Alles gegen häusliche Gewalt
Verordnete fassten Reihe von Beschlüssen

Der vorsätzlich geplante Mord an Zohra G. Ende April dieses Jahres auf offener Straße sorgte für Entsetzen. Er machte aber einmal mehr deutlich, dass viele Frauen von häuslicher Gewalt betroffen sind.

Bundesweit sind Zufluchtswohnungen und Frauenhäuser stets belegt, auch in Pankow. Und die Zahl der Frauen, die Rat und Zuflucht suchen, nimmt bei den freien Trägern, die sich für sie engagieren, stetig zu. Besonders erschreckend ist, dass in der Bundesrepublik jeden dritten Tag eine Frau von ihrem Partner getötet wird. Weil im Spätherbst jeden Jahres Aktionen im Zeichen des Kampfes gegen häusliche Gewalt stattfinden, haben sich die Fraktionen in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) in diesem Jahr darauf verständigt, mit mehreren Anträgen ein Zeichen gegen häusliche Gewalt zu setzen. Mit der Umsetzung der Beschlüsse sollen betroffene Frauen noch besser unterstützt und das Thema noch mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt werden.

Insgesamt wurden von den Fraktionen Bündnis 90/ ie Grünen, Linke, SPD und CDU elf Anträge zu diesem Thema gestellt, die alle in seltener Einstimmigkeit von allen Verordneten beschlossen wurden. Unter anderem wurde beschlossen, dass das Bezirksamt ein Konzept für eine kulturelle Veranstaltungsreihe zum internationalen Aktionstag „NEIN zu Gewalt an Frauen“ erarbeiten soll. Jährlich zum 25. November solle das Thema in unterschiedlichen Einrichtungen kreativ bearbeitet werden, um eine große Menge an Menschen zu erreichen und zu sensibilisieren. „Die kreative Bearbeitung trägt dazu bei, dass Menschen eine stärkere emotionale Bindung zum Thema herstellen und so Informationen besser annehmen und verarbeiten können, als zum Beispiel bei reinen Informationsveranstaltung“, erklärt Kirsten Wechslberger von der Linksfraktion.

Täterarbeit als Prävention

Das Bezirksamt wird außerdem aufgefordert, sich auf Landesebene für die Schaffung eines Angebotes der „Täterarbeit häusliche Gewalt“ einzusetzen. „Täter sind für ihr Verhalten selbst verantwortlich, und in den allermeisten Fällen geht die Gewalt von Männern aus“, sagt Helene Bond von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. „Täterarbeit konzentriert sich deshalb explizit auf gewalttätige Männer und ist für die Prävention und Bekämpfung häuslicher Gewalt eine zentrale Säule.“

In einem weiteren Antrag wird gefordert, das Thema häusliche Gewalt aus der Grauzone zu holen, dafür mehr zu sensibilisieren und darüber zu informieren. „Häusliche Gewalt findet viel zu häufig im Verborgenen statt. Es ist noch immer ein Tabu-Thema in der Öffentlichkeit, man spricht nicht darüber. Davon jedoch profitieren nur die Täter. Mich bewegt vor allem, dass es häufig die Kinder in Gewalt-Haushalten sind, die ganz besonders leiden“, erklärt Denise Bittner, die Vorsitzende der CDU-Fraktion.

Des Weiteren soll sich das Bezirksamt beim Senat für mehr Schutzplätze für von Gewalt betroffenen Frauen und ihren Kindern einsetzen, beschloss die BVV. Dazu erklärt Ulrike Rosensky von der SPD-Fraktion: „Bereits jetzt müssen betroffene Frauen, die Hilfe in geschützten Räumen wie Frauenhäusern suchen, abgelehnt werden, weil es keine Plätze mehr gibt. Deshalb regen wir an, dass bei allen landeseigenen Neubauprojekten ein Kontingent an Schutzplätzen für Frauen und ihre Kindern festgelegt wird.“

Ausführliche Informationen zu diesen und weiteren Beschlüssen finden sich auf https://bwurl.de/18pn unter den Tagesordnungspunkten 1.39 bis 1.49.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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