Straßenwirrwarr in der Karten-App
Lüderitzstraße im Afrikanischen Viertel schon umbenannt?
Die umstrittenen Straßenumbenennungen im Afrikanischen Viertel sorgen für immer mehr Verwirrung. Die Lüderitzstraße gibt es in der Karten-App von Apple nicht mehr, obwohl die Widerspruchsfrist noch läuft.
Es wird immer kurioser. Die Lüderitzstraße heißt in der Karten-App auf iPhones der Mac-Computer nur noch Cornelius-Frederiks-Straße. Die Lüderitzstraße ist dort komplett verschwunden. Cornelius-Frederiks-Straße mit k, obwohl der Umbenennungsbeschluss vom April 2018 im Oktober noch mal wegen korrigierter Schreibweise geändert wurde. Der ursprünglich beschlossene Straßenname Cornelius-Frederiks-Straße (nur mit k) entsprach nicht der Schreibweise auf dem in Namibia errichteten Ehrenmal. Doch selbst eine Cornelius-Fredericks-Straße dürfte es nicht geben, da die Widerspruchsfrist noch bis 11. Februar läuft.
Bei Google Maps gibt es die Lüderitzstraße korrekterweise noch. Das Durcheinander ist nicht nur ärgerlich, sondern gefährlich. Unterschiedliche Adressen in Datenbanken können Notärzte oder Feuerwehr in die Irre führen. Wie berichtet, konnte bei einem Anruf der Anwohnerin Carsta Knaack aus der Petersallee Ende Dezember der Mitarbeiter beim Bürgertelefon der Polizei bei der Adressenabfrage mit Petersallee nichts anfangen. Sein Computer spuckte die neue Anschrift aus: Anna-Mungunda-Allee.
Mittlerweile ist die Widerspruchsfrist für die Umbenennung der Petersallee – zwischen Müllerstraße und Nachtigalplatz in Anna-Mungunda-Allee und zwischen Nachtigalplatz und Windhuker Straße in Maji-Maji-Allee – abgelaufen. Das Bezirksamt hatte sein Vorhaben bereits im Amtsblatt Nummer 47 am 23. November angezeigt. Umbenannt ist die Straße aber noch lange nicht.
Die ebenfalls beschlossene Umbenennung des Nachtigalplatzes in Manga-Bell-Platz war auch Ende Januar noch nicht im Amtsblatt veröffentlicht. Anwohner und Gewerbetreibende ärgern sich nicht nur über die ungewollten Umbenennungen, sondern auch über das scheibchenweise Veröffentlichen. Johann Ganz von der Initiative Pro Afrikanisches Viertel (IPAV), die seit Jahren gegen die Umbenennungen kämpft, nennt die zeitversetzte Bekanntgaben eine „unwürdige Trickserei“. Dutzende Anwohner und über 200 Gewerbetreibende haben bereits Widerspruch eingelegt. Auf die Bürgeranfrage von Ulf Scharnbeck auf der Januar-BVV, warum die Änderung in Manga-Bell-Platz noch nicht im Amtsblatt erschienen ist, sagte Sabine Weißler: „Die Veröffentlichung erfolgt am 1. Februar.“ Die Kollegin, die das ans Amtsblatt schickt, sei zwischenzeitlich krank geworden, weshalb die Sache liegenblieb.
IPAV-Sprecher Johann Ganz hatte die Stadträtin Ende Januar aufgefordert, „die Pflichtveröffentlichung des Umbenennungsbeschlusses endlich im Amtsblatt zu veröffentlichen, damit die Bürger ihre verfassungsmäßig garantierten Rechte des Widerspruchs und gegebenenfalls der Klage gegen das in jeder Phase ideologisch getriebene und blamable Verfahren wahrnehmen zu können“. Mit Veröffentlichung der Umbenennung des Nachtigalplatzes in Manga-Bell-Platz am 1. Februar endet die Widerspruchsfrist am 15. März.
Über die im April 2018 mit den Stimmen der Grünen, SPD und Linken beschlossenen Umbenennungen der Petersallee, der Lüderitzstraße und des Nachtigalplatzes hatte es jahrelange Diskussionen mit hunderten Namensvorschlägen gegeben. Die drei Namen im Afrikanischen Viertel sollten wegen ihres kolonialen Zusammenhanges von den Schildern getilgt werden. Die neuen Namen sollten laut BVV-Beschluss von 2016 „Persönlichkeiten – insbesondere Frauen – der (post-)kolonialen Befreiungs- und Emanzipationsbewegung aus Ländern Afrikas ehren“. Besonders umstritten ist die Umbenennung der Petersallee, denn die ehrt seit 1986 den NS-Widerstandskämpfer, CDU-Politiker und Mitautor der Berliner Verfassung Hans Peters. Die ursprünglich 1939 nach dem Kolonialpolitiker und Unternehmer Carl Peters benannte Straße wurde 1986 auf Drängen der Anwohner auf BVV-Beschluss bereits umgewidmet. Ein Gutachten des bezirklichen Rechtsamtes bestätigt das.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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