Besser sehen durch Mehrblick
Projekt bietet Brillensprechstunde für Obdachlose und Hilfsbedürftige an

Student Jan Siering, Christiane Faude-Großmann und Siegried Fischer organisierten die erste Brillensprechstunde. | Foto: Bernd Wähner
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  • Student Jan Siering, Christiane Faude-Großmann und Siegried Fischer organisierten die erste Brillensprechstunde.
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Beratungen zu Sozialleistungen, Schulden oder drohendem Wohnungsverlust sind im Café Treffpunkt an der Tagesordnung. Aber eine Brillensprechstunde? Das gab es bisher noch nicht.

Das Café Treffpunkt in der Kuglerstraße 11 ist ein Sozialprojekt der Heilsarmee in Prenzlauer Berg. Seit 1991 treffen sich dort Einsame, Menschen mit wenig Geld und jene, die in sozialen Fragen Unterstützung benötigen. Geleitet wird die Einrichtung seit ihrer Gründung von Siegfried Fischer. Unterstützt wird er von einem kleinen Team engagierter Menschen sowie von Spendern und Sponsoren.

Dass nun erstmals eine Brillensprechstunde stattfinden konnte, ist Christiane Faude-Großmann zu verdanken. Die Hamburgerin gründete vor zwei Jahren das gemeinnützige Projekt Mehrblick-Brillen für Obdachlose und Bedürftige. „Ich bin von Kindesbeinen an selbst stark kurzsichtig bin. Ich weiß also, wie wichtig eine Brille ist. Außerdem komme ich aus der Arbeit mit Obdachlosen und Bedürftigen, machte für einen Träger aus diesem Bereich die Öffentlichkeitsarbeit.“ Aus ihrer früheren Tätigkeit heraus weiß Christiane Faude-Großmann, wie schwer sich Menschen mit wenig Geld damit tun, zum Optiker zu gehen. „Da gibt es eine Hemmschwelle. Stellen Sie sich vor: Wenn der Optiker nach der Messung der Sehstärke sagt: Dann suchen wir uns mal ein Brillengestell aus, und der Betreffende weiß, dass er sich das gar nicht leisten kann.“

Weil sie etliche Obdachlose kennenlernte, die dringend eine Brille brauchen, aber nicht zum Optiker gingen, entwickelte Faude-Großmann ihr Projekt Mehrblick. Für dieses sind ihr inzwischen Tausende Brillen gespendet worden. „Die kamen und kommen vor allem aus Kirchengemeinden und von Schulen, die für das Projekt sammeln“, sagt sie. Sie selbst reinigt dann die Brillen, misst sie aus und ordnet sie nach Sehstärken. In Hamburg veranstaltet sie dann in zwölf sozialen Einrichtungen immer wieder Brillensprechstunden. Dabei wird sie von professionellen Optikern unterstützt, die die Sehstärke der Ratsuchenden ermitteln.

„Weil das Projekt so gut funktioniert und ich inzwischen sehr viele Brillen habe, denke ich, dass das auch in anderen Städten funktionieren müsste“, so die Initiatorin. Weil sie mit der Heilsarmee in Hamburg sehr gute Erfahrungen machte, setzte sie sich mit Siegfried Fischer in Verbindung. „Ich finde die Idee hervorragend“, sagt Fischer. „Wir haben nämlich tatsächlich festgestellt, dass einige unserer Besucher eine Brille brauchen, aber nicht zum Optiker gehen.“ Und so meldeten sich gleich 15 Leute an, als die Brillensprechstunde angekündigt wurde.

Jan Siering, der an der Beuth-Hochschule Optometrie studiert und ausgebildeter Augenoptiker ist, erklärte sich bereit, als Fachmann die Messungen zu übernehmen. Aus 350 Brillen konnten die Teilnehmer der ersten Brillensprechstunde im Café Treffpunkt aussuchen. Ziel von Christiane Faude-Großmann ist es, ihr Mehrblick-Projekt auch in Berlin zu etablieren. Dafür sucht sie jemand, der die Projektkoordination in der Hauptstadt übernimmt. Erst dann wird es auch möglich sein, Brillenspenden entgegenzunehmen und weitere Brillensprechstunden anzubieten. Wer das Projekt unterstützen möchte, kann das aber auch finanziell tun.

Weitere Informationen dazu gibt es im Internet auf www.gebrauchtebrillen-hamburg.de.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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