Denkmalschützer fordern Erhalt
Stadträte streiten über zukünftige Nutzung des Parkcafés Rehberge
Die Zukunft des seit fünf Jahren geschlossenen und mittlerweile völlig maroden Parkcafés Rehberge ist weiter ungeklärt. Obwohl es Interessenten für einen Cafè-Betrieb gibt, favorisiert die für das Grünflächenamt zuständige Stadträtin Sabine Weißler (Grüne) den Abriss.
Inwieweit das 1929 als Umkleidegebäude errichtete Parkcafé denkmalrechtlich schützenswert ist, haben jetzt die Experten nach einer Begehung im Sommer aufgeschrieben. In der „Denkmalfachlichen Empfehlung zum Umgang mit dem Parkcafé im Volkspark Rehberge“ fordern die Denkmalschützer „den baulichen Bestand des Denkmals zu sichern“. Dazu gehören vorerst unbedingt ein „angemessener Einbruchschutz und Schutz gegen Vandalismus“, so Sybille Haseley vom Denkmalamt. Auch soll das Bezirksamt dafür sorgen, dass das Dach abgedichtet wird.
Wie berichtet, will die für Parks zuständige Stadträtin Sabine Weißler das marode Gebäude abreißen, weil es nur Kosten verursacht. Eine Sanierung des Parkcafés wäre viel zu teuer und nicht über Pachteinnahmen zu refinanzieren. Weißlers Straßen- und Grünflächenamt (SGA) empfiehlt die Renaturierung, also den Abriss des Gebäudes und die Entsiegelung der Fläche. Das SGA war bisher der Meinung, dass das Gebäude an sich nicht denkmalgeschützt ist, aber gegebenenfalls einen Schutzstatus als Teil des Gartenensembles hat. Nach den Empfehlungen des Landesdenkmalamtes vom August will Weißler nun beraten, wie es weitergehen soll. „Auf Grundlage der denkmalfachlichen Empfehlungen werden das Stadtentwicklungsamt, das Umwelt- und Naturschutzamt und das Straßen- und Grünflächenamt in einem gemeinsamen Workshop die Möglichkeiten und Grenzen für Nutzungen eruieren“, so Bezirksamtssprecher Christian Zielke.
Kein Baurecht, keine Zufahrt
Weißler betont, dass das Parkcafé in einer öffentlichen Grünanlage liegt, in der kein Baurecht besteht. Außerdem sei das Gebäude nur über einen 300 Meter langen Parkweg zu erreichen. Mit dem Auto darf man nicht hinfahren; auch einen Lieferverkehr schließt das SGA aus. Eine gastronomische Nutzung dürfte dadurch extrem schwierig werden.
In den vergangenen Jahren gab es Dutzende Interessenten für das geschlossene Parkcafé, vor allem Gastronomen. Es gab aber auch Anträge für eine Kita, eine Seniorenfreizeitstätte oder eine Taekwon-Do-Schule. Zuletzt hatte sich im Sommer der ehemalige Wirt des Lindengartens um das Parkcafé bemüht. „Es gibt vage Überlegungen der Renaturierung oder einer denkmalgeschützten Aufbereitung. Eine gastronomische Nutzung war in der Vergangenheit nie tragfähig“, schrieb ihm Weißlers Referent Sajid Kramme. „Mit einer Klärung über die Zukunft und mögliche Nutzung des Gebäudes ist in absehbarer Zeit leider nicht zu rechnen“, endet die E-Mail.
Sabine Weißler betont auch, dass „gewerbliche Nutzungen im sogenannten Außenbereich einer besonderen Genehmigung bedürfen“. Die bisher vorgeschlagenen „sozio-kulturellen Nutzungen (Kultur- und Begegnungsstätten, Freizeiteinrichtungen, Angebote für Senioren) sind keine im Außenbereich privilegierten Vorhaben gemäß Baugesetzbuch und in der Regel nicht genehmigungsfähig“, heißt es.
Wieder attraktive Nutzung gefordert
Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) will wie auch das Landesdenkmalamt und der Heimatverein Wedding unbedingt, dass das Parkcafé Rehberge bleibt und wieder genutzt wird. „Ich freue mich über die pragmatischen Hinweise des Landesdenkmalamtes zum Denkmalschutz. Auf dieser Grundlage kann das Parkcafé wieder einer attraktiven Nutzung zugeführt werden“, so Gothe.
Das Gebäude an der Catcherwiese ist Teil des 1929 nach Plänen von Berlins Gartenbaudirektor Erwin Barth eröffneten Volksparks Rehberge. Der Park mit seinen Sport- und Erholungsangeboten gilt als Musterbeispiel der Moderne. Das Café-Gebäude wurde damals als Umkleidegebäude errichtet. „Es gehört zur authentischen Originalausstattung des Parks und bildet zusammen mit dem gegenüberliegenden Umkleidegebäude aus den 1950er-Jahren (heute Kraftraum vom Sportamt) und mit dem rechteckigen Vorplatz einen prägnanten und wichtigen räumlichen Auftakt zur westlich angrenzenden Großen Spielwiese und ist damit Teil der zentralen Hauptachse des Parks“, heißt es in einem Schreiben vom Landesdenkmalamt.
„Die heute denkmalgeschützten Rehberge wurden so gestaltet, um dem übervölkerten Wedding vielfältige Möglichkeiten der Freizeitgestaltung und Erholung zu bieten. An diese Tradition sollte wieder angeschlossen werden“, sagt Ephraim Gothe. Er könnte sich vorstellen, dass das Parkcafé auch wieder als Umkleide genutzt wird für die Leute, die im Grünen Sport treiben und danach etwas essen und trinken wollen. Zum 100. Jubiläum der Einheitsgemeinde Berlin 2020 hofft er auf Förderprogramme zur Parksanierung und Geld für das leerstehende Parkcafé. Dass sich ein Gastronomiebetrieb nicht rechnet, sieht Gothe im Gegensatz zu seiner Stadtratkollegin „überhaupt nicht so.“
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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