Sich selber stressen, bringt nichts
DHL-Zustellerin Nicole Eick gibt Einblicke in ihren Arbeitsalltag

Der Weihnachtsmann auf dem Paket winkt fröhlich, doch die Geschenke bringt Nicole Eick. | Foto: Philipp Hartmann
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Bis Heiligabend sind es nur noch ein paar Tage. Viele Berliner kaufen ihre Weihnachtsgeschenke übers Internet und geben teilweise noch auf den letzten Drücker Bestellungen auf. Für die Zusteller bedeutet das mehr Arbeit und Stress, denn sie sollen noch rechtzeitig vor der Bescherung die Pakete bringen.

Für die DHL beginnt bereits im November das Weihnachtsgeschäft. Fünf Millionen Pakete stellt das Unternehmen in Deutschland pro Tag durchschnittlich zu. In der Vorweihnachtszeit sind es sogar elf Millionen. Mehr als das Doppelte. Allein im Vergleich zu 2018 rechnet die DHL mit einem Anstieg von sechs bis acht Prozent. Um die zunehmende Menge bewältigen zu können, sind deutschlandweit seit Wochen zusätzlich 12 000 Fahrzeuge und 10 000 Aushilfen im Einsatz.

Nicole Eick (44) aus Neukölln ist seit fünf Jahren als Zustellerin unterwegs. Tempelhof-Schöneberg ist ihre feste Tour. Im Schnitt muss sie etwa 160 Pakete pro Schicht abliefern. Aktuell sind es 180, doch sie nimmt es gelassen. „Es bringt mir nichts, wenn ich mich stresse. Ich versuche immer, mein Bestes zu geben und immer freundlich zu sein.“ Viele Kunden würden sie dafür bewundern, dass sie auch bei Zeitdruck stets mit einem Lächeln auf sie zukomme.

Der Arbeitstag von Nicole Eick beginnt um 8.30 Uhr am alten Gaswerk Mariendorf. Dort befindet sich eine Mechanisierte Zustellbasis, von denen es insgesamt acht in Berlin gibt. Maschinen sortieren die zuvor von den Paketzentren in Rüdersdorf und Börnicke antransportierten Kartons automatisch. Hat Nicole Eick ihren Transporter beladen, macht sie sich auf den Weg. „Ich mag meine Tour, gebe sie auch für nichts her“, sagt sie, als sie in der Wittekindstraße in Tempelhof ihren ersten Stopp einlegt. Im Laderaum greift sie nach Paketen, die sie in den Regalen bereits nach Straßen und Hausnummern geordnet hat. Bei manchen Kunden, die besonders viel und regelmäßig bestellen, klingelt sie fast täglich. Da bekommt sie auch mal einen Kaffee für unterwegs angeboten. „Oder dann gibt’s zu Weihnachten Kekse und zu Ostern Ostereier und Süßigkeiten. Dann redet man mal fünf Minuten.“ Als „riesengroßer Hundefreund“ freut sie sich außerdem darüber, wenn sich der eine oder andere Vierbeiner eine Streicheleinheit bei ihr abholt. Eine Zeit lang hatte sie für diese Momente immer Leckerlis in der Tasche. Weil viele Hunde Allergien hätten, habe sie sich das inzwischen jedoch abgewöhnt.

Fast 20 Jahre hat Nicole Eick als Pferdewirtin in Brandenburg gearbeitet, bevor sie bei der DHL anfing. Der Kontakt zu den Menschen macht ihr am meisten Spaß an ihrem Job. „Es kommt schon mal vor, dass die Tür aufgemacht wird und jemand mit Lockenwickler oder noch im Schlafanzug vor mir steht“, erzählt sie belustigt. „Ich schaue dem Menschen dann einfach ins Gesicht und dann ist gut.“ Pause macht sie gern bei einem kleinen Bäcker in der Gegend. Für einen Kaffee hält sie kurz bei einem Lotto-Shop in der Arnulfstraße oder an einer Tankstelle. Durch die täglichen Fahrten kennt sie sich im Bezirk mittlerweile bestens aus. Im Laufe der Jahre ist sie außerdem entspannter geworden und ärgert sich auch nicht mehr darüber, wenn beispielsweise jemand ein Paket für seinen Nachbarn nicht annehmen will. „Manchmal verstehen die sich vielleicht auch gar nicht so gut, was ich nicht weiß, und von daher ist das für mich völlig in Ordnung.“

Negatives hat Nicole Eick über ihre Arbeit nicht zu berichten. Eine Sache liegt ihr jedoch auf dem Herzen. Sie wünscht sich, dass Kunden ihre Vor- und Zunamen auf die Klingelschilder schreiben. Dann müssten sich die Zusteller bei Häusern, in denen mehrere Menschen mit demselben Nachnamen wohnen, nicht mehr bis zur gesuchten Person durchklingeln. Die bestellte Ware würde so noch einen Tick schneller ankommen.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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