Vier Naturschutzverbände fordern vom zukünftigen Senat: Kein Geld mehr zu Lasten von Grünflächen!

Preußenpark (Wikipedia Commons, Dguendel)
2Bilder
  • Preußenpark (Wikipedia Commons, Dguendel)
  • hochgeladen von Michael Roeder

Die Berliner Woche stellt in ihrer Wilmersdorf-Ausgabe vom 6. November (und elektronisch) den umgestalteten Olivaer Platz vor und findet viele zeitgemäß lobende Worte, darunter: vielfältig, stadtklimafest, hitzeverträglich. Allerdings zeigt ein beigefügtes Foto eine das ganze Bild ausfüllende reine Rasenfläche* mit mehreren schadhaften Stellen. Des weiteren unterstreicht der Text die „inklusiven Angebote für jede Altersgruppen. Von Spielflächen bis hin zu den verschiedensten Angeboten zum Verweilen und Erholen ist alles dabei.“ Und zwei verantwortliche Politiker werden zitiert: der „mit dem Ergebnis zufriedene“ Bezirksbaustadtrat O. Schruoffeneger (Grüne) und Stadtentwicklungssenator S. Scheel (Linkspartei), der „sich freut, dass der Olivaer Platz mit Hilfe von rund 4,8 Millionen Euro aus Mitteln der Städtebauförderung umgestaltet wurde.“

Die Berliner Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz e.V. (BLN), der NABU Landesverband Berlin, die NaturFreunde Berlin und das Berliner Netzwerks für Grünzüge („Grünzüge für Berlin“) jedoch können sich – ganz im Widerspruch zu den beiden Politikern – darüber gar nicht freuen; in ihrer am 2. November veröffentlichten gemeinsamen Presseerklärung sagen sie:

Kein Geld mehr für die falsche Sache! Naturschutzverbände fordern Finanzierungsstopp für Infrastrukturmaßnahmen auf Kosten der Berliner Grünflächen.

Die vier Naturschutzverbände beklagen:

Überall in Berlin werden öffentliche Grünflächen, Parks seitens der Bezirke mit Einrichtungen bebaut und zersiedelt, die auch anderswo entstehen könnten: Spiel- und Sportplätze, Schulen, Kitas, Erlebniswelten, Gastronomie. Die öffentlichen Grünflächen als Naturerholungsraum, aber auch als Refugium der Artenvielfalt in unserer Stadt, werden immer weiter dezimiert.

Als besonders auffällig in dieser Beziehung sehen sie den Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf, der 2020 eine Kindertagesstätte in den Volkspark Jungfernheide hineinbaute sowie 2021 im Preußenpark eine provisorische Marktplattform für einen Street-Food-Markt eröffnete und darüber hinaus im nur 55.000 m² großen Park ein Multifunktionsgebäude, eine erweiterte dauerhafte Marktplattform, einen Erlebnisspielplatz und Sporteinrichtungen zu errichten plant.

Gleichzeitig werden die letzten größeren innerstädtischen unversiegelten Flächen immer weiter versiegelt, obwohl Berlins Wasserwerke die Grundwasserbildung anmahnen und die ‚Schwammstadt‘ in aller Munde ist.

Der Senatsverwaltung halten die vier Naturschutzverbände vor, diese Bezirksprojekte fast immer (mit)zufinanzieren:

Für unsere städtischen Parks stellen öffentliche Mittel paradoxerweise inzwischen die größte Gefahr dar. Ausgerechnet die existentiellen Flächen, die sich immer mehr Menschen teilen müssen, sollen nun weichen für Einrichtungen, die oft nur für Wenige oder nur für bestimmte Gruppen von Nutzen sind.

Daher fordern die vier Naturschutzverbände in ihrer Erklärung die zukünftigen Koalitionsparteien SPD, Grüne und Linkspartei auf,

dem Griff auf die Grünflächen einen Riegel vorzuschieben und zu vereinbaren, dass der Senat keine Infrastrukturprojekte in Parks und öffentlichen Grünflächen unterstützt und vor allem auch nicht länger finanziert.

_________________________________
* An dieser Stelle war vor der Umgestaltung eine vielfältige Grünanlage (siehe Abb. 2), die jedoch vom Bezirk nur unzureichend gepflegt wurde.

Preußenpark (Wikipedia Commons, Dguendel)
Abb. 2: Olivaer Platz, westliches Ende, vor der Umgestaltung, gesehen von Süden
Autor:

Michael Roeder aus Wilmersdorf

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

16 folgen diesem Profil

9 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 170× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 948× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 608× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.103× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.990× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.