Für Verkehrsstadtrat Michael Karnetzki (SPD) überwiegen die Nachteile
Gegenwind für Wannseebahn-Idee des Aktionsbündnisses

Die ehemalige Station Zehlendorf-Süd auf der Stammbahntrasse. | Foto: Ulrike Martin
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Der Vorschlag des Aktionsbündnisses „Ressourcen nutzen, Natur schützen!“, das parallel zur Wannseebahn verlaufende Industriegleis statt der Stammbahntrasse für eine Regionallinie zu nutzen, stößt bei Michael Karnetzki (SPD) auf wenig Gegenliebe. „Die Dinge sind nicht zu Ende gedacht“, sagt der für Nahverkehr zuständige Stadtrat.

Die Stammbahntrasse verläuft vom Potsdamer Platz über Steglitz, Kleinmachnow, Dreilinden und Griebnitzsee nach Potsdam. Das Industriegleis führt vom S-Bahnhof Zehlendorf über den Mexikoplatz bis nach Wannsee und trifft dort auf die Strecke nach Potsdam.

„Derzeit ist lediglich im Gespräch, eine dieselbetriebene Regionalbahnlinie von Wannsee aus zu verlängern, weil die Strecke nicht elektrifiziert ist“, erklärt Karnetzki. Die Nutzung dieser alternativen Trasse wäre nur dann schneller und günstiger, wenn keine Lärmschutzmaßnahmen nötig seien. Kämen aber solche Maßnahmen, seien auch Planfeststellungsverfahren notwendig. „Eine Regionalbahnstrecke dauerhaft mit Dieselbetrieb und ohne Lärmschutz in Nikolassee und Schlachtensee wollen wir nicht“, sagt der Stadtrat. Und die betroffenen Bürger auch nicht. Davon sei er überzeugt.

Von den negativen Folgen des Bahnbetriebs seien an der Wannseebahn mehr Menschen betroffen als an der Stammbahn. Und Vorteile gebe es dort auch für fast niemanden. Schließlich fahre die S-Bahn bereits auf der Strecke.

Auch der „vermeintliche“ Vorteil, dass am Bahnhof Wannsee ein wichtiger Knotenpunkt für den Pendlerverkehr aus Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf angeschlossen würde, überzeugt Karnetzki nicht. „Die Anwohner in der Umgebung des Bahnhofs erleben den zunehmenden Pkw-Pendlerverkehr schon seit Langem als Problem und fordern vom Bezirksamt, Schritte dagegen zu unternehmen.“ Zudem bestehe der Pendlerverkehr aus den genannten Orten sowieso nur aus einer einzigen Buslinie. Die Anbindung an Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf ließe sich mindestens genauso gut an den Bahnhöfen Düppel/Kleinmachnow und Europarc Dreilinden auf der Stammbahntrasse organisieren.

Schreckgespenst Diesellok

Für das Aktionsbündnis (stammbahnalternative.de), in dem sich mehrere Initiativen zusammengeschlossen haben, sind Karnetzkis Argumente nicht stichhaltig. Er inszeniere das Schreckgespenst der regelmäßig fahrenden Dieselloks zwischen Wannsee und Zehlendorf. Dies zeuge von Unkenntnis. „Inzwischen gibt es elektrisch betriebene Regionalbahnen, die mit Batterien ausgestattet sind, eine Reichweite bis zu 100 Kilometer haben und die Strecke befahren könnten“, erklärt Ursula Theiler vom Förderverein LSG Buschgraben/Bäketal.

Ebenso überrascht zeigt sich das Bündnis darüber, dass eine stärkere Frequentierung des Bahnhofs Wannsee kritisch gesehen wird. Als Knotenpunkt mehrerer S-Bahn- und Buslinien sowie der Fährverbindung nach Kladow sei der Bahnhof ein zentraler Umsteigepunkt. „Wir haben Verständnis dafür, dass der Bezirk Steglitz-Zehlendorf im Umfeld der U- und S-Bahnhöfe eine Reduzierung der Kfz-Pendler erreichen will“, sagt Peter Weis von „Bürger in Kleinmachnow“. Hierbei würde aber eine dichtere Bustaktung zwischen Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf helfen, dafür solle sich der Stadtrat einsetzen.

Zu den Hauptargumenten des Aktionsbündnisses zählt der Erhalt von Natur- und Waldflächen. „Für die Stammbahntrasse müssten rund 50 Hektar Wald vernichtet werden, bei unserer Variante blieben sie weitgehend erhalten,“ sagt Ursula Theiler. Auch der Zeitvorteil und die günstigere Umsetzung seien wichtig. Mit minimalem baulichem Aufwand sei eine attraktive Regionalbahn-Verbindung aus dem südwestlichen Umland nach Zehlendorf und Steglitz zu schaffen. „Die Maßnahme kann nach Auskunft der Deutschen Bahn in drei bis fünf Jahren umgesetzt werden“, berichtet Reiner Crome von der Bürgerinitiative Zehlendorf. Man könne noch 30 Jahre über den Wiederaufbau der Stammbahn diskutieren, der Regionalverkehr brauche aber jetzt Verbesserungen für die zunehmenden Pendlerströme.

Die ehemalige Station Zehlendorf-Süd auf der Stammbahntrasse. | Foto: Ulrike Martin
Brachliegendes Gleis der Stammbahn. | Foto: Ulrike Martin
Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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