Schnelle Einsatztruppe räumt auf
Kiezhausmeister ziehen Jahresbilanz

Kiezhausmeister mit Annika Gerold. Auf der Velo Berlin bekam das Projekt den Engagementpreis "Fahrrad Berlin" verliehen. | Foto: Kiefert
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Seit einem Jahr touren sieben Kiezhausmeister mit dem Lastenrad durch Friedrichshain und Kreuzberg. Mit Werkzeug und geschickten Händen sorgen sie dafür, das Parks und Straßen aufgeräumt bleiben. In den Kiezen kommt die schnelle Eingreiftruppe gut an. Doch das Projekt droht bald auszulaufen.

Paul Brandt zückt sein Cuttermesser. Der löchrige Maschendrahtzaun muss runter. Dimitrios Christovasilis und Sven Putzmann packen mit an. Hier ist Teamwork gefragt. Eine halbe Stunder später hängt zwischen den Zaunpfählen wieder engmaschiges Fliegengitter. „Hier fliegt kein Tischtennisball mehr durch“, stellt Brandt zufrieden fest.

Sven Putzmann (l.) und Ingo Becker erneuern den Maschendraht.  | Foto: Ulrike Kiefert
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Die Männer in blauer Arbeitskleidung schauen heute auf dem Friedrichshainer Rudolfplatz nach dem rechten. Zäune instandsetzen, Parkbänke reparieren, Graffiti wegschrubben, Glasscherben und Schrotträder einsammeln – all das und noch viel mehr gehört zu ihrem Job. Denn Paul Brandt und seine sechs Kollegen sind Kiezhausmeister. Seit einem Jahr fahren sie mit E-Bikes durch ihre sieben Reviere. Hinter sich her ziehen sie riesige Lastenanhänger. In den gelben Aluboxen haben die Kiezhausmeister Werkzeug und Materialien verstaut. „Eine Trapezleiter, Besen, Schippen, Zangen, Kettensägen, Heckenscheren, Bolzenschneider, Flex, Hochdruckreiniger, Reinigungsmittel und Müllbeutel gehören dazu“, sagt Paul Brandt. Da kommen schon mal locker 150 Kilo zusammen.

150 Kilo Werkzeug passen in die Lastenanhänger der Kiezhausmeister. | Foto: Ulrike Kiefert
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Den Begriff Kiezhausmeister hat man sich von Neukölln abgeschaut, sagt Roland Schmidt, Fachbereichsleiter öffentlicher Raum im Grünflächenamt. Doch während sich die Truppe in Neukölln eher sozial engagiere, sei von den Kiezhausmeistern in Friedrichshain-Kreuzberg handwerkliches Geschick gefragt. Zum Rudolfplatz ist an diesem Tag auch Umweltstadträtin Annika Gerold (Grüne) geradelt, um nach einem Jahr Projektlaufzeit Bilanz zu ziehen. Und die kann sich durchaus sehen lassen. Laut ihrer Liste haben die sieben Kiezhausmeister 310 Grünanlagen-Schilder neu beklebt, 33 Sitzbänke ausgetauscht, über 200 Bänke repariert, mehr als 100 Schrottfahrräder und unzählige Graffiti entfernt, über 40 Meter Hundeauslaufzäune ausgebessert und 175 Meter Vliesbelag mit Fallschutz auf Spielplätzen verlegt. Knapp 160 Bäume haben sie beschnitten, zum Beispiel in der Gneisenaustraße, wo die Äste in den Radweg ragten. Auch Müll und leere Flaschen sammeln sie ein, kümmern sich um offene Stromkästen und kaputte Laternen. „Egal, mit wem ich spreche, alle sind begeistert von den Kiezhausmeistern“, sagt Annika Gerold. „Es ist ein erfolgreiches Projekt.“

Projektförderung läuft aus

Trotzdem sei es nicht sicher finanziert, so die Stadträtin. Das Geld kommt bislang aus dem Senatsprogramm „Saubere Stadt“, was das Projekt jedoch nicht dauerhaft subventioniert, sondern nur bis Ende dieses Jahres. Zwar setzt das Straßen- und Grünflächenamt das Projekt Kiezhausmeister gemeinsam mit der Stiftung SPI (Sozialpädagogisches Institut Berlin) um. Doch die könne es nicht allein finanzieren, sagt Roland Schmidt. Immerhin gehe es um rund 400 000 Euro im Jahr. Da die Kiezhausmeister zum Parkraummanagement des Straßen- und Grünflächenamtes gehören, sieht Schmidt hier aber die Möglichkeit, das Projekt mit etwas Geld aus diesem Budget weiterzufinanzieren, „wenigstens für die ersten Monate in 2023“.

„Wir hoffen alle, dass wir das Projekt trotz knapper Kassen verstetigen können“, sagt Annika Gerold. Vor allem für die Mitarbeiter, die „mit viel Engagement und Herzblut“ dabei seien.

Dass es für sie weitergeht, wünschen sich auch Sven Putzmann und Michael Papst. Die gelernten Maler und Maurer sind gern Kiezhausmeister. „Immer an der frischen Luft und im Gespräch mit Leuten, das macht Spaß.“ Und sie werden gebraucht, da sind sich beide sicher. „Uns Kiezhausmeister gibt es so nur in Friedrichshain-Kreuzberg.“

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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