Es brodelt im Norden
Erzürnte Bürger bei Mieterversammlung in der Paul-Hertz-Siedlung

Eckardt Schmidt ist sauer: Seit einem halben Jahr funktioniert der Türöffner in dem Mietshaus nicht, in dem er wohnt.  | Foto: Matthias Vogel
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  • Eckardt Schmidt ist sauer: Seit einem halben Jahr funktioniert der Türöffner in dem Mietshaus nicht, in dem er wohnt.
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Beinahe 100 Mieter aus der Paul-Hertz-Siedlung und dem Rest von Charlottenburg-Nord waren gekommen, um ihren Sorgen, Nöten und ihrem Ärger Luft zu machen. Es rumorte im Saal am Halemweg 18, was Mieterbeirat-Sprecher Alfons Alois Sterz nicht wunderte: „Wir sind hier kein Kuschelverein.“

Sabine Bornitz steht vor der Karte an einer Stellwand und zeigt auf das Ende der Darendorfzeile. „Hier im letzten Haus wohne ich“, sagt sie. „Und ich habe das Gefühl, es wird ein bisschen vergessen.“ Verändert habe sich das Umfeld. Durch Zuzug, weil sich nicht mehr gekümmert werde und auch, weil die Lärmbelästigung durch die Umbauten an der Rudolf-Wissell-Brücke doch stattlich gewesen seien. „Ich mag gar nicht daran denken, wie das ist, wenn sie komplett erneuert wird.“

Sperrmüll, fehlende Grünpflege

Was sie im Moment wesentlich mehr stört, ist, dass ihr Müllhäuschen regelmäßig überquillt, weil Mitbewohner nicht zwischen Sperrmüll und Hausmüll unterscheiden können oder wollen. Sie zeigt auf ihr Smartphone. Auf einem Bild stapeln sich Matratzen, Holzbretter neben Restmüll und den Tonnen für die gelben Säcke. „Da wird dann irgendwann entsorgt und dann – was mich besonders aufregt – das Geld auf alle Mieter umgelegt.“ Ähnlich verhalte es sich mit der Grünpflege, die streng genommen gar nicht stattfinde, weil es kein Grün mehr gebe.

Karnickelplage, Falschparker, Gefahr durch Totholz

Die anderen Mieter der Paul-Hertz-Siedlung stoßen ins gleiche Horn. Wüste anstatt Wiesen, ein Spielplatz, für den man sich schämen müsse, Karnickelplage, Wespennest auf dem Balkon, Falschparker, Gefahr durch Totholz an den von den Sturmereignissen der jüngsten Vergangenheit gebeutelten Bäumen. Alle Beschwerden wurden dem Vernehmen nach bereits telefonisch über die Service-Hotline versucht zu melden. Der Tenor: Vergeblich, es kommt einfach keiner, es passiert nichts, Zuständigkeiten würden lediglich hin- und her geschoben.

Auf der Mieterversammlung, organisiert vom Mieterbeirat Charlottenburg-Nord/Paul-Hertz-Siedlung, hatten die Bürger nun die Verantwortlichen vor der Brust: Daniel Noraman, Geschäftsführer der Firma Drei B, zuständig für die Grünflächenpflege im Kiez, und Marcus Müller von der landeseigenen Wohnungsgesellschaft Gewobag AG, deren Tochter Gewobag MB nach Angaben von Sterz rund 95 Prozent der Wohnungen in Charlottenburg-Nord bewirtschafte. Beide hatten alle Hände voll damit zu tun, die aufgebrachten Mieter zu beschwichtigen und ihre Beschwerden zu relativieren. Müller notierte eifrig einzelne Adressen und gelobte, sich umgehend um die Belange der Betroffenen zu kümmern. Wie etwa um den Türöffner in einem Mietshaus der Delpzeile, in dem auch Eckardt Schmidt wohnt. „Der ist vor einem halben Jahr ausgebaut und minderwertig ersetzt worden. Mehrfach habe ich darauf hingewiesen, stets wurde mir versichert, es kümmere sich jemand darum. Er funktioniert bis heute nicht, das nächtliche Zuschlagen der Tür ist unzumutbar“, sagte der 82-Jährige. Das höre sich an wie ein Schildbürgerstreich, räumte Müller ein und setzte auch Schmidt auf seine Agenda.

"Wir haken nach"

Nach dem offiziellen Teil wurde kräftig weiter diskutiert, ein Beleg für die Dringlichkeit der Versammlung. Sabine Borsitz war ins Einzelgespräch mit Daniel Noraman vertieft, konnte also wenigstens ihren Ärger über die aus ihrer Sicht mangelhafte Grünpflege und deren Finanzierung loswerden. Gewobag und Drei B werden sich nun daran messen lassen müssen, ob und wie schnell sie die Probleme ihrer Mieter lösen werden. Das sieht auch Sterz so: „Sollte da nichts geschehen, haken wir nach. Wir lassen nicht ab.“

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

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