Tag der offenen Herzen: Bahnhofsmission wünscht sich mehr Verständnis

Buntes Angebot – großer Andrang. Zwischen 4000 und 5000 Besucher kamen zum Tag der offenen Tür der Bahnhofsmission in der Jebensstraße. | Foto: Matthias Vogel
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Musik, Kaiserwetter, kulinarische Genüsse, launige Grußworte von Politikern – der Tag der offenen Tür der Bahnhofsmission unter dem Titel "Menschen bewegen" am 21. April war eine fröhliche Nummer. Gut so, aber der hehre Zweck war es, auf die Arbeit der Mission aufmerksam zu machen und die Akzeptanz der Öffentlichkeit für die Menschen am Rande der Gesellschaft zu fördern.

"Es ist schon besser als noch vor 15 Jahren", gab Ortrud Wohlwend, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit bei der Stadtmission, zu Protokoll. Mit "besser" meint sie, dass die Gesellschaft offener geworden ist, mehr Verständnis für gescheiterte Existenzen hat. Aufklärungsbedarf gebe es aber immer noch reichlich, deshalb habe ja auf anderen Seite des Gebäudes kürzlich auch das Bildungszentrum zum Thema eröffnet. "Selbst wer Obdachlosen helfen möchte, weiß oft nicht wie – außer mit Spenden. Dieser Hilflosigkeit wollen wir begegnen, auch mit dem Tag der offenen Tür", so Wohlwend.

Drei, die schon einen Schritt weiter sind, laufen heute zwischen den Imbissständen an der Jebensstraße und dem Kuchenbuffet in der Bahnhofsmission am Zoo emsig hin und her, helfen dort, wo sie gebraucht werden: Sylwia, Anja und Bernadette. Drei von etwa 70 ehrenamtlichen Helfern, die zum Gelingen des Events beitragen. Anja ist sich sicher: Man kann nicht genug für Akzeptanz werben. "Das ist ein Tabuthema. Wer einem Obdachlosen begegnet, sieht zu, dass er wegkommt. Damit hat er ja schließlich nichts zu tun. Seit meiner ehrenamtlichen Tätigkeit hier sehe ich das mit anderen Augen. Man denkt darüber nach, was die Leute an diesen Punkt gebracht hat." Sylwia ist seit dem Tag der offenen Tür vor einem Jahr mit an Bord, eine Bekannte hatte sie damals mitgenommen. Seither hilft sie regelmäßig. Das macht sie zufrieden. Auch sie hat ihre Sichtweise verändert. Und Bernadette ist aufgefallen: "Oft ist es den Menschen schon eine Hilfe, wenn man sie wahrnimmt und mit ihnen spricht."

Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Die Linke) hob mit ihren Worten das Engagement von Mitmenschen wie Bernadette, Anja und Sylwia hervor: "Der Dank gebührt den vielen Ehrenamtlichen, die hier Tag für Tag ihre Arbeit machen." Und dem Haushaltsgesetzgeber, der jetzt deutlich mehr Geld für die Wohnungslosenhilfe und damit auch für die Bahnhofsmission zur Verfügung stelle. Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD) stieß ins gleiche Horn: "Dass man seitens der Regierung, des Senats und des Bezirks – hier gilt der Dank speziell Stadtrat Carsten Engelmann – die Notwendigkeit von größerer finanziellen Unterstützung erkannt und in politisches Handeln umgemünzt hat, war und ist enorm wichtig." Naumann unterstrich die Bedeutung der Mission für die Betroffenen: "Sie haben eine Anlaufstelle, von der sie wissen: Hier werde ich menschenwürdig empfangen, so wie ich bin."

Der stellvertretende Leiter der Bahnhofsmission, Wilhelm Nadolny, schätzte die Besucherzahl auf den Tag verteilt auf 4000 bis 5000. Eine Zahl, die vermuten lässt, dass das Thema Obdachlosigkeit die Mitte der Gesellschaft durchaus interessiert.

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

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