Viel Diskussionsbedarf, aber wenig Zeit
Hochhausplanung des Senats bereitet auch der TU Sorgen

Der Busbahnhof der BVG soll unter Tage verlegt oder überdeckelt werden. Die BVG ist in der Diskussion um die Neugestaltung des Areals nördlich der Hertzallee überhaupt noch nicht auf den Plan getreten.  | Foto: Matthias Vogel
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  • Der Busbahnhof der BVG soll unter Tage verlegt oder überdeckelt werden. Die BVG ist in der Diskussion um die Neugestaltung des Areals nördlich der Hertzallee überhaupt noch nicht auf den Plan getreten.
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Es geht dem Bezirksamt mit seiner Liste an Anforderungen für die bauliche Neugestaltung der Flächen an der Hertzallee und dem Hardenbergplatz nicht darum, ob Hochhäuser gebaut werden dürfen oder nicht. „Aber die Frage, ob ein Standort geeignet ist, muss vorher umfassend beantwortet werden“, sagte Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) bei der Vorstellung des Positionspapieres.

Das Bezirksamt fordert eine städtebauliche Verträglichkeitsuntersuchung. Der Masterplan für das gesamte Areal und der Bebauungsplanentwurf dürften nicht von einer bereits vorliegenden Hochhausplanung ausgehen, sondern müsse alle Aspekte abwägen. Bedürfnisse der Technischen Universität und der Universität der Künste müssten berücksichtigt werden, könnten aber auch nur ein Aspekt der Entwicklung sein. Es sei zu beachten, wie sich der geplante Standort in das Spannungsfeld zwischen Breitscheidplatz und Ernst-Reuter-Platz einfüge und welche Konsequenzen sich für die bauliche Entwicklung des Umfeldes ergeben.

„Momentan gibt es zwei Linien mit höheren Gebäuden. Eine zwischen dem Hansaviertel, eine zwischen der Urania und dem Ernst-Reuter-Platz. Will man diese Struktur beibehalten oder einen massiven Riegel zwischen den beiden Linien? Letzteres kann man wollen, das sollte aber eine bewusste Entscheidung sein und sich nicht automatisch ergeben“, sagte Schuroffeneger.

"Sinnvolle Fuß- und Radwege berücksichtigen"

Die weiteren Anforderungen des Bezirksbeschlusses: Das Gebiet nördlich der Hertzallee brauche eine Eingangssituation. Nach persönlicher Meinung des Baustadtrates wäre es besser, das Reiß’sche Hochhaus – derzeit zentral geplant, an die Gleise heranzurücken und den Busbahnhof der BVG unter der ersten Etage zu verorten. Auch müsse sich das Gebiet dem angrenzenden Stadtraum gegenüber öffnen, dazu brauche es sinnvolle Fuß- und Radwege, Grünflächen und Blickachsen.

Ebenfalls gelte es, die Nutzungen der „Erdgeschosszonen“ genau zu definieren, eine erhebliche Anzahl an Wohnungen – auch studentisches Wohnen – abzusichern, umfangreiche entsiegelte Flächen sicherzustellen und ökologische Standards für die Bebauung festzulegen. Die BVG-Parkplätze müssten unterirdisch situiert oder überdeckelt sein, in einer Kombination mit einer unterirdischen Lösung hält das Bezirksamt ein zentrales Verwaltungsgebäude für die BVG für wünschenswert. Tiefgaragen dürften überdies nur unter den Baukörpern liegen. Schruoffeneger sagte, diese und weitere Forderungen seien deshalb abstrakt, weil sie an den Prozess gerichtet seien und eben kein Ergebnis vorwegnehmen sollen.

"Es könnten
Fördermittel verloren gehen"

Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD) verlangte bei dem Pressegespräch nach einem „Turbo“ in der Debatte. Keine Worthülse, denn schon im kommenden Frühjahr möchte der Senat mit den Planungen für das Nord-Areal fertig sein. Das hängt wiederum mit dem Druck zusammen, den die Technische Universität auf den Entwicklungsprozess ausübt, wie Martin Schwacke, Leiter der TU-Bauabteilung erklärte. „Wir fürchten, die laufenden Planungsprozesse für das neue ImoS-Forschungsgebäude und ein neues Gebäude für das Institut für Mathematik auf dem Areal könnten zeitlich beeinträchtigt werden. Für uns ist das von großer Bedeutung, weil wir dann eventuell Bundesfördermittel zurückzahlen müssten.“

Zusätzlich zu diesen beiden TU-Häusern, Baustart im Sommer 2019, möchte die TU nach deren Fertigstellung auch zwei neuen Bauten für den Bereich Nano-Physik errichten. Weil der Senat seine Hochhäuser auf die bestehende Block-Struktur des TU-Geländes quasi "aufpfropfen" möchte, hat man an der Universität große Bedenken bezüglich der Nutzung der Tower. Schwacke sagte, es sei extrem schwierig, universitäre Bauten in Hochhäusern zu organisieren und nannte Stichpunkte wie Hochausrichtlinie, Versammlungstättenverordung, mehr Baukosten, erhöhten Erschließungsaufwand und Sensibilität. „Unten Institut für Nano-Physik, oben Studentenparty, das wäre ein Thema, über das sicher länger diskutiert werden müsste.“

Der Busbahnhof der BVG soll unter Tage verlegt oder überdeckelt werden. Die BVG ist in der Diskussion um die Neugestaltung des Areals nördlich der Hertzallee überhaupt noch nicht auf den Plan getreten.  | Foto: Matthias Vogel
Bei den rot gerahmten Baufeldern handelt es sich um den Neubau für die Nanophysik, das Gebäude für das Institut für Mathematik befindet sich direkt an der Fasanenstraße und das IMoS-Forschungsgebäude in zweiter Reihe.  | Foto: TU Berlin
Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

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