Echte Polizisten, präventiv im Einsatz
Beamte klären im Kiez über Einbrüche auf
Wer an Haustüren klingelt, erhält oft interessante Einblicke. Auch die Polizei. Etwa, wenn sich dahinter ein ganz spezieller Massagesalon befindet.
Beratungsbedarf habe sie zwar nicht, erklärt die Frau, die dort öffnet. Aber dass die Uniformierten hier vorbeischauen, findet ihren Beifall. Deshalb noch „alles Gute und einen schönen Tag“. Eine Begegnung, die auch die Einsatzkräfte schmunzeln lässt. Sie sind am 23. Mai auf Präventionstour in Friedrichshain, um über Einbruchsschutz und Trickbetrüger aufzuklären. Im Kiez um den Wühlischplatz und im Quartier zwischen Hausburg- und Petersburger Straße oder entlang der Sonntagstraße. Dazu gab es einen Infostand im Ring-Center an der Frankfurter Allee.
Die Polizei, in diesem Fall der Abschnitt 51, macht häufiger solche Aktionen. Wenn auch nicht immer in dieser Größenordnung. Ein Anlass waren vermehrte Einbrüche. Auch wenn die inzwischen rückläufig seien, wie Gordon Roloff, Präventonsbauftragter des Abschnitts, ebenfalls betont. Denn noch immer werde es Wohnungsdieben zu leicht gemacht. Vor allem bei den sogenannten "Falltürfällen". Damit meint die Polizei zum Beispiel nicht abgeschlossene Eingänge.
Wie bei einer Erdgeschosswohnung in der Gryphiusstraße. Sich hier Zugang verschaffen, würde kein allzu großes Hindernis bedeuten. Es scheint auch niemand da zu sein. Ein Beamter wirft einen Einbruchsschutzflyer in den Raum. Wenn der Bewohner nach Hause kommt, soll ihn das Flugblatt zum Nachdenken und Fensterschließen anregen.
Im Vorfeld wurde der Kiezspaziergang angekündigt. Manche Menschen schienen die Streifen schon zu erwarten, etwa Joachim Knopp. Dass die Polizei Präsenz zeigt, findet er wunderbar. Er lässt sich auch gerne weiteres Informationsmaterial aushändigen. Findet er, dass seine Wohngegend sicher ist? "Ich würde mal sagen, zu 80 Prozent."
Geschäftsleute und Restaurantbetreiber waren Ziel der Visiten der Kriminalhauptkommissare Linda Hartmann und Uwe Grunert. Es ging dabei auch um bauliche Veränderungen, damit ungebetenen Gästen der Zugang zu ihrem Gewerbe zumindest erschwert wird. Vor allem bei Nebenräumen und nicht sofort einsehbaren Zugängen könnten viele Laden- und Lokalbesitzer noch nachrüsten, stellten die Kommissare fest. Und sie raten dringend davon ab, über Nacht eine größere Menge Bargeld in den Geschäftsräumen zurückzulassen. Selbst bei sehr späten Schließzeiten. "Zwischen vier Uhr früh und Vormittag bleibt genügend Zeit für einen Einbruch."
Es gibt technische Möglichkeiten, wie ein Eindringen in Wohnungen und Geschäfte weitgehend unterbunden werden kann. Im Ring-Center werden einige präsentiert. Vor allem Fenster und Türen, die sich auch mit einiger "Berufserfahrung" nicht ohne weiteres aushebeln lassen. Ein älterer Herr lässt sich von Gordon Roloff darüber informieren und lobt den Service. Dass die Polizei für eine individuelle Beratung gebucht werden kann, hat er bisher nicht gewusst. "Ich werde darauf zurückkommen. Das sind auf jeden Fall die besseren Experten, als irgendwelche Scharlatane."
Die Broschüren auf dem Tisch vor Gordon Roloff warnen nicht nur vor Einbruch. Sie handeln von Abzocke, Diebstahl, Raub und wie die Gefahren zumindest minimiert werden können. Leider noch nicht völlig ausgerottet sei der sogenannte Enkeltrick, sagt der Präventionsbeauftragte. Ein Dieb gibt sich als naher Verwandter aus und erleichtert Rentner um ihr Geld. Mit Hilfe pfiffiger Senioren, die den Schwindel erkannt hätten, wären aber schon mehrere Vertreter dieser Spezies dingfest gemacht worden. "Da jauchzt dann das Ermittlerherz".
Auch falsche Polizisten werden immer wieder aktenkundig. Oder auch nicht, weil Geschädigte aus falscher Scham keine Anzeige erstatten. Täter geben sich als Beamte aus und lassen sich unter einem Vorwand Bares oder oder andere Wertsachen aushändigen. Ohne entsprechende Identifikation auch keinen vermeintlichen Vertreter der Staatsmacht in die Wohnung lassen, lautet also der Rat.
Wenn dagegen echte Polizisten in Sachen Aufklärung unterwegs sind, scheinen sie auch in Friedrichshain auf ziemliches Wohlwollen zu stoßen. Wie erfolgreich die Aktion am Ende war, lasse sich natürlich nicht so einfach feststellen, sagt Stefanie Unglaube, von der Pressestelle der Direktion 5. Ein Erfolg wäre bereits, wenn mehr Menschen für das Thema Vorbeugung sensibilisiert worden sind.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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