Straßen für Kultur
Nächster Vorschlag für temporäre Nutzung von Straßenland
Gerade die Kulturbranche darbt noch immer ganz besonders wegen Corona. Immer wieder kommen von dort deshalb Ideen für zumindest ein paar mehr Auftrittsmöglichkeiten.
Eine davon heißt Vorstellungen im öffentlichen Raum. Ähnlich wie schon bei den Spielstraßen oder bei Parkflächen für den Außenbetrieb soll auch Künstlern temporär Platz für ihre Aktivitäten zur Verfügung gestellt werden. Dafür stark macht sich unter anderem der Friedrichshainer Kulturnetzwerker Hajo Toppius. Geeignete Orte ließen sich finden, meinte er bei der Videositzung des Kulturausschusses und nannte namentlich die Helsingforser Straße. Dort gäbe es wenig Durchgangsverkehr und mit dem benachbarten Wriezener Bahnhofsgelände auch genügend Raum, um Abstandsgebote einzuhalten.
Klaus Gruber stand als Beispiel, was dort gezeigt werden könnte. Er ist Musiker und Puppenspieler und ist mit einer Pop-up-Bühne samt Puppentheaterfahrradanhänger unterwegs. Zumindest in normalen Zeiten. Auch unter Corona-Bedingungen würde er seine Street-Art gerne wieder häufiger präsentieren.
Einen Fürsprecher fanden beide in Werner Heck (Bündnis 90/Grüne), dem Vorsitzenden des Kulturausschusses. Der hatte auch gleich eine Beschlussempfehlung parat. Ihr grob zusammen gefasster Tenor: Das Bezirksamt soll solchen Möglichkeiten wohlwollend gegenüber stehen und sie unterstützen. So, wie das bereits andere Bezirke wie Pankow, Lichtenberg oder Marzahn-Hellersdorf beabsichtigen. Und das möglichst schnell. Denn sinnvoll seien solche besonderen Freiluftevents nur während der kommenden Sommermonate.
Parks und Sportplätze übernutzt
Das fand zwar keinen absoluten Widerspruch, stieß aber auf einige Hinweise und Vorbehalte. Etwa bei Kulturstadträtin Clara Herrmann (Bündnis 90/Grüne). Kulturprogramm in Parks oder gar auf Sportplätzen könne sie sich überhaupt nicht vorstellen. Die seien bereits jetzt übernutzt. Außerdem erinnerte sie daran, dass sich auch Kunstprojekte für zusätzlichen öffentlichen Raum im Rahmen der Parkplatzumwidmungsinitiative des Bezirks hätten bewerben können. Auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Sebastian Forck befürchtete durch den Vorstoß weitere Konflikte verschiedener Interessengruppen und enthielt sich deshalb.
Bürgermeisterin Monika Herrmann (Bündnis 90/Grüne) machte vor allem auf die Verantwortung aufmerksam, die sich Anmelder solcher Auftritte aufhalsen. Wenn Abstände nicht eingehalten werden oder sich zu viele Menschen versammeln, hafte der Organisator. Und das könnte teuer werden. Das abschreckende Beispiel war für sie und für Clara Herrmann die aus dem Ruder gelaufene Bootsparade für den Erhalt der Clubkultur am Pfingstsonntag im Urbanhafen. Die hätte dem Anliegen eher entgegen gewirkt, fand die Kulturstadträtin. Aber wenn ein entsprechender BVV-Beschluss vorliegt, werde das Bezirksamt sich auch mit eventuellen temporären Open-Air-Orten für Künstler beschäftigen.
Die Darbietungen dort müssten aber einen nichtkommerziellen Charakter haben, darüber bestand wiederum Einigkeit. Als Ersatz für derzeit entgehende Einnahmen könnten sie nicht dienen, stellte auch Werner Heck heraus. Möglich wäre aber, einen Spendenhut herumgehen zu lassen.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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