Modernisierter U-Bahnhof Bayerischer Platz wieder eröffnet
Das alte Eingangsgebäude aus dem Jahr 1971 haben die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) abgerissen, ebenso eine WC-Anlage und ein Kiosk. An die Stelle der drei Einzelgebäude ist ein auf gut 400 Quadratmeter Fläche erweiterter Bau getreten, ein schieferschwarzer, von zahlreichen Fenstern durchbrochener Quader. Neu ist ein zweiter Eingang aus Richtung Innsbrucker Straße. Die BVG investierte in den Umbau 2,2 Millionen Euro.
Das Besondere am U-Bahnhof ist, dass er ein lebendiger Treffpunkt und ein historischer Ausstellungs- und Informationsort wird. Dank der Aufstockung des Eingangsgebäudes ist ein gläsernes Café entstanden. Es ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet und barrierefrei erreichbar. Eine große Dachterrasse auf drei Seiten lädt zum Rundblick über den Bayerischen Platz ein.
Als multimediales Themencafé, benannt nach dem Gründer des Bayerischen Viertels, dem jüdischen Textilfabrikanten Salomon Haberland, erzählt es die Geschichte des Quartiers und seiner prominenten Bewohner. An acht Medien- und vier Hörstationen können Besucher in deutscher und englischer Sprache mehr über das jüdische Leben im Bayerischen Viertel erfahren. Es stehen Filme (auch in deutscher Gebärdensprache abrufbar), Musik, Literatur, Reden, Reportagen und Lebenszeugnisse aus der Zeit zur Wahl. Mit einem handlichen Flyer, der kostenlos abgegeben wird, können Interessierte auf einen Geschichtsrundgang gehen. Das Ausstellungskonzept hat das Berliner Forum für Geschichte und Gegenwart entwickelt. Der Bezirk hat den Betrieb des Cafés für die nächsten zehn Jahre übernommen.
Das "Zeithistorische Portal Café Haberland" geht auf eine Initiative des Vereins "Quartier Bayerischer Platz" zurück. Das maßgebliche Projekt war die Umgestaltung des U-Bahnhofs. Ein erster Schritt war die Ausstellung zur Historie des Bayerischen Viertels vor und nach 1945 im Zwischengeschoss. Sie wurde im April 2013 eröffnet. Bereits 2010 hatte der Verein die Idee für einen Informationsraum im U-Bahnhof. Ausdauer, Beharrlichkeit und hohes ehrenamtliches Engagement der Akteure haben bewirkt, dass BVG, Bezirksamt und die Lottostiftung für das Vorhaben gewonnen werden konnten. 35 Ehrenamtliche des Vereins werden die Schau im Café betreuen.
BVG-Chefin Sigrid Nikutta zeigt sich tief beeindruckt. Die Verkehrsbetriebe arbeiteten gerade ihre "äußerst unehrenhafte" Geschichte während der NS-Zeit auf, so Nikutta. Die U-Bahnhof-Gestaltung sei ein Beitrag zur Aufarbeitung der Vergangenheit.
Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) ist überzeugt, dass hier "ganz viele Begegnungen stattfinden" werden. "Es fehlte ein Treff- und Anlaufpunkt für historische Rundgänge." "Quartier Bayerischer Platz" wird jedes Jahr in den Räumen des Cafés zehn Kulturveranstaltungen anbieten.
"Wir hoffen, dass viele Touristen kommen und die Nachbarschaft stärker zusammenwächst", so die frühere Berliner Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing, die gemeinsam mit Vereinspressesprecherin Renate Friedrichs das Projekt verantwortet.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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