Corona als Chance für Radfahrer?
SPD und Grüne fordern temporäre Radspuren, CDU ist dagegen

SPD und Grüne in der BVV wollen die Corona-Krise nutzen, um den Fahrradverkehr zu fördern. Beide Parteien haben unabhängig voneinander Vorschläge für „Sofort-Radspuren“ (SPD) beziehungsweise „temporäre Radfahrstreifen“ (Grüne) gemacht.

Viele Bürger scheuten sich derzeit, die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen. Sie würden stattdessen aufs Rad umsteigen, haben die Sozialdemokraten beobachtet. Auch der Autoverkehr sei deutlich zurückgegangen. „Damit eröffnen sich Chancen zum vorläufigen Ausbau des Radwegenetzes, wie in anderen Kommunen und Bezirken bereits umgesetzt“, teilt die Fraktion mit. Eine kurzfristige Einführung vorläufiger Radspuren sei beispielsweise in der Grundwaldstraße in Schöneberg, der Boelckestraße in Tempelhof und der Marienfelder Allee in Marienfelde vorstellbar. „Die genannten Strecken gehören zu den ohnehin unstrittigen Projekten im Bezirk für die kommenden Jahre. Die Option zu einer vorgezogenen Realisierung darf nicht ungenutzt bleiben! Gefordert ist hier die grüne Stadträtin Heiß“, meint der Verordnete Christoph Götz-Geene.

Die Grünen und ihre für die Straßen im Bezirk zuständige Stadträtin wiederum haben sich ebenfalls Gedanken gemacht. Sie möchten mit gelben Fahrbahnmarkierungen, Warnbarken oder Leitboys gekennzeichnete Radstreifen temporär am Innsbrucker Platz, an der Schöneberger Straße sowie am Sachsendamm zwischen Gotenstraße und Tempelhofer Weg einrichten lassen. „Dass das auch kurzfristig umzusetzen ist, hat Friedrichshain-Kreuzberg am Halleschen Ufer und in der Zossener Straße vorgemacht“, erklärt die Fraktion. Der verkehrspolitische Sprecher Ulrich Hauschild sieht damit für Radfahrer eine größere Verkehrssicherheit mit einem besseren Infektionsschutz verbunden.

Bei der CDU kommen die Vorschläge nicht gut an. Temporäre Radfahrstreifen hätten keinen Sinn, meint der verkehrspolitische Sprecher Ralf Olschewski. „Das Ziel, Wege im öffentlichen Raum auf ein Minimum zu beschränken, ist richtig und wichtig in der Corona-Krise. Nun Anreize dafür zu setzen, nicht unbedingt erforderliche Fahrten mit dem Rad zurückzulegen, ist der falsche Weg.“ Ein vorübergehender Radwegeausbau koste Geld und Personalressourcen. „Wir werden in nächster Zeit an vielen anderen Stellen sehr viel dringlicher Geld investieren“, meint der Verordnete.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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