Bücher zerrissen und zerschnitten
Erneuter Vandalismus in der Bibliothek / Täter in der rechten Szene vermutet

Wieder wurden in der Bezirkszentralbibliothek an der Götzstraße Bücher zerstört. Nach den Ereignissen im vergangenen Jahr ist das der dritte derartige Vorfall.

Diesmal hat der unbekannte Täter fünf Bücher zerschnitten oder zerrissen. Zwischen die Seiten steckte er zudem Gipsklumpen. Allen Titeln gemeinsam ist, dass sie sich kritisch mit rechten Tendenzen in der Gesellschaft beschäftigen. Zerstört wurden je zwei Exemplare von „Hass.Macht.Gewalt – Ein Ex-Nazi und Rotlicht-Rocker packt aus“ des Autors Philip Schlaffer sowie „Die Rechte Mobilmachung – wie radikale Netzaktivisten die Demokratie angreifen“ von Patrick Stegemann und Sören Musyal. Diese Bücher hatte es bereits im vergangenen Jahr getroffen. Zerschnitten wurde außerdem der „Recht gegen Rechts Report 2020“.

Für Kulturstadtrat Tobias Dollase (parteilos, für CDU) steht außer Zweifel, dass die rechte Szene hinter der Sache steckt. Dafür spreche auch, dass in der Bibliothek immer wieder Propagandamaterial rechter Gruppen ausgelegt werde. Auch einschlägige Schmierereien an und im Gebäude seien keine Seltenheit. Der erneute Angriff auf die Meinungsfreiheit erfülle sie mit "Entsetzen, Scham und Besorgnis", sagt Corinna Volkmann, kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung. Auch ihr Amtskollege von den Grünen, Bertram von Boxberg, verurteilt die Tat. „Die Bibliotheken sollten darauf genauso reagieren wie bei den anderen Schändungen: Die Bücher werden in großer Anzahl wiederbeschafft und gut sichtbar in allen Bibliotheken des Bezirks ausgelegt“, sagt er. Seine Fraktion begrüße ausdrücklich, dass die Straftaten öffentlich gemacht worden seien.

Die Zahl der zerstörten Werke hat sich auf 16 summiert. Dazu kommen acht, die spurlos verschwunden sind. Alle Vorfälle wurden bei der Polizei angezeigt. Als Reaktion auf den Vandalismus hat die Stadtbibliothek nicht nur die betroffenen Medien in einer Vitrine ausgestellt, sondern auch die Reihe „Starke Seiten“ ins Leben gerufen.

Sie gibt Interessierten die Möglichkeit, den Autoren der Werke zu begegnen und sich mit ihnen auszutauschen. „Die Reihe wird unbeirrt fortgesetzt“, so Dollase. Es sei eine gute Idee, die antidemokratischen Akte ins Gegenteil zu verkehren. „Bücher sollten gelesen und reflektiert und nicht zerstört werden.“

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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