Rudolf-Wissell-Brücke
Bezirk hat eigene Idee für den Neubau

Zwischen der Rudolf-Wissell-Brücke und der bezirklichen Variante (orange) liegen derzeit 20 Hektar weitgehend brachliegende Flächen.  | Foto: Matthias Vogel
3Bilder
  • Zwischen der Rudolf-Wissell-Brücke und der bezirklichen Variante (orange) liegen derzeit 20 Hektar weitgehend brachliegende Flächen.
  • Foto: Matthias Vogel
  • hochgeladen von Manuela Frey

Das Bezirksamt hat während einer Pressekonferenz am 31. Mai eine alternative und spektakuläre Idee für den Neubau der überlasteten und maroden Rudolf-Wissell-Brücke präsentiert. Ihre Umsetzung würde mehr als 20 Hektar Fläche für die Stadtentwicklung frei machen.

Der Planskizze folgend, die Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD) und Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) vorlegten, würden Kraftfahrer der A111 aus Richtung Heckerdamm kommend hoch auf das Brückeniveau gebracht, sich auf direktem Wege der Ringbahn annähern und ab dem Punkt, an dem die Gleise sich gen Süden biegen, exakt über dem Schienenverkehr weiterfahren – eine "Zwei-Etagen-Verkehrsführung" nannte Schruoffeneger das.

Ein abenteuerlich anmutender Entwurf, laut Schruoffeneger aber technisch machbar, wenn auch sicher etwas kostspieliger. "Und natürlich setzt er das Einverständnis der Bahn voraus." Vor allem aber trägt er dem Bedürfnis des Bezirks Rechnung: mehr Platz für Stadtentwicklung. Die bislang mehr oder weniger brach liegenden Areale zwischen der Trasse der Rudolf-Wissell-Brücke und der Bahnstrecke ließen sich so erschließen. Im Norden rechnet das Stadtentwicklungsteam mit einem Plus von mehr als acht Hektar, dann beispielsweise wieder nutzbar für Kleingartenanlagen.

Noch interessanter sind die 14 Hektar des derzeitgen Niemandslandes zwischen der Spree und dem Spandauer Damm. "Die beiden Gewerbegebiete an der Sophie-Charlotten-Straße und auf der westlichen Seite der Autobahn ließen sich relativ einfach verknüpfen. An- oder umgesiedeltes Gewerbe könnte an anderer Stelle Platz für Wohnbebauung schaffen", sagte Naumann. Langfristig biete sich in einem nächsten Schritt die Anbindung der "Sackgasse" Sophie-Charlotten-Straße an den Tegeler Weg an, die das gesamte Viertel verkehrlich erheblich entlasten würde. Fakt sei, so der Rathauschef: "So wie die Brücke jetzt verläuft, nimmt sie uns wertvolle Grundstücke in zentraler Innenstadtlage." Noch ein Vorzug der bezirklichen Variante: Dort, wo die Autobahn in nordsüdlicher Richtung wieder auf die bestehende Trasse münden würde, also nach der Westendbrücke, könnte zwischen den Fahrbahnen und der Wohnbebauung jeweils ein 25 Meter breiter Streifen freigemacht werden. "Gut, um die Lärmbelastung für die Anwohner zu reduzieren", sagte Schruoffeneger. 

Erst vor zwei Wochen hatte die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (DEGES) den Siegerentwurf eines europaweit ausgeschriebenen Architekten-Wettbewerbs veröffentlicht, auf dessen Basis die Planungen nun voranschreiten sollen. Die Architekten Leonhardt, Andrä und Partner (LAP) wollen für Baukosten in Höhe von 200 Millionen Euro bei annähernd gleicher Streckenführung aus einem Bauwerk zwei machen, eines für jede Fahrtrichtung. Damit ließe sich der Verkehr während der Bauzeit aufrecht erhalten – ein ganz wichtiges Kriterium. 

Naumann und Schruoffeneger halten den DEGES-Entwurf für "zu kurz gesprungen", Chancen zugunsten der Stadtentwicklung könnten leichtfertig vertan werden. Seine Bedürfnisse hatte der Bezirk in der Vergangenheit durchaus bei der DEGES vorgebracht. "Aber so richtig diskutieren wollte man mit uns nicht." Seitens der Pressestelle des Unternehmens heißt es dazu förmlich: "Auftraggeber ist das Land Berlin, vertreten durch die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz. Das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf wurde wie andere Träger öffentlicher Belange durch die DEGES in der Vergangenheit zum Stand der Planungen informiert. Für den Neubau der Rudolf-Wissell-Brücke wurde ein Projektbeirat gegründet, in dem alle relevanten Akteure beteiligt sind – unter anderem das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf. In diesen Projektbeirat können alle Ideen, Wünsche und Fragen eingebracht werden."

"Der Umgestaltung des Autobahndreiecks Funkturm wird ein städtebauliches Verfahren vorgeschaltet, da herrscht mit den beteiligten Senatsverwaltungen Einigkeit. Dabei wird geprüft, wie viel Stadt wieder freizubekommen ist", sagte Schruoffeneger bei der Pressekonferenz. "Für die Rudolf-Wissell-Brücke wünschen wir uns etwas Ähnliches." Mit dem veröffentlichten Vorschlag sei die DEGES diesem Wunsch im Moment nicht gefolgt. "Für den Bau braucht es ein Planfeststellungsverfahren, im Rahmen dessen, so finden wir, auch andere Varianten geprüft werden müssen. Es muss am Ende nicht unser Vorschlag werden, aber wir werden ihn als bezirkliche Stellungnahme in die Debatte werfen", so der Baustadtrat. Natürlich müssten für den eigenen Entwurf Grundstücksfragen geklärt und der Bund dazu gebracht werden, auch die Mehrkosten zu tragen. Wichtig sei es zunächst, dass das Thema auf Landesebene überhaupt diskutiert werde.

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

7 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 238× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 999× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 651× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.143× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.031× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.