Erinnerung an Pogromnacht vor 80 Jahren
Ausstellung informiert über jüdische Gewerbetreibende in Spandau

Die Kennkarte von Lina Steffen von 1943. | Foto: Entschädigungsbehörde Berlin
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Die Jugendgeschichtswerkstatt Spandau (JGW) erinnert mit zwei Ausstellungen an die Pogromnacht vor 80 Jahren. Sie entstanden auf Grundlage neuester Forschungsergebnisse der JGW.

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 steckten die Nationalsozialisten auch in Spandau die Synagoge in Brand, jüdische Geschäfte wurden zerstört und geplündert, jüdische Spandauer misshandelt und ins Konzentrationslager verschleppt.

Einige konnten noch nach der Pogromnacht aus Deutschland fliehen, viele andere aber wurden in den Konzentrationslagern ermordet. Dafür steht beispielhaft das Schicksal der jüdischen Familie Stein aus Siemensstadt. Der Kaufhausbesitzer Adolf Stein und sein Sohn Erwin wurden in der Pogromnacht schwer misshandelt und ihr Geschäft geplündert. Adolf starb kurz darauf an den Folgen der Misshandlungen, Erwin konnte 1939 noch nach Ecuador fliehen. Adolfs Ehefrau Rosalie überlebte das Konzentrationslager, die gemeinsame Tochter Luise wurde in Auschwitz ermordet. Auch Lina Steffen, Besitzerin eines Tabakladens in der Moritzstraße, der ebenfalls in der Pogromnacht zerstört wurde, wurde ihrer Existenzgrundlage beraubt. 1944 wurde sie nach Theresienstadt deportiert. Sie konnte überleben.

Das Schicksal der beiden Familien wird unter anderem in der Ausstellung „Unvergessen – Die Pogromnacht in Spandau vor 80 Jahren“ thematisiert. Die JGW hat sie mit Schülern der Martin-Buber-Oberschule erarbeitet und präsentiert sie in einem Bus. Schwerpunkt der Schau sind die Biographien jüdischer Gewerbetreibender und ihrer Familien in Spandau. Sie werden um zahlreiche Zeitzeugenaussagen über die Pogromnacht ergänzt. 

Die Ausstellung wird am Freitag, 9. November, um 17 Uhr auf dem Marktplatz der Altstadt eröffnet und ist im Anschluss bis Ende November an verschiedenen Spandauer Oberschulen zu sehen.  Im Anschluss, von 17.30 Uhr bis 19.30 Uhr, erinnern Schüler des Lily-Braun-Gymnasiums, des Siemens-Gymnasiums und der Martin-Buber-Oberschule an ehemalige jüdische Geschäfte und deren Inhaber in der Altstadt. Die jungen Menschen stellen in kurzen Vorträgen vor dem jeweiligen Geschäft deren Biographien vor, berichten was in der Pogromnacht dort passiert ist und zeigen Fotos und Dokumente. Am Bus gibt es Flyer, die die Lage der Geschäfte beschreibt. Zur Eröffnung werden mehr als 30 Angehörige von ehemals in Spandau lebenden jüdischen Familien, unter anderem aus Israel, den USA und England, anreisen.

Am gleichen Tag wird um 18 Uhr im Gotischen Haus, Breite Straße 32, eine kleine Ausstellung der JGW in Zusammenarbeit mit dem Stadtgeschichtlichen Museum Spandau zum gleichen Thema eröffnet. Sie ist bis zum 18. November von Di bis Sa 10-18 und So 12-18 Uhr bei freiem Eintritt zu sehen.

Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

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