Beleidigt, bedroht oder attackiert
Registerstelle Charlottenburg-Wilmersdorf zieht Bilanz bei Diskriminierung
Im Bezirk hat es 2022 weniger extrem rechte und diskriminierende Vorfälle als im Jahr davor gegeben. Insgesamt waren es 234. Die Bilanz hat das Register Charlottenburg-Wilmersdorf jetzt veröffentlicht.
Bedrohungen, Beleidigungen, Pöbeleien oder gar körperliche Angriffe: Im Bezirk passiert mindestens alle ein bis zwei Tage ein „extrem rechter oder diskriminierender“ Vorfall. Zu diesem Fazit kommt die Registerstelle Charlottenburg-Wilmersdorf in ihrer Bilanz für 2022. Als Teil der Berliner Melderegister dokumentiert das Bezirksteam alle gemeldeten Vorfälle, die rassistisch, antisemitisch, LGBTIQ-feindlich, extrem rechts, sozialchauvinistisch, behindertenfeindlich oder antifeministisch motiviert sind.
In der Summe gab es 234 solcher Vorfälle im vorigen Jahr. Das waren 58 und damit etwa 20 Prozent weniger als im „Top-Jahr“ 2021. Gegenüber 2013 ist der Anstieg allerdings rasant, damals wurden 91 Vorfälle von Betroffenen oder Augenzeugen gemeldet. Die Registerstelle geht aber von einer höheren Dunkelziffer aus. Das häufigste Motiv ist wie in den Vorjahren Rassismus (80 Vorfälle), gefolgt vom Antisemitismus (48). Hier sind die Zahlen in Charlottenburg-Wilmersdorf laut Register im Berlin weiten Vergleich leicht gestiegen. Nach Mitte und Pankow belegt der Bezirk den dritten Rang bei antisemitischen Vorfällen, liegt mit 16 Bedrohungen und Beleidigungen und drei Angriffen aber noch vor Pankow. Im Ortsteil Charlottenburg ereignen sich der Bilanz nach mit Abstand die meisten rechten und diskriminierenden Vorfälle im Bezirk. Dort wohnen die meisten Menschen, liegen wichtige Verkehrsknotenpunkte und Einkaufsstraßen. Mit 30 Fällen gab es dort die meisten verbalen Anfeindungen und mit elf Fällen die meisten körperlichen Angriffe. Charlottenburg und Wilmersdorf zeichnen sich zwar nicht durch eine besonders aktive extrem rechte Szene aus, gelten laut Registerstelle jedoch als ein Thinktank der "Neuen Rechten".
Die Fälle von LGBTIQ-Feindlichkeit sind im Bezirk (15) wie in ganz Berlin im Vorjahr gestiegen. Neben Bedrohungen (3) und Angriffen (2) dokumentierte die Registerstelle auch neue Arten von Diskriminierung, wie etwa die Benachteiligung in Behörden oder bei der Jobsuche. Kontakt zur Registerstelle: cw@berliner-register.de. Vorfälle melden auf www.berliner-register.de/vorfall-melden.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.