Was ist bei den Gärtnern los: Halbseitige Räumung der Kolonie Oeyhnausen

Einpacken auf 150 der rund 300 Parzellen: Der Kolonievorsitzende Alban Becker vor seiner Laube. | Foto: Thomas Schubert
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Schmargendorf. Jahrelang stritten sich Gärtner, Politiker und Investoren um Gutachten und Entschädigungsrisiken. Umso schneller räumen die Gärtner jetzt ihre für verloren erklärten Parzellen. Genau gesagt: Die Hälfte. Was hat das zu bedeuten?

Erntezeit im Januar. Ackern bei Bodenfrost. Es ist ein skurriles Bild, was sich Beobachtern am Gartenzaun bietet. Offenbar ist dies der Schlussakt für die Kolonie Oeynhausen, wie man sie über 110 Jahre lang kannte. Und abgesehen von den Meldungen über Umtopfen in der kältesten Zeit des Winters, dringt derzeit wenig von dem nach außen, was hinter den Kulissen diskutiert wird.

Vom Bezirksamt, das mit den Gärtnern und der Groth-Gruppe, die hier, im Reich der Laubenpieper, möglichst bald 700 Wohnungen errichten will, seit Dezember über das weitere Vorgehen spricht, ist wenig zu erfahren. Baurecht besteht. Daran zumindest ließ Stadtrat Marc Schulte (SPD) keine Zweifel. Einen entsprechenden Antrag von Groth habe er jetzt bewilligt, aus Mangel an Alternativen. Denn inzwischen hat sich die Auffassung verfestigt, dass der Bezirk millionenschwere Entschädigungszahlungen leisten müsste, sollte er dem rechtmäßigen Grundstückseigentümer das Bauen versagen.

Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Gärtner und ihre Sympathisanten 2014 einen Bürgerentscheid zur Sicherung des Biotops mit 85 000 Ja-Stimmen gewonnen haben. Da der Bezirk das Risiko nicht tragen will, in einem Gerichtsverfahren gegen die Investoren zu unterliegen und auch das Land Berlin nicht eingreifen möchte, gilt die Kolonie nach jetzigem Stand als verloren.

Die Höhe der Wohngebäude von drei auf sechs Stockwerke zu verdoppeln, um wenigstens die Hälfte der Kolonie Oeynhausen zu schonen – darüber verhandeln alle Seiten vertraulich. Und dass keine Informationen mehr fließen, vergrößert die Sorge derer, die vorsorglich packen.

„Die Leute wissen nichts, aber müssen räumen“, klagte Sprecherin Martina Kelz im Stadtentwicklungsausschuss. „Flächen und Wege sind spiegelglatt, man kriegt kaum Pflanzen aus dem Boden.“ Bis zum 31. Januar muss man retten, was Wert hat. Ob die 50-Prozent Lösung greift, erfahren die Gärtner in diesen Tagen. tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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