Der Stoff, aus dem Berlin gebaut ist
Museum zeigt neue Ausstellung über Ziegelbrennereien in der Mark Brandenburg

Das Modell eines Ziegelbrennofens steht im Mittelpunkt der Ausstellung. | Foto: Klaus Teßmann
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Die neue Ausstellung im Museum Pankow in der Prenzlauer Allee 227/228 führt rund 150 Jahre zurück in die Gründerzeit.

Das Motto dieser Sonderausstellung lautet „schön.solide, Märkische Ziegel für den Berliner Nordosten“. Sie zeigt, wie eng Prenzlauer Berg mit dem Land Brandenburg seit Jahrzehnten verbunden ist. Die alten Häuser, Kirchen, Fabriken und Lagerhallen sind zu großen Teilen mit Ziegeln aus dem märkischen Land gebaut worden.

So konnte der Bürgermeister Sören Benn (Die Linke) bei der Eröffnung auch betonen, „die Ziegel sind Brandenburgische Tonkunst“. Mit dieser Ausstellung werde deutlich, mit wie viel Mühe und Aufwand die Häuser gebaut worden sind. „Es wird aber auch deutlich, wie viele menschliche Schicksale dahinter stecken.“

In der Ausstellung sind nicht nur viele Bilder zu sehen, sondern es werden auch Filme gezeigt, wie der Ton in der märkischen Erde ausgegraben wurde, wie schwer die Arbeit war, den Ton in die Ziegeleien zu schaffen, dort zu Ziegeln zu formen und zu brennen. „Was in Berlin an Häusern hoch gebaut wurde, blieb in Brandenburg als Loch in der Tiefe“, so Benn.

So sind bekannte Bauwerke aus Prenzlauer Berg zu sehen wie der Wasserturm, die Feuerwache an der Oderberger Straße oder die Immanuelkirche gegenüber dem Museum. Dazu stehen immer die Bilder der Ziegelei, aus der die Mauersteine für die jeweiligen Gebäude kamen. Es wird auch die Geschichte erzählt, auf welchen komplizierten Wegen die Mauersteine schließlich nach Prenzlauer Berg transportiert wurden.

Für die Ausstellung haben Schüler der Max-Bill-Schule (OSZ Planen und Bauen) vor der Ausstellungshalle ein Anschauungsobjekt in traditioneller Mauerwerkstechnik errichtet. Es wirkt wie das Eingangstor zur Sonderausstellung.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden auf Wiesen und Äckern der Dörfer am nordöstlichen Stadtrand Berlins die heutigen Ortsteile Prenzlauer Berg und Weißensee. Sie wurden nach dem Motto „Ein Stein, ein Kalk, ein Bier“ gebaut. Durch die Bautätigkeit in Berlin erlebte die brandenburgische Ziegelindustrie einen enormen Aufschwung. Ihre Blüte hielt bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges an. Der märkische Ziegel blieb so lange uneingeschränkt „der Stoff, aus dem Berlin gebaut ist“. Danach wurde er von Beton und Stahl verdrängt.

Die Schau behandelt die Geschichte der märkischen Ziegelindustrie und der Baugeschichte des Berliner Nordostens. Neben der Produktion der Ziegel erinnert die Ausstellung auch an die Wechselwirkungen zwischen dem Wachstum der Stadt Berlin und den industriellen Veränderungen in den Dörfern von Brandenburg. Für die Ausstellung sind viele Exponate des Vereins Freunde der Ziegeleigeschichte der Mark Brandenburg verwendet worden. Dazu gehören auch Dokumentarfilme von Familien, die mehrere Generationen lang in der Ziegelindustrie in Brandenburg gearbeitet haben.

Die Ausstellung rückt aber auch einen fast vergessenen Teil der Geschichte Prenzlauer Bergs wieder ins rechte Licht. Schon bevor die märkischen Ziegeleien für das bauliche Wachstum Berlins sorgten, wurden Ziegel auch auf dem Gebiet des heutigen Bezirks Pankow gebrannt. So entstand der Helmholtzplatz auf dem Areal einer Ziegelbrennrei.

Höhepunkt der Ausstellung wird am 25. August die Lange Nacht der Museen sein. Am Nachmittag können Besucher im Museum ihren eigenen Ziegel aus märkischem Ton formen. Er soll dann in der Jugendkunstschule gebrannt werden. Am Abend stehen Führungen durch Objekte auf dem Programm, die aus märkischen Ziegeln entstanden sind. So geht es in die Tiefe des Wasserturms und in die Immanuelkirche.

Die Ausstellung ist noch bis zum 11. November dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Autor:

Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg

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