Hockey-WM in Berlin: Deutsche Teams Mitfavoriten – Kritik an der Terminplanung

Paul Dösch vom TC Blau-Weiss war der einzige Berliner Spieler, der für die deutsche Nationalmannschaft bei der EM an den Start gegangen war. | Foto: Michael Nittel
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Vom 7. Februar bis 11. Februar wird die Hallenhockey-Weltmeisterschaft der Frauen und der Männer erstmals in Berlin ausgerichtet. Die deutschen Teams gehen als Mitfavoriten an den Start. Für den Finaltag ist die Max-Schmeling-Halle bereits ausverkauft – Tickets für die ersten vier Turniertage sind ab dem 7. Februar noch an der Tageskasse erhältlich.

Seit 2003 werden Hallenhockey-Weltmeisterschaften ausgerichtet. Bei den Männern sicherte sich das deutsche Team bereits drei Mal den Titel – einmal waren die Niederlande erfolgreich. Bei den Damen gab es bis dato ebenfalls nur diese beiden Titelträger: Jeweils zwei Mal konnten sich die Deutschen und die Damen aus den Niederlanden in den Siegerlisten verewigen.

Zwar ist Hallenhockey nicht olympisch. Und die Paradedisziplin ist und bleibt das Feldhockey. „Und dennoch ist Hallenhockey für den Zuschauer und insbesondere für den Neueinsteiger deutlich interessanter und spektakulärer als das Feldhockey“, sagt Hendrik Gay, sportlicher Leiter des Hallenhockey-Bundesligisten TC Blau-Weiss Berlin. „Es gibt mehr Tore, viel mehr Torraumszenen und immer eine richtig gute Stimmung.“ Deshalb sei diese WM eine ideale Möglichkeit, viele Berliner, die sich bis dato für Hockey noch nicht interessieren, in den Bann dieser rasanten Sportart zu ziehen.

"Wir müssen über den Tellerrand hinausschauen"

Allerdings spielt diese WM in der Wahrnehmung vieler sportinteressierter Berliner keine sonderliche Rolle. Dieser Meinung ist auch Gay: Die WM sei erst kurz vor ihrem Start so richtig publik gemacht worden, weil sie – so die Argumentation – nicht über einen längeren Zeitraum im öffentlichen Raum hätte platziert werden können und das Interesse wieder verloren gegangen wäre. „Ich sehe das ganz anders: Natürlich ist innerhalb der Hockeyfamilie das Interesse sehr groß – und dahin werden auch ein Großteil der Tickets im Vorverkauf gegangen sein. Darüber hinaus werden wir aber wieder einmal kaum jemanden erreichen. Und das sollte ja das Ziel sein: über den Tellerrand hinaus Menschen für Hockey zu begeistern. Damit haben wir – so denke ich – eine große Chance, unseren Sport noch populärer zu machen, verpasst.“

Auch die Terminplanung ist alles andere als ideal: Im Januar wurde die Hallenhockey-Europameisterschaft in Belgien ausgerichtet: Deutschland – jeweils mit so genannten Perspektivteams am Start – sicherte sich bei den Damen den EM-Titel, die Männer landeten auf Platz drei. Zwei Erfolge, die lediglich an der Hockey-Community und an ARD/ZDF-Videotext-Fanatikern nicht vorübergegangen waren – denn zumindest dort war jeweils eine kleine Meldung zu finden.

Zwei Turniere und die Bundesliga binnen fünf Wochen

Parallel dazu ging die Hallenhockey-Bundesliga in ihre Endphase, um direkt im Anschluss an die EM den letzten Bundesliga-Spieltag, die Viertelfinals und die Endrunde auszurichten. Und nun die WM. Und das alles in nur knapp fünf Wochen. „Ja, diese Terminplanung ist überhaupt nicht nachvollziehbar“, muss auch Hendrik Gay feststellen. „Eine EM und eine WM innerhalb eines Jahres zu absolvieren, ist schon schwer verständlich. Die beiden Veranstaltungen aber innerhalb von nur wenigen Wochen durchzuführen, ist auch im Hinblick auf die Professionalität und die Vermarktung für mich nicht zu erschließen.“

Martin Häner und Martin Zwicker vom Berliner HC sind übrigens die beiden einzigen Berliner, die die deutschen Farben bei der WM vertreten werden. Florian Keller, Damen-Coach des BHC, wird als Co-Trainer der deutschen Damen-Nationalmannschaft mit dabei sein. Im Kader des Perspektivteams bei den Männern, das zur EM gefahren war, stand mit Paul Dösch vom TC Blau-Weiss übrigens nur ein einziger Berliner Spieler.

Unabhängig von aller Kritik steht aber ein interessanter, wenn nicht sogar spektakulärer Sportevent ins Haus. Und wenn zumindest in der Max-Schmeling-Halle die Hockeyfamilie unter sich sein wird: Der Stimmung wird dies keinen Abbruch tun. Und für alle, die jetzt keine Tickets mehr bekommen können, aber neugierig geworden sind, gibt es ja immer noch eine Live-Berichterstattung im Fernsehen – zumindest von den Spielen der deutschen Teams.

Autor:

Michael Nittel aus Reinickendorf

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