"Weder Sozialarbeiter noch Deutschlehrer"
Das Hürdenspringer-Projekt wünscht sich weitere Mentoren für geflüchtete Menschen

Zwar von unterschiedlicher Körpergröße, doch trotzdem auf Augenhöhe: Vivi und Mahmoud haben sich gemeinsam viel in Berlin angesehen. | Foto: Foto: Patricia Kalisch
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  • Zwar von unterschiedlicher Körpergröße, doch trotzdem auf Augenhöhe: Vivi und Mahmoud haben sich gemeinsam viel in Berlin angesehen.
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Wer möchte Flüchtlingen helfen, gut in Deutschland anzukommen? Das Unionhilfswerk sucht für sein Projekt „Hürdenspringer“ Mentorinnen und Mentoren, die regelmäßig etwas mit einem Menschen unternehmen, der in einer Unterkunft lebt.

Besonders bei jungen Männern, die ihre Heimat verlassen haben, ist die Nachfrage nach Unterstützung stark. Denn für sie gibt es bislang nur wenige spezielle Angebote im Bezirk. Sie wohnen in den Gemeinschaftsunterkünften an der Großbeerenstraße, am Kirchhainer Damm oder im Übergangswohnheim Marienfelder Allee. Seit Projektbeginn Anfang 2020 haben bereits 41 Tandems zusammengefunden. Die Geflüchteten kommen aus Syrien, Irak, Iran, Pakistan, Afghanistan, Burkina Faso, Benin, Gambia oder aus Guinea, so wie Mahmoud.

Viel gelernt

Er hat mit Vivi eine zuverlässige Begleiterin gefunden. „Ich brauchte jemanden, um die Stadt kennenzulernen. Mit Vivi habe ich so viel gelernt, Museum, Parks, wir waren an so vielen Orten, so dass ich selbst Touristenführer werden könnte!“, erzählt er. Auch Vivi hat profitiert. Einerseits erfuhr sie von Mahmoud viel über Guinea und das Leben dort. Andererseits nahm sie an Schulungen teil, die Hürdenspringer anbietet. „Dort lernt man etwas über Geflüchtete in Berlin insgesamt: die ganzen Regeln, Ausnahmen, die Sprache, die bei den Behörden verwendet wird, das hat mich überrascht.“ Ihre Erfahrung: „Die Neuangekommenen wollen alle arbeiten, aber wegen der Sprache ist es schwierig, Anschluss zu finden.“

Gerade während der Corona-Zeit hätten viele Flüchtlinge nur wenig Kontakt nach außen gehabt, so Projektkoordinator David Eick. Da sei ein fester Begleiter wichtiger denn je. Was die Tandems miteinander unternehmen, könnten sie selbst frei entscheiden: Ausflüge, Eis essen, Sport oder einfach miteinander plaudern – alles sei möglich. „Natürlich geht es oft auch um die beruflichen Perspektiven. Hat der Geflüchtete schon in seinem Herkunftsland gearbeitet und will daran anknüpfen? Oder will er sich komplett neu orientieren?“ Mentoren sollten immer ein offenes Ohr haben, aber eine Vorbildung brauchen sie nicht. „Sie sollen weder Sozialarbeiter noch Deutschlehrer sein, sondern ganz auf Augenhöhe mit ihrem Partner“, erklärt Eick.

Kostenfreie Fortbildung

Wichtig sei, dass die Geflüchteten in ihrem eigenen Tempo in Berlin ankommen, sich orientieren lernen und das Leben hier verstehen. Bevor die Tandems sich regelmäßig auf eigene Faust treffen, werden sie von einem Hürdenspringer-Mitarbeiter unterstützt. So können die ersten Zusammenkünfte im Projektbüro stattfinden. Auch Sprachmittler helfen, wenn die Deutschkenntnisse noch nicht ausreichend sind. Außerdem erhalten die künftigen Mentoren eine Einstiegsqualifikation, die sie auf ihre Aufgaben vorbereitet, und werden vom hauptamtlichen Team begleitet. Weitere Fortbildungen stehen ihnen kostenfrei zur Verfügung und es gibt immer Ansprechpartner bei Fragen oder Problemen.

Wer Interesse hat, der meldet sich unter hts@unionshilfswerk.de oder unter Telefon 22 32 76 24. Weitere Informationen gibt es unter www.huerdenspringer.unionhilfswerk.de.

Zwar von unterschiedlicher Körpergröße, doch trotzdem auf Augenhöhe: Vivi und Mahmoud haben sich gemeinsam viel in Berlin angesehen. | Foto: Foto: Patricia Kalisch
Mahmoud aus Guinea hat mit Vivi eine feste Ansprechpartnerin und Begleiterin gefunden. | Foto: Foto: Patricia Kalisch
Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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