Geschichte einer verschwundenen Straße
Autor Holger Siemann und seine Mitstreiter erinnern an den Verleger und Mäzen Rudolf Mosse

Holger Siemann wurde auf die einstige Rudolf-Mosse-Straße bei Recherchen aufmerksam. Er plant nun mit seinen Mitstreitern für September, das 100. Jubiläum der Straßenbenennung zu begehen. | Foto: Bernd Wähner
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  • Holger Siemann wurde auf die einstige Rudolf-Mosse-Straße bei Recherchen aufmerksam. Er plant nun mit seinen Mitstreitern für September, das 100. Jubiläum der Straßenbenennung zu begehen.
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Am 31. Mai vor 100 Jahren erhielt der südliche Teil der Sonnenburger Straße den Namen Rudolf Mosses.

Die Nazis hoben aber bereits 1935 diese Umbenennung wieder auf. Sie trieben die jüdische Familie Mosse ins Exil. Und 1950 ist das Gelände, durch das die Straße führte, eingeebnet worden. Darauf wurde Trümmerschutt aus Berlins Innenstadt verteilt. Später entstand darauf der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark und in den 1990er-Jahren die Max-Schmeling-Halle.

Dass es dort einst die Rudolf-Mosse-Straße gab, darauf wurde vor einiger Zeit der Schriftsteller Holger Siemann bei Recherchen für ein Buch aufmerksam. Rudolf Mosse (1843-1920) war einer der bedeutendsten Berliner Presseunternehmer der Gründerzeit. Er gab unter anderem das auflagenstarke Berliner Tageblatt heraus. Zugleich war der jüdische Verleger einer der größten Sponsoren für soziale Einrichtungen der Kinder- und Jugendfürsorge sowie für den Sport in Berlin. Unter anderem ist es seinen Spenden zu verdanken, dass auf dem früheren Exerzierplatz in Prenzlauer Berg eine Sport- und Spielanlage entstehen konnte. Aus dieser entwickelte sich später der heutige Jahn-Sportpark. Deshalb ehrten die Berliner diesen Mann, der sich mit einem großen Teil seines Vermögens für das Gemeinwohl einsetzte, 1920 mit der Straßenbenennung.

Holger Siemann nahm vor einiger Zeit Kontakt zu Rudolf Mosses Nachfahren auf und entwickelte die Idee, die einstige Rudolf-Mosse-Straße wieder ins öffentliche Bewusstsein zu holen. Es gelang dem Schriftsteller, dafür etliche Mitstreiter zu finden. Zu diesen gehören unter anderem der Historiker Stephan Müller, das Fanprojekt der Sportjugend Berlin, das seine Räume am Sportpark hat, der Links Verlag sowie Anwohner. Gemeinsam entwickelten sie anlässlich des 100. Jahrestages der Straßenumbenennung ein Projekt. Unter anderem sollte am 31. Mai eine Ausstellung auf dem Gelände des Jahn-Sportparks eröffnen, zu der auch Stadtführungen und Vorträge angeboten werden sollten. Weiterhin war ein Fußballturnier um den Rudolf-Mosse-Pokal geplant. Das alles musste nun erst einmal wegen der Corona-Krise verschoben werden.

„Zum 100. Jahrestag der Straßenbenennung wird es jetzt erstmal nur ein halbstündiges Radiofeature von mir geben“, sagt Siemann. „Das läuft unter dem Titel ‚Rudolf Mosse, die Geschichte eines deutschen Verlegers‘ am 3. Juni um 19.30 Uhr auf Deutschlandradio Kultur.“ Die Eröffnung der Ausstellung ist indes auf den 8. September verschoben worden. Das ist der 100. Todestag von Rudolf Mosse. Zwei Wochen lang soll es nach der Ausstellungseröffnung Straßenführungen und Vorträge geben.

Das Fußballturnier um den Rudolf-Mosse-Pokal ist für den 23. September geplant. Dieser Termin steht allerdings erst definitiv fest, wenn der DFB seine Terminplanung für den Herbst verkündet hat. Das soll am 21. Juni passieren. Die Zeit bis zum September nutzen Holger Siemann und seine Unterstützer für eine Überarbeitung der Internetseite www.mossestrasse.de. Auf dieser ist dann auch Näheres zu den geplanten Aktionen zu erfahren.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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