Laternenträger vor Schloss Charlottenburg
Sandsteinfigur gehört zur neuen Ausstellung über koloniale Vergangenheit
Die über zwei Meter große und eineinhalb Tonnen schwere Skulptur wird noch mit einigen Handgriffen auf einen Sockel montiert. Nun steht der Laternenträger aus Sandstein bis zum 31. Oktober vor dem Neuen Flügel des Charlottenburger Schlosses.
Die Skulptur eines antikisch gekleideten schwarzen Menschen ist Bestandteil der neuen Sonderausstellung „Schlösser.Preußen.Kolonial. Biografien und Sammlungen im Fokus“, die vom 4. Juli bis zum 31. Oktober im Schloss Charlottenburg zu sehen sein wird und in der die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) die koloniale Vergangenheit ihrer Sammlungsbestände in den Fokus rückt. Vorübergehend hat die Figur ihren Platz an der Gartenseite des Neuen Palais in Potsdam verlassen, um ihren neuen Platz in Charlottenburg einzunehmen.
Am Neuen Palais in Potsdam gehört die Figur gemeinsam mit ihrem Pendant, das vor Ort verbleibt, zu einem großen Figurenensemble. Es wurde von Bildhauer Walter Schott von 1892 bis 1893 geschaffen und von Kaiser Wilhelm II. mit konzipiert. Kaiser und Künstler stellten ihre Vorstellungen verschiedener Völker zur Schau, wobei die kolonialen und imperialen Ambitionen des Kaisers mitschwingen.
In Charlottenburg wird die Skulptur als Teil der deutschen Kolonialgeschichte in einen neuen Kontext gestellt. Sie steht für Fragen, welche Stimmen aus der Vergangenheit sprechen durften, was sie gesagt haben und wie sich die in der Skulptur enthaltenen und weggelassenen historischen Geschichten verändern. Damit soll ein Blickwechsel erreicht werden, denn die in den SPSG ausgestellten Objekte und dargestellten Menschen wurden bisher meist losgelöst von der deutschen Kolonialgeschichte präsentiert. Dabei reicht die koloniale Geschichte Brandenburgs und Preußens bis ins 17. Jahrhundert zurück. So war die Brandenburgisch-Afrikanische Compagnie (BAC) aktiv am transatlantischen Versklavungshandel beteiligt. Bis ins 19. Jahrhundert wurden versklavte Menschen an den preußischen Hof gebracht, wo sie unter anderem als Diener, Maler, Musiker arbeiten mussten. Die jetzt vor dem Neuen Flügel aufgestellte Figur stellt einen Laternenträger dar. Zum Original gehört noch ein Aufsatz mit Laternen. Nach Ende der Ausstellung bekommt die Skulptur eine Rundum-Restaurierung, bevor sie wieder an ihren Originalstandort zurückkehrt.
Das Ausstellungsprojekt wird durch ein umfangreiches Rahmenprogramm ergänzt. Führungen, Workshops und Vorträge ermöglichen es, die Themen der Ausstellung weiter zu vertiefen.
Weitere Infos zur Ausstellung auf www.spsg.de/aktuelles/ausstellung/schloesser-preussen-kolonial.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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