Ehrung für Sozialfürsorgerin
Bisher namenloser Dreiecksplatz nach Gertrud Pincus benannt
Die bisher namenlose Fläche zwischen Krüger-, Duncker- und Kuglerstraße heißt jetzt Gertrud-Pincus-Platz.
Das entsprechende Namensschild enthüllten die Stadträtin für Ordnung und öffentlichen Raum, Manuela Anders-Granitzki (CDU), und Susanne Bach vom Pankower Frauenbeirat.
Dass dieser Platz nach einer Frau benannt wurde, geht auf eine Initiative der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) zurück. Der Vorschlag, ihn nach Gertrud Pincus zu benennen, kam von der Arbeitsgruppe SpurenSuche des Frauenbeirates Pankow. Diese recherchiert seit vielen Jahren die Biografien von Frauen, die in früheren Zeiten Besonderes im Bezirk Pankow leisteten. Und Gertrud Pincus war solch eine Frau. Sie arbeitete in den 1920er Jahren als Sozialfürsorgerin im Jugendamt Prenzlauer Berg, das unter der Leitung von Walter Friedländer in seiner sozialen Ausrichtung als sehr fortschrittlich galt. Gertrud Pincus übernahm dort die Organisation des Krippen-, Hort- und Kindergartenwesens und engagierte sich besonders für die musikalische Früherziehung. Zudem führte sie in den städtischen Kindergärten und Horteinrichtungen innovative Erziehungsmethoden ein, die die Kreativität und das spielerische Lernen der Kinder förderten.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Gertrud Pincus als Jüdin aus dem Bezirksamt Prenzlauer Berg entlassen. Gemeinsam mit ihrem Mann Paul Pincus wurde sie im November 1941 nach Riga deportiert und nur wenige Tage später, am 30. November, in einem nahen Kiefernwald ermordet.
„Heldin des Alltags“
Über das Leben und Wirken von Gertrud Pincus war auch mehr in der Ausstellung „Pionierinnen und Pioniere der modernen Sozialarbeit in Prenzlauer Berg während der Weimarer Republik“ zu erfahren, die das Museum Pankow im vergangenen Jahr zeigte. Zur Benennung des dreieckigen Platzes an der Krüger-, Duncker- und Kuglerstraße würdigte Museumsleiter Bernt Roder das bis in die heutige Zeit wirkende Engagement der damaligen Jugendamtsmitarbeiter, vor allem das von Pincus und Friedländer.
Manuela Anders-Granitzki nannte Gertrud Pincus eine „Heldin des Alltags“, die mit dieser Platzbenennung geehrt wird. Sie habe in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts Grundlagen für die heutige Jugendsozialarbeit geschaffen. „Wir haben auch heute viele engagierte Frauen in der Bezirksverwaltung, die jeden Tag Großartiges leisten“, so die Stadträtin. Auch ihr Engagement werde mit der Benennung des Platzes nach einer früheren Bezirksamtsmitarbeiterin ein Stückweit gewürdigt.
Platz neu gestaltet
Der Dreiecksplatz war noch vor einigen Monaten gar nicht würdig, den Namen einer so engagierten Frau zu erhalten. Dort wucherte Unkraut und die Fläche war vermüllt. Deshalb dankte Stadträtin Anders-Granitzki auch dem Straßen- und Grünflächenamt. Das gestaltete den Platz neu, restaurierte das alte Pflaster, pflanzte einen neuen Blauglockenbaum und stellte zwei Bänke auf.
Über die Benennung dieses Platzes nach einer engagierten Frau, die im Bezirk wirkte, freut sich auch Pankows Gleichstellungsbeauftragte Stephanie Wittenburg. Sie berichtet, dass von den etwa 11 000 Straßen in Berlin ein Drittel nach Personen benannt ist. Davon tragen 89 Prozent Männer- und nur elf Prozent Frauennamen. Deshalb habe die Pankower BVV auch die Priorität gesetzt, dass öffentliche Straßen und Plätze nach Frauen benannt werden sollen.
Der Benennung des Dreiecksplatzes nach Gertrud Pincus stimmten übrigens deren noch lebende Nachfahren sehr gern zu. Sie wussten viele Jahre nichts vom Engagement ihrer Vorfahrin und wurden erst nach den Recherchen von Museum Pankow und AG SpurenSuche darauf aufmerksam.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.