Kleingärtner wollen Klarheit
Rudolf-Wissell-Brücke: Wie viele Lauben müssen weichen?

Andreas Statzkowski und die Laubenpieper fürchten um die Kleingärten unter der Autobahn. | Foto: Ulrike Kiefert
4Bilder
  • Andreas Statzkowski und die Laubenpieper fürchten um die Kleingärten unter der Autobahn.
  • Foto: Ulrike Kiefert
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

Neben dem Umbau des Autobahndreiecks Funkturm steht auch der Neubau der Rudolf-Wissell-Brücke bevor. Die soll ab dem Jahr 2023 durch zwei neue Brücken ersetzt werden. Die aber brauchen Platz, weshalb die Kleingärtner um ihre Lauben unter der Autobahn fürchten. Wie viele am Ende wegfallen werden, wissen sie noch nicht.

Erst kürzlich verkündete der Senat, sich vermehrt für den Erhalt des Berliner Stadtgrüns einsetzen zu wollen. Doch was geschieht mit der grünen Oase unter der Rudolf-Wissell-Brücke? Dort haben viele Kleingärtner ihre Parzellen und die fürchten um ihr Idyll an der Spree. Die ebenso marode wie verkehrsreiche Rudolf-Wissell-Brücke soll nämlich abgerissen werden. Das ist den Kleingärtnern auch schon länger bekannt. Nach dem Wettbewerbsverfahren steht jetzt aber fest, statt einer neuen Brücke werden ab 2023 zwei gebaut: zwischen Spandauer Damm und Jakob-Kaiser-Platz. Das braucht Platz und könnte weitaus mehr Parzellen in Gefahr bringen als zunächst befürchtet. Wie viele genau, weiß bisher keiner.

Geballte Laubenpieper-Präsenz

„Der Senat hat sich immer noch nicht positioniert, wie mit den Kleingärten unter der Autobahnbrücke umgegangen werden soll, die für den Brückenbau wegfallen“, kritisierte Andreas Statzkowski. Der Abgeordnete der CDU-Westend, der sich für die Kleingärtner seit Langem engagiert und im Abgeordnetenhaus immer wieder zu dem Thema nachhakt, hatte die Laubenpieper kürzlich zur Diskussion in die Geschäftsstelle des Bezirksverbandes Charlottenburg der Kleingärtner am Ruhwaldweg geladen. Mit auf dem Podium saßen Michael Matthei als Präsident des Berliner Landesverbandes der Gartenfreunde, Peter Wasmund als 1. Vorsitzender der Kolonie "Schleusenland" sowie Matthias Kwapien und André Leidig vom Unterbezirk Westend des Berliner Vereins Bahn-Landwirtschaft.

Wie viele Lauben müssen weg?

Geballte Laubenpieper-Präsenz also. Allen gemein ist die Forderung nach dem Erhalt möglichst vieler Kleingärten in den betroffenen Kolonien "Schleusenland", "Tiefer Grund II", "Bleibtreu II" und Bahn-Landwirtschaft mit dem Unterbezirk Westend und den Anlagen "Ablaufberg" und "Schlackeloch". „Mindestens 78 Parzellen sollen hier verschwinden, dazu 54 im Schleusenland und 103 bei der Eisenbahn-Landwirtschaft“, informierte Michael Matthei. Genauere Zahlen habe er nicht. Dass die der Senat bislang nicht bekanntgegeben hat, mache ihn misstrauisch, sagte Statzkowski. „Das lässt befürchten, dass es weitaus mehr sein könnten.“ Auch einen Räumungstermin habe der Senat noch nicht benannt. „Das ist laut Senat von der Dauer des Planfeststellungsverfahrens abhängig“, informierte der Politiker. Das soll Ende 2021 losgehen. 

Ersatzflächen gefordert

Dass die Kleingärtner nicht informiert werden, bemängelte auch Matthias Kwapien. „In der Kolonie Unterbezirk Westend sind wohl 108 Parzellen direkt unter Brücke betroffen.“ Dort sorge man sich, dass die Lauben womöglich schon abgerissen werden könnten, bevor das Bauprojekt überhaupt beginnt. Das sei schon mal passiert und am Ende standen die geräumten Parzellen zehn Jahre lang leer, so Kwapien. Außerdem wollen die Kleingärtner Ersatzflächen. „Aber nicht in Karow oder sonstwo am Rande der Stadt“, bemerkte einer aus dem Publikum. „Auch hierzu hat sich der Senat noch nicht geäußert“, musste Andreas Statzkowski mitteilen. Auch nicht, ob es finanzielle Entschädigungen gibt, wie es der jüngst beschlossene Kleingartenentwicklungsplan 2030 des Senats eigentlich vorsieht.

„Wir können den Neubau der Brücke nicht verhindern. Aber wir können Druck machen"

Im Fazit hielt Michael Matthei fest: „Wir können den Neubau der Brücke nicht verhindern. Aber wir können Druck machen und das favorisierte Konzept mit den zwei Brücken vielleicht doch noch verhindern.“ Aber dafür müsste der Senat erst mal die genaue Planung offenlegen. Andreas Statzkowski kündigte seinerseits an, dem Senat weiter Anfragen zu stellen, um Antworten zu bekommen. „Machen Sie Ihrerseits Druck“, riet er den Kleingärtnern. „Vielleicht über Proteste oder eine Petition.“

Marode Brücke muss ersetzt werden

Der Wettbewerb zum Neubau der Rudolf-Wissell-Brücke war bereits Anfang 2017 gestartet. Den Ersatzbau plant und realisiert die DEGES im Auftrag von Bund und Land. Die mit rund 930 Metern längste Brücke Berlins muss neu gebaut werden, weil sie dem Verkehr nicht mehr standhält. Täglich rollen rund 180 000 Fahrzeuge über die Brücke. Damit ist das Spannbeton-Bauwerk mit seinen sechs Fahrstreifen auf der A100 der am dritthäufigsten befahrene Autobahnabschnitt Deutschlands. Laut DEGES schreiten die Vorbereitungen für die neuen Brückenbauwerke voran. Die Vorplanung liegt demnach bereits vor. In welchem Umfang die Lärmschutz- und Stützwände gebaut werden sollen, werde gerdegeade abestimmt. Über die Planungsdetails will die DEGES die Anwohner direkt informieren, heißt es. Das Planfeststellungsverfahren beginnt voraussichtlich im dritten Quartal 2021. Der Bau startet nicht vor Ende 2023 und soll schätzungsweise 7,5 Jahre dauern.

Mehr Projektinfos gibt es unter www.deges.de/projekte/projekt/ersatzneubau-und-fahrbahnsanierung-der-rudolf-wissell-bruecke-auf-der-autobahn-a-100/.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

52 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 776× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 784× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 475× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 42.500 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade und Mariendorf. Damit können weitere rund 42.500 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu ermöglichen. Schnell sein...

  • Frohnau
  • 11.12.24
  • 926× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.861× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.