Stadtkloster im quirligen Kiez
Konvent an der Schönhauser Allee bietet Gespräche an der Klosterpforte an

Carsten Albrecht (links) und Urs Trösch vom Konvent des Stadtklosters Segen kommen immer wieder mit Interessierten an der Bauwagen-Klosterpforte  ins Gespräch. | Foto:  Bernd Wähner
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  • Carsten Albrecht (links) und Urs Trösch vom Konvent des Stadtklosters Segen kommen immer wieder mit Interessierten an der Bauwagen-Klosterpforte ins Gespräch.
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An der Schönhauser Allee 161 gibt es jetzt eine Klosterpforte. Diese weihte der dort lebende Konvent kürzlich ein.

Bei dieser Klosterpforte handelt es sich um einen lindgrünen Bauwagen. In diesem finden Interessierte mittwochs bis sonnabends von 14 bis 17 Uhr Ansprechpartner, mit denen sie ins Gespräch kommen können.

„Wir hatten schon immer den Wunsch, für die Menschen ansprechbar zu sein“, berichtet Carsten Albrecht, der sich um die Öffentlichkeitsarbeit im Stadtkloster Segen kümmert. „Es gab deshalb Überlegungen, ob wir ein Fenster zum Hof öffnen, ein Glashaus im Torbogen einbauen und andere Ideen. Doch dann entschieden wir uns für den Bauwagen, der unserer Meinung nach eine gute Lösung ist. Denn mit dem Bauwagen sind wir auch flexibel.“

Dass die Idee der Klosterpforte gut angenommen wird, bekam die im Stadtkloster lebende Gemeinschaft in den vergangenen Tagen bereits mit. „Wir wurden von Personen angesprochen, die nur mal eine kurze Frage hatten und danach die Segenskirche besichtigten. Es gab aber auch schon Gespräche über das Leben und den Glauben, die anderthalb Stunde dauerten“, berichtet Carsten Albrecht.

Eine Kirche zu viel

Manch einer wundert sich aber noch heute: Ein Kloster? Mitten in der Stadt? Und dann auch noch an der hippen Schönhauser Allee? Wie kam es denn dazu? Das Kloster in der Schönhauser Allee 161 gibt es seit mittlerweile 15 Jahren. Dort befindet sich die Segenskirche, deren Turm weithin sichtbar ist. Und dort hatte fast hundert Jahre die Segensgemeinde ihr Zuhause. Anfang dieses Jahrtausends fusionierte die Gemeinde dann aber mit drei anderen zur großen evangelischen Gemeinde Prenzlauer Berg Nord.

Die fusionierte Gemeinde hatte dann vier Kirchen. Klar war, dass man nicht alle vier benötigt. Vor diesem Hintergrund wurde diskutiert, was aus der Segenskirche werden könnte. Im Ergebnis eines langen Diskussionsprozesses entschied die Gemeinde, dass aus diesem Gotteshaus Berlins erstes Stadtkloster werden soll. Auf der Suche nach einer geeigneten Nutzergemeinschaft stieß man auf die Schweizer Communität „Don Camillo“. Diese zog im Sommer 2007 mit zunächst drei Familien in die Nebengebäude der Kirche ein und begann mit der baulichen und inhaltlichen Umsetzung ihres Stadtklosterkonzeptes. Sie öffnete und gestaltete nach und nach Räume in der Kirche und in den Nebengebäuden. Dort können sich inzwischen Menschen vom hektischen Großstadtalltag zurückziehen. So werden zum Beispiel unterschiedliche Gästezimmer angeboten.

Der Stadtkloster-Konvent organisiert Veranstaltungen und Kurse, lädt zu Gebeten und Meditationen ein, hält Kontakt zu Nachbarn und zur Kirchengemeinde. Von Anfang an investiert der Konvent auch in die sukzessive Sanierung der Kirche und ihrer Nebengelasse, berichtet Carsten Albrecht. Eines der größten Bauvorhaben war zweifellos die Sanierung des Glockenturmes der Segenskirche 2019. 2020 und 2021 wurden dann die unter Denkmalschutz stehenden Treppenhäuser der Gebäude saniert. „Unser aktuelles Projekt ist, dass wir unser Heizungssystem effektiver gestalten wollen“, informiert Carsten Albrecht. Wie bei allen bisherigen Bauprojekten gibt es auch dafür zwar eine Förderung, aber zehn Prozent sind als Eigenanteil vom Konvent aufzubringen. Um die nötigen 6500 Euro zusammenzubekommen, hofft die Gemeinschaft wieder auf Spenden aus der Nachbarschaft. Die Nummer des Spendenkontos findet sich auf www.stadtklostersegen.de/gemeinschaft/unterstutzung.

Kirchenneubau vor 110 Jahren

Dass die Kirche an der Schönhauser Allee vor mehr als 110 Jahren entstand, ist übrigens dem rasanten Bevölkerungswachstum im damaligen nördlichen Berlin zu verdanken. Die damalige evangelische Zionsgemeinde wuchs derart an, dass die Zionskirche so überfüllt war, dass nicht immer alle Gläubigen einen Platz fanden. Am Karfreitag 1891 kam es sogar zu einer Schlägerei um Plätze in der Kirche. Daraufhin wurde beschlossen, die Segensgemeinde als Tochtergemeinde zu gründen.

Für den Bau einer neuen Kirche wurde im Jahre 1900 das Grundstück an der Schönhauser Allee 161 erworben. Auf diesem stand bis dahin ein Wohnhaus mit Lokal, Kegelbahn und Kaffeegarten. Dieses wurde abgerissen, und am 16. Oktober 1905 gab es den ersten Spatenstich für den Kirchenneubau. Nach zahlreichen Bauproblemen konnte die Kirche im Dezember 1908 endlich fertiggestellt und eingeweiht werden. Und besonders prägnant an ihrer Architektur ist der 75 Meter hohe Glockenturm, der aus der Häuserzeile der Schönhauser Allee weit herausragt.

Der Konvent, der heute die Kirche und seine Nebengelasse nutzt, besteht aus sieben Personen, die von weiteren etwa 25 Menschen unterstützt werden, die sich mit diesem Ort und dem Glauben eng verbunden fühlen.

Informationen zu geplanten Veranstaltungen des Stadtklosters Segen in den nächsten Wochen finden sich auf www.stadtklostersegen.de/kalender.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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