Musikschule auf Rädern
Das Rockmobil – niedrigschwelliges Angebot und aufsuchende Sozialarbeit

Schon da. Der Musikbus muss nur noch ausgebaut werden. Im Frühjahr soll er erstmals durch den Bezirk rollen. | Foto: Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf
  • Schon da. Der Musikbus muss nur noch ausgebaut werden. Im Frühjahr soll er erstmals durch den Bezirk rollen.
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Ein großer Bus, der täglich durch den Bezirk rollt und in dem Jugendliche Sounds kreieren, die sonst nie den Weg in die Musikschule finden würden: eine schöne Idee, die etwa ein Jahr alt ist und im kommenden Frühjahr in die Tat umgesetzt wird.

Wer soll dieses blaue Ungetüm bloß fahren? Die Frage von Reinhold Hartmann (CDU), Mitglied des Ausschusses für Weiterbildung und Kultur der BVV, war berechtigt. 20 Tonnen wiegt der Doppeldecker-Bus, dessen unterschriftsreifer Kaufvertrag am 13. November, Tag der Sitzung, Kulturstadträtin Heike Schmitt-Schmelz zugemailt wurde. Das 14 Meter lange Vehikel war zuvor im Dienste des Bayerischen Rundfunks unterwegs und hat deshalb bereits Heizung und Klimaanlage an Bord und auch sonst beste technische Voraussetzungen für den geplanten Umbau zu einem rollenden Tonstudio, inklusive Proberaum.

Vom kleinen Modell zur großen Idee

Josef Holzhauser heißt der Mann, der vor etwa einer Dekade irgendwo Bus nebst Konzept gesehen hat und seitdem den Traum eines ähnlichen Projektes träumt. Ein kleines Modell seiner Vision hat der stellvertretende Leiter der Musikschule City West der SPD-Stadträtin zum vergangenen Weihnachtsfest auf den Schreibtisch gestellt. Die kleine Ausführung habe er selber hinbekommen, „bei der großen brauche ich Ihre Hilfe“, las Schmitt-Schmelz auf der Grußkarte. Das Konzept überzeugte sie und so stellte sie es bei der jüngsten Sitzung des Kultur- und Bildungsausschusses der BVV vor.

„Es geht darum, Kinder und Jugendliche an die Musik heranzuführen"

Sechs Stunden täglich, von Montag bis Freitag, soll der Musikbus fahren, zunächst die Schulen des Bezirks frequentieren und nach Schulschluss im Bereich der Straßensozialarbeit eingesetzt werden. „Es geht darum, Kinder und Jugendliche an die Musik heranführen, die dazu aus finanziellen Gründen keinen Zugang haben oder deren soziales Umfeld sie nicht zur Musik, sondern eher auf die Straße bringt“, erklärte Schmitt-Schmelz.

In Kooperation mit den Schulen könnten auffällige Kinder, die den Unterricht massiv stören, beispielsweise eine Stunde in den Musikbus anstatt vor die Tür geschickt werden. „Oft brauchen diese Kinder einfach mal ein positives Erlebnis“, ist sich Schmitt-Schmelz sicher. In Hamburg fahre bereits ein derartiger Bus und laufe hervorragend, davon hätten sich Holzhauser und sie vor Ort überzeugt. „Mit dem Betreten des Busses ändern diese Kinder schlagartig ihr Verhalten und sind nach dem Verlassen erstaunlich entspannt.“

Parkplatz ist schon klar

Zusammen mit einem Tischler, Tontechniker und Kfz-Mechanikern wurde bereits der Ausbau des Musikbusses besprochen. Schließlich braucht er einen Proberaum mit Bässen, Gitarren, Keybord und Schlagzeug. Und ein Aufnahmestudio. Ein Team aus Musikschullehrern, Sozialpädagogen und Streetworkern soll den Betrieb steuern. Betriebskosten fallen an, ein Stellplatz ist notwendig. Das alles verlangt nach Geld, und das fließt über die Landeskommission gegen Gewalt in die Bezirkskasse. „Da haben wir einen entsprechenden Antrag gestellt“, verkündete Schmitt-Schmelz. Einen Stellplatz habe man bereits gefunden: auf dem Gelände des Motorsport Vereins an der Fritz-Wildung-Straße, umzäunt und im Besitz des Bezirks, also kostenfrei.

"Alle wollen diesen Bus"

Möglicherweise erfreut sich das „Rockmobil“, wie zumindest der Miniaturbus heißt, schnell einer weit höheren Auslastung als aktuell geplant. Kooperationen mit der Polizei, der Bundesagentur für Arbeit und dem Jugendamt seien möglich, Gespräche habe es bereits gegeben. „Egal, mit wem ich gesprochen habe: Alle wollen diesen Bus“, so die Stadträtin. Auch das Pangea-Haus sei an einer Nutzung interessiert, wusste Kristina Wagner (CDU). In Hamburg wurde die tägliche Einsatzzeit des Busses längst verlängert, weil sich Bands gegründet haben, die außerhalb der Schulzeit üben wollen.

Aber wer fährt den Bus denn nun, dessen Name über einen Schülerwettbewerb generiert werden soll? „Ich freue mich schon auf die Fahrstunden“, sagte Schmitt-Schmelz, natürlich im Scherz. Auch darum werde sich noch gekümmert. Im Frühjahr 2019 soll der Musikbus das erste Mal durch den Bezirk rollen.

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

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