Naschen ausdrücklich erwünscht
Kleingärtner spendieren Obst und Gemüse
Am 16. Juni startete das Projekt "OFA – Obst für alle" in der Kleingartenanlage Habsburg-Gaußstraße, eine Initiative der Gärtner in Kooperation mit „Nachhaltige Mierendorff-INSEL/AG Essbare Insel“.
Neun Obstbäume und 80 Sträucher wurden gepflanzt und Äpfel, Pflaumen, Johannis-, Stachel- und Himbeeren warten nun darauf, vernascht zu werden. „Jeder kann die reifen Früchte pflücken oder das mitnehmen, was auf unserem Geschenktisch am Vereinshaus abgelegt wird“, bestätigt Dr. Wolfgang Krüger vom Kleingartenverein. „Die ersten Himbeeren sind schon dran, die anderen Beeren, die Äpfel und Pflaumen sind nächstes Jahr so weit.“ Und damit jeder Besucher auch alles findet, hängen überall viele bunte Schildchen. Die haben die Kinder der Kita Huttenstraße gemalt. Sie gehören mit zu den ersten drei Paten für die frisch gepflanzten Bäume. Auch Fréderic Verrycken (SPD), Mitglied des Abgeordnetenhauses, hat eine Patenschaft übernommen, seine erste. Für ihn ein Ansporn, die Kolonie tatkräftig zu unterstützen, um sich in den Kiez hinein für Schulen, Kitas und alle Anwohner zu öffnen. Die dritte Patin ist Jenny Wieland (Bündnis 90/Grüne) von der Bezirksverordnetenversammlung. Weitere kommen noch hinzu, denn auf allen großen Wegen der Kolonie sollen Bäume und Sträucher gepflanzt werden, die auch Pflege brauchen. Quer durch die Anlage entsteht so eine der größten Obstbaumalleen.
Jenny Wieland ist die Initiatorin des Projektes "Essbarer Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf“. Damit wird angeregt, bei Neupflanzungen von Bäumen, Sträuchern und anderen Pflanzen im öffentlichen Raum bewusst auch essbare Arten einzusetzen. Die Kleingärtner an der Gaußstraße verstehen ihre 1907 gegründete Kolonie nicht nur als privaten Rückzugsort: „Wir sind ein lebendiger Mikrokosmos, den eine solche Stadt dringend braucht, und haben eine große soziale Funktion“, betont Dr. Krüger. „Die Kleingärten sind wichtig für die Lebensqualität der Berliner. Sie sind nicht nur die grüne Lunge Berlins und Versickerungsfläche bei Starkregen, sondern auch beliebte Naherholungsgebiete. Deshalb überlegten wir uns schon vor Jahren, was wir tun können, um uns nach außen zu öffnen. Wir möchten einen Bürgerpark schaffen, der zur Erholung aller Besucher einlädt. Das Glück des Gärtners, der sieht, wie alles wächst und reift, wollen wir mit anderen teilen.“ Sie teilen auch das Obst und Gemüse von ihren 37 Parzellen, das sie selbst nicht verbrauchen. Das liegt dann auf dem Geschenktisch. Derzeit sind es vorrangig Zucchini, ab Mitte August kommen dann auch Äpfel und Birnen dazu, dann „quillt der Tisch über“, wie Dr. Krüger sagt.
Er ist sich sicher: Wenn im nächsten Jahr die Bäume tragen, könnten auch Schulklassen vorbeikommen, sie werden immer was finden zum Mitnehmen. Und zum Lernen. An einer Infowand wird ausführlich „Bienenwunder“ erläutert, die drei Imker in der Kolonie produzieren auch selber Honig. Und an vielen Zäunen hängen Hinweistafeln, was dort jeweils wächst. Wer hätte schon gewusst, dass die Blätter des Giersch, den viele nur als Unkraut kennen, reich an Vitamin C und Provitamin A sind?
Kolonie Habsburg Gaußstraße, Gaußstraße 12, 10589 Berlin, Telefon: 396 38 25.
Autor:Regina Friedrich aus Wilmersdorf |
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