Neues Buch schildert Schöneberg gestern und heute

Für den Bau der Kreuzberger Hochbahn schnitt die Firma Siemens & Halske einfach ein Loch in das Haus Bülowstraße 70. Das Foto ist im Band zu finden. | Foto: Reproduktion: KEN
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  • Für den Bau der Kreuzberger Hochbahn schnitt die Firma Siemens & Halske einfach ein Loch in das Haus Bülowstraße 70. Das Foto ist im Band zu finden.
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Schöneberg. Es gibt ein neues Buch zu Schöneberg. Die Kulturwissenschaftlerin und Ethnologin Karolin Steinke lädt in "Einst und jetzt. Berlin-Schöneberg" zu einem interessanten und amüsanten Spaziergang durch den Ortsteil ein.

Die Firma Siemens & Halske hatte 1896 mit dem Bau der Kreuzberger Hochbahn begonnen. Nicht immer war es dabei möglich, zwischen den Wohn- und Geschäftshäusern Platz für die Gleise zu schaffen. Also schnitt das Unternehmen in das Haus in der Bülowstraße 70 ein Loch und legte die Schienen mitten durch. Ein Foto aus dem Jahr 1906 illustriert die ungewöhnliche Streckenführung. Das Haus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Freie Fahrt also für die U-Bahn, ohne dass die Erschütterungen den Kaffee in der Tasse erzittern lassen.

Nur leichte Kriegsschäden hatte das einstige Gebäude des jüdischen Brüdervereins in der Kurfürstenstraße 115-116 davongetragen und wurde trotzdem 1964 abgerissen. Ein gutes halbes Jahrhundert zuvor für Kulturveranstaltungen, Familienfeiern und Tanz errichtet, enteigneten es die Nazis. 1939 bezog das "Judenreferat" mit seinem Leiter Adolf Eichmann das Haus, um von hier aus die Deportation und Ermordung von Millionen Juden aus ganz Europa zu planen und zu organisieren. Nach dem Krieg arbeiteten hier die Werkstätten für Film und Theater und andere Firmen.

Unweit des Bahnhofs Friedenau fand 1907 die "Deutsche Armee-, Marine- und Kolonialausstellung" statt. In der Abteilung "Wildes Afrika" wurden den staunenden Besuchern lebende Exponate vorgeführt, schwarzafrikanische Erwachsene und Kinder in landestypischer Tracht. "Wären im Hintergrund des Bildes nicht die Nathanael-Kirche und Berliner Mietshäuser zu erkennen, könnte man meinen, das Foto sei in Afrika entstanden", sagt Karolin Steinke.

44 Stationen hat die Autorin in Text und Bild ausgewählt, Orte und Begebenheiten in Schöneberg, aber auch in Tempelhof oder Friedenau. Sie stelle wichtige und bemerkenswerte Bauwerke des Stadtteils vor, so Karolin Steinke, aber auch für den Bezirk, West-Berlin und Westdeutschland einschneidende Ereignisse wie die Demonstration 1968 vor dem Rathaus Schöneberg nach dem Attentat auf Rudi Dutschke oder den Sprengstoffanschlag 1986 auf die Diskothek "La Belle". Dabei stehen historische Aufnahmen aktuellen Ansichten gegenüber.

Die Reihe "Einst und jetzt" des Berliner Verlags "Culturcon Medien" ist in Zusammenarbeit mit der Märkischen Oderzeitung entstanden. Zu Orten in Brandenburg sind bereits zahlreiche Bände erschienen. Mit Berlin-Schöneberg widmet sich die Reihe erstmals der Bundeshauptstadt. Weitere Bände sind geplant.

Karolin Steinke: "Einst und jetzt. Berlin-Schöneberg". 96 Seiten, Hardcover, ISBN 978-3-944068-29-9, 16,95 Euro.
Karen Noetzel / KEN
Für den Bau der Kreuzberger Hochbahn schnitt die Firma Siemens & Halske einfach ein Loch in das Haus Bülowstraße 70. Das Foto ist im Band zu finden. | Foto: Reproduktion: KEN
Das neue Buch über Schöneberg. | Foto: Verlag
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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