"Ich kann als Neueinsteiger nur gewinnen": Zwei Eisspeedway-Piloten starten unter dem Wappen Berlins
Schmargendorf. Rasende Motorräder auf Glatteis kennt man im Horst-Dohm-Stadion seit Jahren. Neu ist aber das kürzlich gegründete „Team Eisspeedwayunion Berlin“. Jungspund Tobias Busch aus Stralsund und der erfahrene Max Niedermaier aus Bayern gelten als Hoffnungsträger des ersten deutschen Rennstalls in diesem verrückten Sport.
Gerade erst kehrten Busch und Niedermaier aus einem Trainingslager in Russland zurück, wo sie der WM-Dritte des Jahres 2003, Vladimir Lumpov, auf den Erfolg einschwor. Dann äußerten sie sich in einem Interview.
Wie ist es zu Ihren Eisspeedway-Aktivitäten gekommen?
Tobias Busch: Der Rennleiter Bernd Sagert und ich haben beim Eisspeedway-Grand Prix im März 2016 in Berlin nur mal kurz über die Möglichkeit gesprochen und danach eigentlich nicht mehr. Im November klingelte dann mein Telefon, und es hieß, wir fahren nach Russland zum Eisspeedway-Training.
Wie haben Sie sich bei Ihren ersten Runden auf Eis angestellt?
Tobias Busch: Gar nicht so schlecht. Es hat auf jeden Fall riesigen Spaß gemacht und ist eine tolle Abwechslung zum Sommersport. Wir haben dort auch ein Trainingsrennen bestritten, bei dem ich sogar ein paar Russen hinter mir gelassen habe. Es ist eine coole Sache, gefällt mir.
Wie geht es bei Ihnen jetzt weiter?
Tobias Busch: Geplant sind mit der Eisspeedwayunion Berlin zunächst einmal drei Jahre. Da ist abzuwarten, wohin der Weg führt. Wir müssen in diesen drei Jahren intensiv daran arbeiten, dann wird man sehen, wo die Reise hingeht.
Was ist für Sie in Sachen Eisspeedway das Nahziel?
Tobias Busch: Ich möchte auf jeden Fall bei der Deutschen Meisterschaft in Berlin dabei sein und dort unter die ersten Acht kommen. Ich weiß, dass ich unter die ersten Fünf oder Sechs kommen sollte, um in der folgenden Saison einen EM- oder WM-Qualifikationsplatz zu bekommen. Aber mein persönliches Ziel ist es, mich im guten Mittelfeld zu platzieren. Das wäre ein großer Erfolg für mich. Leider werde ich demnächst nicht mehr allzu viel Training haben, weil ich schon vor längerer Zeit, noch bevor das mit dem Eisspeedway konkret wurde, für ein Hallen-Speedway-Rennen zugesagt habe. In Berlin komme ich somit wohl erst nächstes Mal aufs Eis. Aber das wird schon, da mache ich mir keine Sorgen. Ich kann ja als Neueinsteiger nur gewinnen. Ich weiß natürlich, dass dort viele Augen auf mich gerichtet sein werden, weil mit Sicherheit auch viele Fans vom normalen Speedway da sein werden. Alles, was besser ist als der letzte Platz, ist eigentlich schon ein Erfolg.
Herr Niedermaier, obwohl Sie schon lange dabei sind, fahren Sie nun erstmals in einem Team. Wie ist es dazu gekommen?
Max Niedermaier: Da es zur Zeit relativ wenige Eisspeedway-Fahrer in Deutschland gibt, hatten Bernd Sagert und Steffen Höppner die Idee, etwas für den Nachwuchs zu tun und haben mich gefragt, ob ich da mitmachen würde. Wir haben dann an Tobias Busch gedacht, der den Sport ja prinzipiell kennt. Zwar ist Speedway und Eisspeedway nicht das Gleiche, aber er weiß schon mal, dass man linksrum fährt, wann das Band hoch geht und so weiter.
Was haben Sie für einen Bezug zum Outdoor-Speedway?
Max Niedermaier: Ich verfolge das eigentlich nur im Internet und gehe manchmal zu einer Veranstaltung bei uns in Bayern, aber nur zum Zuschauen.
Sie waren in Russland zum Training sicherlich nicht nur Lehrmeister. Wie ist es gelaufen?
Max Niedermaier: Wir hatten acht Tage Training und dazu ein Trainingsrennen, welches ich gewinnen konnte. Das war eine super Sache. Ich fühle mich echt gut. Mal sehen, was jetzt kommt. Das allererste ist diesmal die direkte Qualifikation für die Grand Prix-Läufe. 2012 war ich schon einmal direkt drin, doch in den letzten Jahren war ich immer einer der ersten Nachrücker. Diesmal will ich mich am 7. Januar 2017 in Finnland direkt qualifizieren und von Beginn an dabei sein. Dazu muss ich unter die ersten Sechs kommen.
Wie hat sich Ihr "Lehrling" Tobias Busch angestellt?
Max Niedermaier: Ich habe bisher vielleicht fünf Leute das erste Mal auf einem Eisspeedway-Motorrad fahren sehen, aber er war absolut der Beste. Man sah schon, als er das erste Mal rausgefahren ist, dass er es kann. Er braucht natürlich seine Zeit. Andere können auch mit einem Motorrad umgehen, aber bei ihm hat es gleich professionell ausgesehen – super.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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