseum" macht weiter Druck auf Politik

Verwaistes Traditionskino an der Schönhauser Allee. Dabei wollen viele das Colosseum zurück.  | Foto: Ulrike Kiefert
2Bilder
  • Verwaistes Traditionskino an der Schönhauser Allee. Dabei wollen viele das Colosseum zurück.
  • Foto: Ulrike Kiefert
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

Mitte März jährte sich die Schließung des Kinos Colosseum. Hoffnung gibt es wenig, doch Kino-Freunde und Unterstützer hoffen weiter auf Rettung.

365 Tage ohne Colosseum, und ein Ende ist nicht absehbar. Doch die Kino-Unterstützer wollen nicht aufgeben und werben mit einer originellen Aktion erneut für die Rettung des Traditionshauses an der Schönhauser Allee. Mit einem Gedicht hat sich die Initiative „Rettet das Colosseum“ an die Politik gewandt, darunter auch an Berlins Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD). „Zwei Demos und ‘ne Petition, Es ist nicht nur ‘ne Illusion. Niemand will hier ein Büro, doch über ‘n Kino, wär’n alle froh“, heißt es darin. Ein ehemaliger Kino-Mitarbeiter hat die Verse verfasst. Und weiter: „Die Politik muss tätig werden und nicht erst, wenn alles liegt in Scherben. Eine Rettung muss jetzt her, das wünsche nicht nur ich mir sehr.“

Mit dem Schreiben will die Initiative auf den Verhandlungsstillstand aufmerksam machen. Denn bisher seien anscheinend keine Fortschritte erzielt worden, trotz eines eindeutigen Beschlusses der bezirksverordnetenversammlung (BVV), so die Initiative. „Darum möchten wir zum Jahrestag der Schließung mit euch zusammen dem Bezirk und dem Berliner Senat noch einmal die Bedeutung des Hauses für den Kiez und ganz Berlin deutlich machen“, appelliert Sprecher Michel Rieck an die Berliner. Die nämlich können eine von der Initiative vorbereitete Mail an verschiedene Ansprechpartner in Senat und Bezirksamt schicken. Damit sich der Vorhang im Colosseum vielleicht doch wieder irgendwann hebt.

Was nicht unmöglich ist, denn der Senat prüft die Möglichkeit, das Kino kaufen zu können. Auch die Bezirksverordneten und das Bezirksamt wollen das Haus erhalten. In einem Brief an Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) hatten Pankows Bürgermeister Sören Benn (Linke) und Wirtschaftsstadträtin Rona Tietje (SPD) dafür geworben, „sich gemeinsam mit dem Bezirksamt für die Rettung des Colosseums als langfristigen Kulturstandort einzusetzen und eine langfristige Perspektive für die kulturelle und öffentliche Nutzung des denkmalgeschützten Kinosaales sicherzustellen.“ Aktuell hat das Bezirksamt in Sachen Kino und Verhandlungsstand aber nichts Neues zu berichten.  Die SPD-Fraktion wiederum schlägt vor, das Areal zu einem Kultur- und Kreativstandort mit Büroflächen beispielsweise für Start ups und Technologieunternehmen weiterzuentwickeln. Hierfür könnten Bundesfördermittel zur Entwicklung von regionaler Wirtschaft genutzt werden.

Wie berichtet, hatte die Erbengemeinschaft von Artur Brauner im Frühjahr 2020 Insolvenz für die Kino-Betreibergesellschaft angemeldet. Der Filmbetrieb im Gleim-Kiez wurde eingestellt und die 43 Mitarbeiter ohne Gehalt freigestellt. Später wurde bekannt, dass es bereits seit 2019 Pläne für einen Verkauf des Grundstücks gegeben hat und das Kult-Kino einem neuen Bürokomplex Platz machen sollte. Eine entsprechende Bauvoranfrage hatte das Bezirksamt seinerzeit positiv beschieden. Dafür hagelte es in der BVV Kritik (www.berliner-woche.de/286384). Was folgte, war ein organisierter Protest von Kino-Angestellten, Betriebsrat, Verdi und Kiezbewohnern, der bis heute anhält. Eine Online-Petition fand mehr als 10 000 Unterstützer, und im vorigen Oktober organisierte die Initiative „Rettet das Colosseum“ eine Freiluftausstellung an der Gethsemanekirche (www.berliner-woche.de/290954). Zum aktuellen Aufruf geht's unter rettetdascolosseum.de/informationen/berlin-braucht-sein-kino-colosseum.

Verwaistes Traditionskino an der Schönhauser Allee. Dabei wollen viele das Colosseum zurück.  | Foto: Ulrike Kiefert
Mit Transparenten, Megafon und einer Schweigeminute machten die Colosseum-Mitarbeiter im vorigen Juli auf sich aufmerksam. | Foto: Ulrike Kiefert
Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

52 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 833× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 822× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 518× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.014× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.905× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.