Vor dem Akkuschrauber sind alle Menschen gleich
Tiny House-Bewegung mit Holzhüttendorf vor der Urania

Die Mini-Häuser auf Rädern warten auf Besucher des Tiny Town-Festivals. | Foto: KEN
  • Die Mini-Häuser auf Rädern warten auf Besucher des Tiny Town-Festivals.
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Die Tinyhouse University ist ein Zusammenschluss aus Menschenrechtsaktivisten, Gestaltern und Flüchtlingen. Sie veranstalten bis 3. September, mittwochs bis sonntags von 16 bis 20 Uhr vor der Urania die  „Tiny Town Urania“, das erste Tiny-House-Festival Berlins. 

Platz sparen heißt Geld sparen, gerade in einer Stadt wie Berlin, in der sich Wohnen laufend verteuert. Die Tiny-House-Bewegung, nach der Finanzkrise in New York entstanden, setzt einen Gegentrend. Angesagt ist, sich zu bescheiden und auf das Wesentliche zu konzentrieren, in ganz kleinen Häusern zu wohnen. Hierzulande wirbt der Architekt Van Bo Le-Mentzel für die neue Philosophie. Unentgeltlich zu begutachten und auszuprobieren ist sie jetzt vor der Urania Berlin.

Le-Mentzel hat den Verein „Tinyhouse University“ initiiert. Dessen Ziel ist es, Debatten über neue Wohnformen und „gerechte Nachbarschaften“ in der Öffentlichkeit anzustoßen. Le-Mentzel, der laotische Wurzeln hat, ist selbst als Flüchtlingskind nach Deutschland gekommen. Er ist der Kurator des Festivals. Bekannt wurde er mit seinen Hartz-IV-Möbeln, schlicht und günstig, und dem Ein-Quadratmeter-Haus. 

Die Urania erhoffe sich spannende Impulse für neue Formen des bürgerschaftlichen Austauschs, sagt Ulrich Weigand, Direktor der Kultur- und Bildungsinstitution, über die Zusammenarbeit mit der Tinyhouse University. Weigand versteht die Urania als „Plattform für die vielfältige Stadtgesellschaft“. So ist dem früheren Kommunikationschef des Bauhaus-Archivs und Museums für Gestaltung das Tiny-Haus-Fest sehr willkommen. Vor Weigands alter Wirkungsstätte sorgte Le-Mentzel 2017 mit dem einjährigen Tiny-House-Experiment „Bauhaus Campus“ international für Aufsehen.

Zehn Quadratmeter Leben

Jetzt also, 600 Meter weiter, ein neues Dorf aus Holzhütten auf Rädern, die auf zehn Quadratmetern über Bad, Küche, Wohn- und Schlafbereich verfügen. Das Dorf soll eine Antwort auf die Frage geben, ob sich mit solchen Wohnformen dem Wohnungsmangel in der Großstadt begegnen lässt.

Tiny Town bietet Gastronomie, einen EC-Automaten, eine Rechtsberatung für geflüchtete Menschen, Filmvorführungen, Designkurse, eine kleine Bibliothek und ein „Repair-Café“. Es gibt eine Werkstatt unter freiem Himmel. Dort sollen sich Nachbarn treffen können, um zu bauen, zu reparieren und zu tauschen. „Vor dem Akkuschrauber sind alle Menschen gleich“, sagt Van Bo Le-Mentzel.

In Tiny Town können Interessierte auch ihr eigenes Mini-Haus bauen, für 10 000 Euro in zehn Tagen und unter professioneller Anleitung von Tischler Noam Goldstein. Im Preis inbegriffen sind der Pkw-Anhänger, Fenster, Türen und auch alle weiteren benötigten Materialien.

Während des Festivals arbeiten und leben rund ein halbes Dutzend Künstler, Architekten, Soziologen und Menschenrechtsaktivisten im Holzhüttendorf, so zu Beispiel der kurdische Schauspieler Apo Ericek, die Jungarchitektin Ilknur Akkaya aus Istanbul, der Soziologe Nikolai Wolfert aus Berlin und Kurator Le-Mentzel. In Workshops und Vorträgen forschen sie zu den Themen Bezahlbares Wohnen, Migration und soziale Nachbarschaft.

Am Tag der offenen Tür am 2. September, an dem das reguläre Veranstaltungsprogramm der Urania beginnt, steht auch die Tiny Town für die Besucher offen.

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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