Der Kaufmann Gustav Adolf Schön hob Neu-Weißensee aus der Wiege

Foto: Sammlung des Vereins Weißenseer Heimatfreunde
2Bilder
  • Foto: Sammlung des Vereins Weißenseer Heimatfreunde
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Im allgemeinen Sprachgebrauch heißt das Weißenseer Kerngebiet westlich der Berliner Allee „Gründerviertel“. Aber warum?

Die Namen der Straßen und Plätze gehen zumeist auf die Persönlichkeiten zurück, die vor knapp 150 Jahren das moderne Weißensee begründeten oder an Landkäufen und Bauspekulationen Anteil hatten. Diesen Straßen- und Platznamen konnten selbst gesellschaftliche Umbrüche im Lande nichts anhaben. Auch Bestrebungen, nach dem Zweiten Weltkrieg Umbenennungen vorzunehmen, fanden nie eine Mehrheit.

So gibt es heute noch zwei Straßennamen, die an den bedeutendsten der „Gründerväter“ erinnern: Die Schönstraße und die Gustav-Adolf-Straße. Namensgeber ist Gustav Adolf Schön. Er war es, der zum 21. November 1871 seinen Beauftragten Johann Eduard Langhans (1835-1905) in das kleine Dorf Weißensee entsandte, um dort im Café Rettig den Kauf des Ritterguts Weißensee besiegeln. Auf den Flächen des Ritterguts entstand in den darauffolgenden Jahren Neu-Weißensee.

Überliefert ist die Anekdote, dass der Kutscher in Höhe der Ringbahn zu Langhans bei Schneefall und Eisglätte meinte, dass es noch viel zu weit wäre und er umkehren wolle. Anderswo heißt es, der Kutscher hätte die Existenz „eines Dorfes da hinten“ bezweifelt, und erst ein Trinkgeld hätte ihn zur Weiterfahrt bewogen. Für Langhans war solche Denkweise, wie die des Kutschers, unter den Berlinern nicht neu. Er und sein Auftraggeber hatten gegen die damalige Auffassung anzukämpfen, dass es irrsinnig sei, hinter dem Friedrichshain Land kaufen zu wollen. Mit allen Mitteln, besonders mithilfe der Presse, war es ihm gelungen, trotzdem Interessenten für den Landkauf zu finden und damit Aktionäre für eine Baugesellschaft, die sich mit der Parzellierung beschäftigen sollte. Für seinen Auftraggeber Gustav Adolf Schön übernahm Langhans in Berlin die Geschäfte und wohnte einige Zeit sogar im „Schloss Weißensee“.

Gustav Adolf Schön war der zweitälteste Sohn eines Hamburger Großkaufmanns. Geboren wurde er am 25. Oktober 1834 auf der damals zu Dänemark gehörenden Insel Virgin Islands (heute USA). Tätig war Schön unter anderem in der Verwaltung der Hansestadt Hamburg. 1870 betraute man ihn mit der Zivilverwaltung des Departements Loir-et-Cher im besetzten Frankreich. Dort lernte er Langhans kennen. Im Frühjahr 1871 kamen beide, dekoriert mit dem Eisernen Kreuz, zunächst nach Hamburg zurück.

Für die Hansestadt erkämpfte Schön ein Reichstagsmandat. Und so kam er schließlich mit Berlin in engeren Kontakt. Die Geschäfte in Berlin überließ er allerdings seinem engen Vertrauten Langhans. Wegen seiner politischen Funktion blieb Schön stets für längere Zeit in Berlin. Und so blieb er auch eng mit der Entwicklung des damaligen Berliner Vororts Weißensee, später natürlich in erster Linie mit Neu-Weißensee verbunden.

Seine finanzielle Situation gestattete es Gustav Adolf Schön, schon bald seine politischen wie kommerziellen Verpflichtungen abzulegen. Er siedelte nach Paris um. Dort lebte er als Rentier und starb, noch nicht einmal 55 Jahre alt, am 12. April 1889. In Weißensee blieb die Erinnerung an ihn in der Schönstraße und in der parallel dazu verlaufenden Gustav-Adolf-Straße erhalten. Und nach Schöns Beauftragten Johann Eduard Langhans wurde ebenfalls eine Straße benannt: die Langhansstraße.

Foto: Sammlung des Vereins Weißenseer Heimatfreunde
Nach Gustav Adolf Schön sind in Weißensee gleich zwei Straßen benannt. die Gustav-Adolf-Straße und die Schönstraße. | Foto: Bernd Wähner
Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

83 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" in der Zossener Straße ist imer einen Besuch wert.
6 Bilder

Yummy Kitchen
Köstlichkeiten aus der südindischen und sri-lankischen Küche

Seit 2021 existiert das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" im angesagten Kreuzberger Kiez und lädt Liebhaber der südindischen und sri-lankischen Küche zum ausgiebigen Schlemmen und Genießen ein. So wundert es nicht, dass sich die Location, die über Innenplätze auf zwei Ebenen sowie einen gemütlichen Außenbereich verfügt, zu einem geschätzten Treffpunkt gemausert hat, der zahlreiche Berliner Stammgäste, aber auch Touristen aus dem In- und Ausland regelmäßig begrüßt. Verkehrsgünstig und...

  • Kreuzberg
  • 26.04.24
  • 78× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 211× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 196× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! | Foto: milangucic@gmail.com

Schonende OP-Methode
Patienteninfo: Wenn die Hüfte schmerzt

Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! Entdecken Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüftschmerzen auf unserem Infoabend. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, führt Sie durch die modernsten Methoden bei Hüftoperationen. Erfahren Sie, wie die schonende AMIS-Methode eine minimalinvasive Implantation von Hüftprothesen ermöglicht und die Fast-Track-Behandlung eine rasche...

  • Hermsdorf
  • 26.04.24
  • 48× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 263× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 618× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.