Roter Stahl und blauer Balken: Deutsche Bank bündelt Kräfte am Ernst-Reuter-Platz

Neu (im Hintergrund) und alt: Neben dem siebengeschossigen Riegel verfügt die Deutsche Bank am Ernst-Reuter-Platz weiterhin über das 15-stöckige Hochhaus der 70er-Jahre. | Foto: Thomas Schubert
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Charlottenburg. Weichenstellung für die Zukunft: Im Neubau in der Otto-Suhr-Allee versammelt die Deutsche Bank 2200 Mitarbeiter aus 65 Nationen. Aufbruchsstimmung hier, Beständigkeit da – ein Kunstobjekt am Eingang vermittelt den Status quo.

Das also ist Kunst am Bau. Das Ergebnis eines harten Auswahlverfahrens, an dessen Ende Dirk Bell hörte: Du baust die Skulptur, die etwas über Gegenwart und Zukunft der Deutschen Bank in Berlin erzählt.

An einem sonnigen Mittag im November sind der Künstler und die Bank am Ziel. Bells Gerüst aus stählernen Leisten verschränkt sich über den Köpfen von Mitarbeitern und Managern. Alarmrot gestrichen, kontrastiert die Skulptur das defensive Blau der Deutschen Bank. Und sie spielt mit dem Markenlogo dieses Unternehmens: dem aufstrebenden Balken im Quadrat. Ihr Namen: „2 Free Space“.

Berlin wird wichtiger

Ihre Position: Auf halbem Weg zwischen dem alten Hochhaus der Deutschen Bank und dem neuen Flachbau – die Heimatbasis für 2200 Mitarbeiter aus allen geschäftlichen Bereichen. Zusätzlich zu den 700, die hier bereits arbeiten.

Ein altes Element und ein neues, verbunden durch ein Produkt der Kreativität – nördlich des Ernst-Reuter-Platzes steht so etwas wie die städtebauliche Umschreibung eines Wunschbilds der Deutschen Bank für ihre Zukunft.

Berlin wird wichtiger in der Gesamtstrategie des Konzerns. Wenn auch nicht so wichtig, dass die Bank ihren Hauptsitz aus Frankfurt zurück an den Gründungsort verlegen möchte. Im Jahre 1870 begab es sich, dass die Deutsche Bank in der Französischen Straße zum ersten Mal Geld verlieh. Im November 2016 lässt sich zur Einweihung des neuen Berlin-Hauptquartiers sagen: Das Geldhaus setzt auf ein multinationales Team. Es setzt auf Digitalisierung. Und es setzt auf den Standort Berlin City-West. Vom 24 Stunden besetzten Callcenter bis zum „Globalen Risikomanagement“ findet sich hier eine immense Bandbreite von Einrichtungen der Bank unter einem Dach vereint.

„Diese Stadt ist für uns eine Bühne und eine Werkstatt", sagte Asoka Wöhrmann, der als Leiter des Privatkundengeschäfts persönlich zur feierlichen Eröffnung des Neubaus zugegen war. „Wir brauchen hier immer mehr Raum, weil wir immer mehr Teams in Berlin ansiedeln“, nannte er den Grund für die Erweiterung am Hochhausstandort Ernst-Reuter-Platz. Berlin sei „die heimliche Hauptstadt der Deutschen Bank“.

Bankenkrise wirkt nach

Wegen der hier verwurzelten Innovationskraft eröffnete man schon zuvor das „Quartier Zukunft“ in der Friedrichstraße und veranstaltete einen „Hackathlon“ mit 60 Softwareentwicklern. In kürzester Zeit gelang es dabei, neue digitale Angebote zu erstellen, die Kunden zugute kommen.

Dass die Kunden nach Negativschlagzeilen über die Deutsche Bank Verbesserungen erwarten dürfen, dazu mahnte der Vertreter des Senats. Staatssekretär Hans Reckers sprach vor der versammelten Belegschaft von einem „Vertrauensproblem“. Und er machte deutlich, dass die Deutsche Bank in Zeiten der niedrigen Zinsen und der Digitalisierungen rasch Antworten finden müsse. Zudem wirken Banken- und Eurokrise aus seiner Sicht immer noch nach.

Asoka Wöhrmann wiederum sieht eine solide Grundlage für die Neuausrichtung gegeben, schenken doch der Deutschen Bank in Berlin immer noch 600 000 Kunden ihr Vertrauen – „und da sind alle dabei: vom Studenten bis zum globalen Unternehmer“. Allerdings werden sie alle Ende 2017 einen Verlust bemerken: Bis dahin schließt die Deutsche Bank in Berlin 43 ihrer 80 Filialen. tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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