Das vergessene Rathaus
An der Albertinenstraße sollte einst die Weißenseer Stadtverwaltung ihren Sitz haben

So sah das erste Rathaus von Weißensee im Jahre 1905 aus. | Foto: Sammlung des Vereins Weißenseer Heimatfreunde
4Bilder
  • So sah das erste Rathaus von Weißensee im Jahre 1905 aus.
  • Foto: Sammlung des Vereins Weißenseer Heimatfreunde
  • hochgeladen von Hendrik Stein

Wenn heute vom ehemaligen Rathaus Weißensee die Rede ist, denken viele zu allererst an das große Klinkergebäude in der Berliner Allee 252-260. Kaum jemand weiß noch, dass Weißensee einst ein Rathaus an der Albertinenstraße hatte.

Das wurde im Jahre 1903, also vor 115 Jahren eröffnet. Weißensee war seinerzeit noch eine Gemeinde vor den Toren Berlins. Ab 1880 tagte die Gemeindevertretung um den Gemeindevorstand Heinrich Feldtmann erst im Gesellschaftshaus an der Parkstraße, später im Restaurant des Schlosses Weißensee und auch im Saal der Villa von Heinrich Feldtmann.

Doch um 1900 vergrößerte sich der Ort mit Neu-Weißensee. Man hatte seinerzeit den Wunsch, eine eigene Stadt zu werden. Dazu war ein eigenes Rathaus nötig. Und das wurde dann auch in der Albertinenstraße 6-8 gebaut und 1903 eingeweiht.

Weißensee wurde zwar keine eigenständige Stadt, aber 1920 nach Berlin eingemeindet. Für den Stadtbezirk blieb das Rathaus in seiner Funktion erhalten. Nach 1945 wurde in diesem sowie in umliegenden Gebäuden allerdings eine Polizeidienststelle eingerichtet. Das Rathaus wurde im Herbst 1945 für einige Zeit in das sogenannte Askanierhaus an der Ecke Berliner Allee und Liebermannstraße verlegt. Das Gebäude gehörte zu den Askanierwerken und wurde auf Veranlassung des Luftfahrtministeriums 1939 gebaut.

Doch auch in diesem Haus konnte die Bezirksverwaltung nicht bleiben. Die Sowjetischen Aktiengesellschaft (SAG) brauchte das Gebäude für seine Verwaltung. Und ab 1953 war dort eine Dienststelle des Ministeriums für Staatssicherheit untergebracht, konkret der Personen- und Objektschutz. Der Rat des Stadtbezirks wurde indes in einen Teil der heutigen Grundschule am Weißen See an der Ecke Park- und Amalienstraße verlegt. Mit der Wende 1990 zog man wieder ins Askanierhaus, das zum Rathaus für den Bezirk Weißensee wurde.

Seit der Fusion zum Großbezirk Pankow ist allerdings das Rathaus in der Breiten Straße 24a-26 im Ortsteil Pankow Sitz des Bürgermeisters. Das Gebäude an der Berliner Allee wird inzwischen als „ehemaliges Rathaus Weißensee“ bezeichnet, aber noch immer vom Bezirksamt genutzt. Derzeit haben dort der Stadtrat für Schule, Sport, Facility Management und Gesundheit, Torsten Kühne (CDU), und ein Teil seiner Mitarbeiter ihre Büros. Außerdem befindet sich dort das Weißenseer Bürgeramt.

Das erste Weißenseer Rathaus ist inzwischen ein Wohnhaus. 2009/2010 errichtete eine Baugruppe an der Albertinenstraße 6-8 neue Wohnhäuser Wohnungen. Und das unter Denkmalschutz stehende wurde zum Wohnhaus umgebaut. Die einstige Rathausfassade, wie sie auf alten Fotos zu sehen ist, kann heute nur noch vom Hof aus betrachtet werden.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

89 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 233× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 990× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 651× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.140× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.030× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.