Erste Anzeichen von Impfmüdigkeit?
Geringes Interesse an Schwerpunktaktion im Auguste-Viktoria-Kiez

Das Interesse an der Schwerpunkt-Impfaktion an der Mark-Twain-Grundschule vom 25. bis 27. Juli war gering. Nur die Hälfte der 2400 Impfdosen konnte verimpft werden.   | Foto: Thomas Frey
  • Das Interesse an der Schwerpunkt-Impfaktion an der Mark-Twain-Grundschule vom 25. bis 27. Juli war gering. Nur die Hälfte der 2400 Impfdosen konnte verimpft werden.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Vom 25. bis 27. Juni gab es eine Schwerpunkt-Impfaktion für die Bewohner im Auguste-Viktoria-Kiez. Das Angebot kam zwar relativ kurzfristig, aber es wurde auf allen verfügbaren Kanälen darauf hingwiesen.

Dass der Kreis der Berechtigten wahrscheinlich im Verlauf des Wochenendes erweitert wird, war bereits im Vorfeld aus der Erfahrung zurückliegender Aktionen zu erwarten gewesen. Bei der Aktion im Auguste-Viktoria-Kiez konnten sich sehr schnell alle Reinickendorfer und dann alle Einwohner von Berlin einfinden.

Trotzdem konnten längst nicht alle verfügbaren Dosen verimpft werden. 2400 Vakzine der Firmen Moderna sowie Johnson & Johnson standen zur Verfügung. Am ersten Tag wurden davon 280 Spritzen gesetzt. Am zweiten waren es 360 und am dritten Tag 590. Das macht zusammen 1230 Impfungen, etwas mehr als halb so viele, wie möglich gewesen wären. Und von denen gingen wahrscheinlich viele an Menschen, die nicht aus dem Auguste-Viktoria-Viertel kamen. Dazu gibt es zwar keine extra Erhebungen. Die leichte Steigerung nach Freigabe des Impfstoffes für alle, deutet darauf hin. Dabei sollten die Schwerpunktimpfungen gerade Bewohner in bestimmten Gebieten erreichen, die eher schwer zu erreichen sind. Das scheint aber immer weniger zu gelingen.

Uwe Brockhausen (SPD), Gesundheitsstadtrat von Reinickendorf, hebt zunächst das Positive hervor. Er sei sehr zufrieden, dass jetzt eine Menge Menschen einen ersten oder im Fall von Johnson & Johnson sogar vollständigen Impfschutz hätten. Gleichzeitig gibt er aber auch zu: "Ich hätte mir natürlich noch mehr gewünscht".

Brockhausen zählt auf, wie viele Helfer und Mitarbeiter vor Ort im Einsatz waren. Vom Technischen Hilfswerk bis zum Roten Kreuz. Sicherheitspersonal und nicht zu vergessen, viele Beschäftigte aus dem Bezirksamt, die bei diesem Wochenendeinsatz mitmachten. Dann stellt sich aber erst recht die Frage, ob dieser ganze Aufwand bei dieser geringen Resonanz lohnt.

Im Auguste-Viktoria-Kiez wohnen ungefähr 22 000 Menschen. Das bedeutet, wenn nur etwas mehr als zehn Prozent von ihnen die Impfeinladung angenommen hätten, wären die verfügbaren Dosen weg gewesen.

Dabei sei auf vielen Wegen versucht worden, die Bevölkerung zu erreichen, betont der Gesundheitsstadtrat. Es gab Flyer, Postwurfsendungen, Aushänge an öffentlichen Orten, sogar an U-Bahnstationen. Über Medien und soziale Netzwerke wurde auf die Impfaktion hingewiesen. Auch die Träger, Organisationen, Akteure und Multiplikatoren im Kiez seien involviert gewesen. Die Integrationslotsen hätten speziell Personen informiert, die der deutschen Sprache nicht oder kaum mächtig sind. Und er selbst habe in der Mark-Twain-Grundschule Impfwillige aus dem Kiez gebeten, Freunde, Bekannte, Nachbarn ebenfalls auf das Angebot hinzuweisen.

Warum das Ergebnis trotzdem hinter den Erwartungen zurückblieb, darüber konnte auch Uwe Brockhausen nur Vermutungen anstellen. Vielleicht wären manche Leute trotz aller Bemühungen einfach nicht erreichbar, erklärte er. Vielleicht wäre die ganze Aktion für manche auch zu kurzfristig gekommen und vielleicht müsste noch früher über das Impfen aufgeklärt werden.

Schwerpunktimpfungen hält Uwe Brockhausen trotz dieser Erfahrung weiterhin für notwendig. Sie müssten aber möglicherweise kleinteiliger und zielgenauer organisiert und eventuell auch nur für 30, 40, 50 Menschen angeboten werden. Solche Vorgaben sollten aber einheitlich für Berlin festgelegt werden. Dazu werde es sicher auch Gespräche mit der Senatsgesundheitsverwaltung geben.

Eventuell könnte eine Ursache für die Impfzurückhaltung auch sein, dass sich bei manchen angesichts rapide gesunkener Coronazahlen eine gewisse Sorglosigkeit breit macht. Das sein ein "Bauchgefühl". Wenn es so sei, wäre das sehr gefährlich. "Denn die Pandemie ist nicht vorbei, sondern wird uns weiter beschäftigen."

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" in der Zossener Straße ist imer einen Besuch wert.
6 Bilder

Yummy Kitchen
Köstlichkeiten aus der südindischen und sri-lankischen Küche

Seit 2021 existiert das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" im angesagten Kreuzberger Kiez und lädt Liebhaber der südindischen und sri-lankischen Küche zum ausgiebigen Schlemmen und Genießen ein. So wundert es nicht, dass sich die Location, die über Innenplätze auf zwei Ebenen sowie einen gemütlichen Außenbereich verfügt, zu einem geschätzten Treffpunkt gemausert hat, der zahlreiche Berliner Stammgäste, aber auch Touristen aus dem In- und Ausland regelmäßig begrüßt. Verkehrsgünstig und...

  • Kreuzberg
  • 26.04.24
  • 920× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 892× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 827× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! | Foto: milangucic@gmail.com

Schonende OP-Methode
Patienteninfo: Wenn die Hüfte schmerzt

Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! Entdecken Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüftschmerzen auf unserem Infoabend. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, führt Sie durch die modernsten Methoden bei Hüftoperationen. Erfahren Sie, wie die schonende AMIS-Methode eine minimalinvasive Implantation von Hüftprothesen ermöglicht und die Fast-Track-Behandlung eine rasche...

  • Hermsdorf
  • 26.04.24
  • 673× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 832× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 1.105× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.