Stilles Gedenken
Anwohner des Bötzowkiezes erinnern an den aufrechten Christen Dietrich Bonhoeffer
Mancher Passant wird sich wundern. Seit einigen Tagen sind an der Ecke Dietrich-Bonhoeffer- und Bötzowstraße immer wieder Blumen zu finden. Sie sind an Pfählen angebracht oder in einem Glas an der Bordsteinkante abgestellt.
Mit dieser Art stillen Gedenkens würdigen Kiezbewohner den Mann, nach dem diese Straße benannt ist. Dietrich Bonhoeffer war der bekannteste Theologe, der aktiven Widerstand gegen die Nazis leistete. Vor 75 Jahren wurde der prominenteste Vertreter der Bekennenden Kirche auf ausdrücklichen Befehl Hitlers nach einem Scheingerichtsprozess kurz vor Kriegsende im KZ Flossenbrüg von der SS hingerichtet. Eigentlich sollte im Gedenken an diesen aufrechten Mann eine Veranstaltung auf der nach ihm benannten Straße stattfinden. Weil diese wegen der aktuellen Kontaktbeschränkungen abgesagt werden musste, ehren ihn Bewohner des Bötzowviertels nun mit einem stillen Gedenken auf andere Weise.
Dietrich Bonhoeffer kam 1906 zur Welt. Er war einer der wenigen mutigen Kirchenmänner, die sich nicht mit den Nazis arrangierten, sondern gegen sie opponierten. Bonhoeffer trat bis zuletzt für seine christliche Überzeugung, für Menschlichkeit und gegen die Verfolgung von Juden ein. Deshalb war er auch ein Gegner der Umwandlung der evangelischen Kirche in eine Kirche der Deutschen Christen. Stattdessen unterstützte er die Gründung der Bekennenden Kirche. Diese wandte sich vehement gegen eine Zusammenarbeit mit den Nazis. Doch nicht nur für eine Kirche ohne Nazi-Ideologie setzte er sich ein, Bonhoeffer schloss sich auch der Widerstandsgruppe um Wilhelm Canaris an. Diese plante Attentate auf Hitler, die aber fehlschlugen. Dietrich Bonhoeffer wurde am 5. April 1943 verhaftet, zwei Jahre später ermordet.
In Erinnerung an ihn erhielt 1974 die Straße, die am Arnswalder Platzes die Bötzow- mit der Greifswalder Straße verbindet, den Namen Dietrich Bonhoeffers. Auch in der Oderberger Straße wird an Dietrich Bonhoeffer erinnert. Am Haus mit der Nummer 61 gibt es eine Gedenktafel für ihn. In diesem Haus hatte er 1931/32 gewohnt. Von dort aus ging der junge Theologe zur nahe gelegenen Zionskirche, in der er seine Predigten hielt.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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